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Windkämpfer

Windkämpfer

Titel: Windkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Redick
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sollte ich erklären, was wir auf dem Barmherzigkeitsdeck zu suchen hatten, obwohl es jetzt gesperrt ist? Dann zeigte Jervik seine blauen Flecken vor. Sagte, ich wäre auf ihn losgegangen, als er dazu kam, wie ich an Tascha eine ungehörige Bitte richtete. Was mag er damit gemeint haben? Dass sie mir Essen aus der Ersten Klasse besorgen sollte?«
    »Das bedeutet Küsse und so was, Neeps.« Nun schmunzelte Pazel.
    Neeps errötete noch tiefer. »Dieser Dreckskerl«, sagte er. »Ich bringe ihn um!«
    »So etwas sagt man nicht einmal im Scherz!«, mahnte Pazel so scharf, dass er selbst überrascht war. »Außerdem kannst du nicht alle Jerviks und Uskins dieser Welt umbringen.«
    »Ich wäre schon mit einem oder zweien zufrieden.«
    Pazel seufzte. »Du hast mir immer noch nicht erklärt, wie du hier gelandet bist.«
    »Ganz einfach«, sagte Neeps. »Sie wollten mich im nächsten Hafen an Land setzen. Aber etwa zu der Zeit, als Uskins uns trennte, entdeckte der Ausguck die Lady Apsal – ein Getreidefrachter, du kennst sie, nicht wahr?«
    »Natürlich«, sagte Pazel. »Ein Schiff von Etherhorde.«
    »Sie war tatsächlich auf dem Weg zurück nach Etherhorde. Wir gingen längsseits und tauschten Postsäcke aus. Und da die Lady Apsal als nächsten Hafen Uturphe anlaufen wollte, bat Rose ihren Kapitän, uns ›mit dem übrigen Müll‹ dort abzuwerfen. Wie findest du das?«
    »Ungefähr so wie du. Was geschah dann?«
    Neeps steigerte sich allmählich wieder in einen heiligen Zorn hinein. »Swellows – die Zunge möge ihm verfaulen – setzte dem Ganzen noch die Krone auf! Er sagte mir, er hätte dich in das Wirtshaus am Schwarzbrunnen geschickt. Natürlich habe ich dort sofort nach dir gesucht.«
    »Und die Flikker gefunden.« Pazel legte sich wieder hin und bedeckte die Augen mit der Hand. »Tut mir leid, Bruder.«
    »Hör zu, Kumpel, nenn mich nie wieder so.«
    »Wie, ›Bruder‹? Wieso denn nicht, um Rins willen? Ich hatte nie einen besseren Freund als dich.«
    »Dann nenn mich Freund, aber nicht Bruder – wenn dir dein Leben lieb ist.«
    Da war sie wieder: diese flammende Wut in Neeps’ Augen. Pazel hütete sich, noch weiter zu widersprechen.
    »Dann also Freund«, sagte er etwas betreten. Sein Blick fiel auf Neeps’ Kragen. »Beim Höllenfeuer! Du hast da einen richtig bösen Bluterguss auf der Schulter. Der ist ja so schwarz wie Tinte.«
    Neeps starrte ihn an. »Gib mir einen Tritt, Kumpel, ich hab’s vergessen! Das ist Tinte! Es ist eine Botschaft an dich.«
    »Eine Botschaft?« Pazel hob den Kopf. »Von wem?«
    Wieder packte Neeps der Zorn. »Von Jervik, wenn du mich fragst. Als ich erwachte, hatte mir das jemand auf die Haut geschrieben. Und Jervik wusste, dass ich in Uturphe nach dir suchen wollte. Vielleicht wollte er noch ein letztes Mal triumphieren. Diese Dreistigkeit, es ist nicht zu fassen! Das Seltsamste ist, er hat eine fremde Sprache benützt. Keiner von uns Teerjungen konnte sie lesen.«
    »Aber bei den brennenden Fischen, Neeps, ich hätte sie lesen können! Und wenn es nun doch nicht Jervik war?«
    »Wer sonst hätte etwas so Fieses getan?«
    »Die Ixchel!«
    »Ixchel? Ixchel?« Neeps’ Augen wurden groß. »Willst du sagen, die Chathrand ist mit Kriechlingen verseucht?«
    »Nenn sie nicht so.«
    »Du meinst, du hast das gewusst – und hast zugelassen, dass einer von denen mich als Tintenlöscher missbrauchte?«
    »Sie sind nicht so schlecht, wie wir glauben.«
    »Was du nicht sagst!«, höhnte Neeps. »Und warum hast du dann keiner Menschenseele von deinen Schiffe versenkenden Freunden erzählt?«
    »Weil sie gedroht haben, mich sonst zu töten.«
    »Wie reizend. Vermutlich konntest du sie dank deiner Gabe hören?«
    »So fing es an. Aber wenn sie gehört werden wollen, dann brauchen sie sich nur ein wenig anzustrengen – sie nennen es ›die Stimme beugen‹ – und schon kommen Worte aus ihrem Mund, die jeder hören kann.«
    Pazel zog Neeps’ Kragen zurück und legte seine Schulter frei. Dann rief er bestürzt: »Es ist ja fast alles weggewaschen! Ich kann nur noch ›Simja‹ und ›muss‹ lesen. Oh Neeps, du Knallkopf! Wenn es nun wichtig war?«
    Neeps schaute über die Schulter. Dann schloss er die Augen. »›Relaga Pazel Pathkendle eb Simja glijn. Ilenek ke ostrun hi Bethrin Belg.‹ Das war’s. Ich habe es auswendig gelernt, für alle Fälle! Pazel! Was hast du denn?«
    Pazel zitterte am ganzen Körper. Dennoch schlug er die Augen nieder. »Such dir irgendeine Beschäftigung«,

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