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Windkämpfer

Windkämpfer

Titel: Windkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Redick
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Müllhalden aus. Vom Stadtpalast war eine Wand zusammengebrochen und mit neuen Steinen notdürftig geflickt worden. An Stelle der ormalischen Sonne wehte nun Arquals Fisch mit dem Dolch über ihm. Überall ragten die schwarzen, verrußten Ruinen ehemaliger Türme, Tempel und Geschäfte in den Himmel.
    Neeps stellte sich schweigend an seine Seite.
    »Mein Haus steht noch«, sagte Pazel tonlos. »Siehst du es da oben auf dem Berg? Das mit der weinumrankten Mauer. Die Laube, heißt es. Wer mag jetzt wohl dort wohnen?«
    »Bei dieser Stadt haben sie ganze Arbeit geleistet«, sagte Neeps. »Auf Sollochstol haben sie nur die Schiffswerft niedergebrannt. Und natürlich die Männer zum Kriegsdienst eingezogen. Und unsere Königin an die Krokodile verfüttert.«
    »Das wusste ich nicht.«
    »Wie solltest du auch? Es stand nicht unbedingt im Meeresboten.«
    »Das hier geht auf das Konto von Taschas Vater. Er hat die Flotte befehligt.«
    »Und weißt du, was ich glaube?«, sagte Neeps. »Früher oder später ergeht es ihnen genauso. Arqual, meine ich. Etherhorde. Eines Tages gerät alles aus den Fugen, und dann wird sich irgendjemand irgendwo für alles rächen.«
    Pazel sah ihn an. Diesmal klang Neeps’ Stimme nicht hasserfüllt. Die Prophezeiung bereitete ihm keine Freude. Dann wanderte Pazels Blick an der Schulter seines Freundes vorbei. Und er erstarrte.
    In der Bucht von Ormael ankerte die Chathrand.
    »Neeps …«
    »Ich sehe sie!«
    Für einen Moment war es, als starrten alle Augen auf der Rupin wie gebannt auf das Große Schiff. Wie immer sprengte es jeden Rahmen. Die ormalischen Frachtboote, die zwischen ihm und dem Ufer hin und her fuhren, wirkten wie Ameisen neben einer Wassermelone. Es würde eine Woche dauern, sie zu entladen, dachte Pazel. Aber er glaubte nicht, dass sie so lange bleiben würde.
    »Unser Glück hat sich endlich doch gewendet«, sagte Neeps. »Wir müssen direkt an ihr vorbeifahren, um in Ormaelport anzulegen. Jedenfalls kommen wir auf Rufweite heran.«
    »Sei mal kurz still!«, bat Pazel. Neeps gehorchte verdutzt. Fast fünf Minuten standen sie schweigend da. Dann sah Pazel ihn an und führte ihn ein paar Schritte nach achtern.
    »Die beiden Seeleute an der Reling«, flüsterte er und schaute in die entsprechende Richtung. »Sie reden Keperisch miteinander und glauben, dass niemand sie versteht. Ich höre ihnen schon den ganzen Vormittag mit halbem Ohr zu, und jetzt haben sie endlich etwas gesagt, womit ich etwas anfangen kann.«
    »Etwas über uns?«, fragte Neeps leise.
    Pazel nickte. »›Verdammt schönes Schiff‹, sagte der Große, und der Kleinere antwortete: ›Die Chathrand ? Ja, und sie hat viele reiche Männer an Bord, Bruder. Ungeheuer reiche und mächtige Männer! Einer der Herren bezahlt für unsere ganze Fahrt.‹
    ›Meinst du, er ist der Boss von Mr. Druffle?‹, fragte der andere. Und darauf sagte der Kleine: ›Druffle nennt ihn nur ›den Kunden‹. Er ist auch derjenige, für den wir die kleinen Taucher beschaffen sollten.‹ Das war alles.«
    Neeps starrte ihn an. »Jemand auf der Chathrand … hat uns gekauft?«
    »Hörte sich ganz danach an«, nickte Pazel. »Aber wer sollte das sein? Bestimmt nicht Rose – der hatte uns ja schon, und wir waren ihm keine Schweineborste wert. Nein, ich würde meine linke Hand darauf verwetten, dass es der Zauberer ist, vor dem uns Ramachni gewarnt hat.«
    »Und Druffle arbeitet für ihn«, sagte Neeps. »Wetten, dass er deshalb den einen oder anderen Zaubertrick im Ärmel hat – eine Leihgabe des Magiers. Aber wenn wir so greimig wichtig sind, warum hat er uns dann überhaupt erst den Flikkern überlassen?«
    »Weil wir eben nicht wichtig sind«, sagte Pazel. »Die Flikker erwähnten mit keinem Wort, dass wir vorher auf der Chathrand waren, und Druffle hat nicht nachgefragt. Und mich hätte er beinahe nicht gekauft, weißt du noch? Dieser Zauberer will Taucher haben – irgendwelche Taucher, nicht gerade uns.«
    Neeps schaute wieder zur Chathrand hinüber. »Wahrscheinlich siehst du das richtig. Aber da ist noch etwas, Kumpel. Wir legen nicht in Ormael an.«
    Pazel fuhr hoch. Es stimmte. Sie hatten vor einigen Minuten die Hafeneinfahrt von Ormaelport erreicht und ließen sie bereits wieder hinter sich. Die Rupin zuckelte weiter.
    »Wir hätten es uns denken können«, sagte Neeps. »Mit den Volpek an Bord dürfen wir nicht in den Hafen. Schon erstaunlich, dass wir so dicht daran vorbeifahren.«
    »Neeps«, flüsterte Pazel aufgeregt.

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