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Windkämpfer

Windkämpfer

Titel: Windkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Redick
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Wellen hatten Schaumkronen, das Wasser in seinem Mund schmeckte nach Land. Er stieß Luft aus, erzeugte Blasen. Eine riesige Welle hob ihn in die Höhe, unter sich sah er den Kies auf dem Meeresgrund.
    »Schnappt sie euch! Schnappt sie euch oder schießt sie tot! Nein, NEIN …«
    Von hinten kam ein lautes Schmatzen. Pazel fuhr herum und sah gerade noch, wie Druffles Boot unter einer riesigen Sturzwelle begraben wurde. Die Volpek wurden kopfüber in die Brandung geschleudert; Druffle war einfach verschwunden. Dann traf die Welle Pazel an der Brust, er wurde aufgehoben, herumgeworfen wie ein Stück Kork, über den Grund geschleift und mit aufgewirbeltem Kies überschüttet. Dann zog sich das Wasser zischend zurück, und er blieb flach auf dem Bauch am Ufer liegen.
    Mund, Nase und Augen waren voller Sand. Er hob den Kopf. Die Welt drehte sich noch immer. Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass er sich ins Meer erbrochen hatte.
    Links von ihm lag Neeps auf der Seite und würgte noch.
    Pazel kämpfte sich hoch und schaute auf seinen Freund hinab.
    »Knochenbrüche?«
    »Pah«, sagte Neeps.
    »Dann steh auf, Kumpel.«
    »Mir gefällt es hier ganz gut.«
    Fünfzig Meter von ihnen entfernt zogen sechs Volpek ein Rettungsboot aus den Wellen. Pazel riss Neeps heftig am Arm.
    »Los jetzt!«
    Sie taumelten vom Ufer weg und versuchten, in Laufschritt zu fallen. Vor ihnen lagen die Dünen, und jetzt erschienen sie viel höher und steiler als von der Rupin aus. Die seeseitigen Hänge waren vom Wind ausgehöhlt und wölbten sich über den Jungen.
    »Ihnen nach! Bewegt euch, ihr fetten Mehlsäcke!«
    Das war Druffles Stimme. Pazel sah seine hagere Gestalt der Brandung entsteigen wie ein Meeresgott, nur war er mit einem Entermesser bewaffnet.
    »Bleibt stehen, ihr Burschen!«, rief er. »Zwingt uns nicht, zu Pfeil und Bogen zu greifen!«
    »Kannst mal einen Tintenfisch küssen!«, brüllte Neeps zurück.
    Prompt schwirrten die Bogensehnen. Die schwarzen Pfeile fielen ringsum zu Boden und bohrten sich bis zur Fiederung in den Sand. Die Jungen erreichten die Dünen und kämpften sich den Hang hinauf. Neeps kletterte wie ein Affe, aber Pazel geriet ins Rutschen. Der Sand gab bei jedem Schritt nach; es war wie ein neuer Kampf mit den Wellen. Hinter ihm lachten die Volpek. Doch dann sanken seine Füße so tief ein, dass sie irgendwo Halt fanden, und er schoss innerhalb von Sekunden zum Dünenkamm hinauf.
    Bis dahin hatte er nur vorgehabt, sich auf der anderen Seite hinunterzustürzen und den Sand wie eine Mauer zwischen sich und die Bogenschützen zu bringen. Doch als er sah, was vor ihm lag, erstarrte er.
    Das Krebsmoor.
    Es reichte fast bis an den Fuß der Dünen heran. So weit das Auge reichte, erstreckte sich der graugrüne Morast, durchsetzt von verkrüppelten Bäumen, stacheligem Gestrüpp, Moos und Ranken, mit Tümpeln gesprenkelt, eingehüllt in einen weißen Nebel, der in dichten zähen Schwaden darüberzog. Eine scheinbar endlose, düstere Hölle, die einen durchdringenden Geruch nach Verwesung und Salzlauge verströmte.
    »Du kannst da nicht stehen bleiben, du Narr!«
    Neeps riss ihn mit sich, und gemeinsam glitten sie an der Rückseite der Düne hinab. »Wir müssen hinein in den Sumpf«, sagte Neeps. »Wenn wir sie jetzt abhängen, finden sie uns nie mehr.«
    Pazel sagte nichts. Das Moor summte wie eine riesige Maschine, und er erkannte mit Schrecken, dass das Geräusch von zahllosen Insektenflügeln erzeugt wurde.
    Dennoch stürzten sie sich hinein. Ein Pfad war nirgendwo zu sehen; es hätte nicht einmal festen Boden dafür gegeben. Der Sand ging über in Lehm und der Lehm in schwarzen Schlamm. Die Krüppelbäume schlossen sich über ihnen wie gichtige Hände.
    Vom Dünenkamm erschallte Druffles Stimme, er schickte seine Männer hinab in den Sumpf. Warum tut er das?, dachte Pazel. Wieso lässt er uns beide nicht einfach laufen?
    Ohne Schuhe war es hier kaum auszuhalten. Der Schlamm saugte sich bei jedem Schritt an den Füßen fest wie ein Lebewesen, und aus den Tiefen wuchsen Pflanzenstängel empor wie spitze Speere. Durch das Gestrüpp konnten sie nicht mehr als zehn Meter weit sehen, und als die Dünen hinter ihnen zurückblieben, senkten sich die unheimlichen Nebelschwaden auf sie herab. Hier und dort brach die Sonne durch, aber die grellen Strahlen blendeten mehr, als dass sie erhellten. Auch alle Geräusche waren verzerrt. Pazel hörte die Volpek fluchen und durch das Wasser planschen, aber waren sie rechts oder links von

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