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Windkämpfer

Windkämpfer

Titel: Windkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Redick
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von der Chathrand geflüchtet?«
    »Ja«, sagte Dri. »Sie hat sich in Ormael heimlich davongemacht, und niemand weiß, wo sie sich aufhält. Die Männer des Statthalters nehmen die ganze Stadt auseinander. In nur fünf Tagen soll die Hochzeit stattfinden. Aber sie hat uns nicht verraten, Taliktrum, das weißt du genau – nicht einmal an ihren geliebten Ramachni, den Magier. Er hat durch die Ratte Feltrup von uns erfahren.«
    »Sie sind doch wohl beide verrückt?« Neeps sah Pazel flehentlich an.
    »Diadrelu«, sagte Pazel. »Was führt dich hierher?«
    »Eine Verschwörung«, sagte sie feierlich.
    »Ein Händler«, sagte Taliktrum. »Ein dicker Mann, der Seife verkauft.«
    »Seife?«, fragte Pazel. »Ihr meint den Opaltiner – diesen Ket?«
    »Das ist nur einer von seinen Namen. Aber kommt jetzt. Vor Einbruch der Dunkelheit müssen wir noch einen weiten Weg zurücklegen, und die Volpek sind immer noch hinter euch her.«
    »Was ist mit Druffle? Was habt ihr ihm angetan?«
    »Wir haben uns seinetwegen in Unkosten gestürzt«, sagte Dri. »Wir haben ihn mit einem Pfeil geritzt, der in Blanë getaucht war, das auch Narrentod heißt. Er wird bald aufwachen, auf dem Pfeil war nur eine winzige Dosis.«
    »Warum führt ihr ein so unheimliches Gift mit euch?«
    »Das geht dich nichts an«, fauchte Taliktrum. »Das Gift hat dich vor dem Messer dieses Mannes gerettet – genügt dir das nicht?«
    »Es gibt viel zu besprechen«, sagte Diadrelu. »Aber erst müssen wir höheres Gelände erreichen.«
    Die Ixchel führten sie, von Ast zu Ast fliegend und immer wieder Ruhepausen auf den Schultern der beiden Jungen einlegend, nach Norden. Das Fliegen fiel ihnen sichtlich schwer, denn wenn sie landeten, waren sie jedes Mal erschöpft, und Pazel konnte sich kaum vorstellen, wie sie es geschafft hatten, sich so weit von der Chathrand zu entfernen.
    Er und Neeps waren allerdings noch in weitaus schlechterer Verfassung. Mühsam und mit schmerzenden Gliedern, gezeichnet von Schnittwunden und Blutergüssen, schleppten sie sich hinter Dri und Taliktrum her. Eine Stunde verging, eine zweite. Die Sonne versank allmählich hinter den Bäumen.
    Unvermittelt hatten sie festen Boden unter den Füßen. Pazel wollte seinen Augen kaum trauen. Sie standen auf einem erhöhten Damm aus festgestampfter Erde, in den sich zwei Radfurchen eingegraben hatten. Dazwischen wuchs Moos. Die Straße schlängelte sich nach beiden Seiten durch die Sümpfe.
    »Auf diesem Weg sind wir heute Morgen ins Moor gefahren«, erklärte Diadrelu. »Mit diesem Mr. Ket und einem Zug von sehr verdächtigen Wagen. Ket hatte Ormael mitten in der Nacht verlassen. Wir waren in einer Werkzeugkiste versteckt und konnten nicht sehen, was er unterwegs tat. Aber die Wagen hielten dreimal an, und wir hörten Kinder schreien. Bei der ersten Gelegenheit schlüpften wir hinaus und konnten mit ansehen, wie die Karawane an einer Stelle, die von Gestrüpp und Ranken gut getarnt war, in das Krebsmoor einfuhr. Ich schätze, es handelt sich um einen Schmugglerweg. Ket muss inzwischen schon ziemlich weit sein.«
    Sie sah die beiden Jungen an. »Ihr seid am Ende eurer Kräfte«, sagte sie. »Ruht euch aus, wir halten Wache.«
    Neeps und Pazel widersprachen nicht, sondern ließen sich sofort zu Boden fallen. Die Ixchel flatterten auf einen Ast etwa ein Dutzend Fuß über der Straße, dort gingen sie auf und ab und tuschelten miteinander. Taliktrum zeigte auf die Jungen und gestikulierte empört. Dri bedeutete ihm, sich zu beruhigen.
    Nach einer Stunde rüttelte sie die beiden sanft aus dem Schlaf. Es war jetzt fast dunkel, im Westen verriet nur ein mattroter Schein über den Bäumen, wo die Sonne untergegangen war. Die Jungen erhoben sich ächzend und mit steifen Gliedern. Die Ixchel standen mit verschränkten Armen vor ihnen und beobachteten sie.
    »Hört jetzt gut zu«, sagte Dri endlich. »Nachdem man euch an Land gesetzt hatte, geschahen üble Dinge auf dem Großen Schiff. Meister Mugstur, der Rattenkönig, hat Kapitän Rose zum Ketzer erklärt und geschworen, ihn zu töten. Sandor Ott – getarnt als Hauptmann Nagan – und seine Geliebte Syrarys …«
    »Ich wusste es doch!«, rief Neeps. »Das Weib ist ein Aasgeier.«
    »… haben Taschas Vater so geschwächt, dass er sich kaum noch von seinem Bett erheben kann. Wir wissen nicht, was für ein Gift sie verwenden und wie sie es ihm verabreichen. Töten werden sie ihn allerdings erst, wenn Tascha und Prinz Falmurqat der Jüngere vermählt sind.

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