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Windkämpfer

Windkämpfer

Titel: Windkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Redick
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sich. Auf dem Käfig kauerte ein Volpek und winkte. Er konnte nur von den höheren Masten des Schiffs hinter ihnen gekommen sein, aber niemand hatte ihn an Bord klettern hören. Mit seinem runden Kahlkopf erinnerte er Pazel an einen sonnenverbrannten Affen. Er grinste frech zu ihnen hinab.
    »Der Rote Wolf!«, sagte er. »Darauf kommt es an. Silber ist schön, und Gold ist erste Sahne, aber wir müssen diesen roten Eisenwolf finden, ob es stürmt oder die Sonne sticht. Ohne ihn kommt nämlich keiner von uns mehr nach Hause, kapiert? Also lasst nichts liegen, was Pfoten hat. Das ist Regel Nummer eins.
    Regel Nummer zwei lautet: am Leben bleiben. Die Kugel enthält genügend Luft, aber davon könnt ihr nur eine Lunge voll mit ins Wrack nehmen. Sucht euch die Seele aus dem Leib, aber wenn ihr den Atem nicht länger anhalten könnt, dann zieht dreimal an eurem Seil. Und ihr werdet sehen – wir holen euch schneller heraus, als ihr ›ertrunkener Hund‹ sagen könnt!
    Am Ende jedes Seils hängen ein Sack, ein Ring und ein Haken. Kleine Schätze kommen in den Sack. Große Stücke werden mit dem Seil umwickelt. Dann macht ihr den Haken am Ring fest und zieht zweimal – für Beutegut nur zweimal – und vergesst nicht, euch selbst ans Seil zu hängen!
    Den Kiel der Lythra werdet ihr sehen, sobald ihr den Meeresgrund erreicht. Der Rest des Schiffes liegt in einzelnen Teilen östlich oder vielleicht auch nördlich von hier. Sie hatte sich nämlich zwischen zwei Felsen verkeilt, und irgendwann hat die Flut sie kurzerhand auseinandergerissen. Was sich im Inneren befand, wird seit vierzig Jahren durch die Gegend gespült.«
    Er hielt inne, dann schenkte er ihnen ein aufmunterndes Lächeln, das nicht ganz echt wirkte. »Noch eine Kleinigkeit: Was ihr womöglich über See-Murten gehört habt, ist barer Unsinn! Geschwätz von Fischweibern! In der Nelu Peren gibt es seit mehr als hundert Jahren keine Murten mehr! Die Menschen haben sie ausgerottet. Nehmt euch lieber in Acht, damit sich eure Leine nicht an scharfen Korallen verfängt, und hütet euch vor den greimigen Wedeln. In einem Tangwald verirrt man sich leicht, und diese Sorte – Flügeltang – ist die tückischste von allen. Das Grünzeug ist schlimmer als jedes Gespenst, denkt an meine Worte.«
    Er wurde unterbrochen. Von der Barkasse drangen Rufe herüber. Männer drängten sich um den Tauchschacht und feuerten die Volpek am Gangspill mit Armbewegungen an. Die stemmten sich ein letztes Mal mit den Schultern gegen die Stangen, und die Bathysphäre stieg mit einem Rauschen wie ein auftauchender Wal aus der Öffnung. Ströme von Wasser liefen an ihr herab; lange Tangbänder hingen ins Meer. Wozu schafft man einen solchen Koloss hierher?, dachte Pazel. Noch dazu heimlich! Zusammen mit Fuhrwerken, drei Schiffen und vielleicht hundert Mann? Alles nur wegen eines eisernen Wolfs?
    Als sie näher kamen, fiel eine Strickleiter aus dem Boden der Bathysphäre. Ein Mann an Deck packte das Ende und befestigte es am Kran. Sofort stieg eine Reihe von jungen Leuten herab. Sie zitterten, ihre Bewegungen waren träge. Alle sahen sehr mitgenommen aus. An Deck angekommen, ließen sie sich einfach fallen.
    Als Nächstes folgten Körbe mit Fundstücken wie jenen, die die Volpek am Ufer untersucht hatten. Sie wurden in einen anderen Käfig an der uferseitigen Hälfte des Transportsystems verladen. Nun waren die Neuankömmlinge an der Reihe.
    Der kahlköpfige Volpek kletterte außen an ihrem Käfig herab. »Zurücktreten!«, rief er und stieß mit dem Fuß die Falltür auf. Ein Mann warf ihm das Ende einer zweiten Strickleiter zu. Sie hatte an der Unterseite zwei kurze Taue, die er flugs an die Käfigstangen band. Dann rief er: »Hinunter mit euch! Nun macht schon! Oder muss ich euch auf die Finger treten?«
    Sie kämpften sich die schwankende Leiter hinab. Pazel sah jetzt, dass der Boden der Bathysphäre ein offenes Loch von etwa acht Fuß im Durchmesser war. An Deck drängten sich die Gefangenen aneinander. Von denen, die aus der Bathysphäre gestiegen waren, hatte sich noch keiner wieder erhoben.
    Die Volpek befahlen ihnen, sich in einer Reihe so aufzustellen, dass sie mit den Zehen den Rand der Tauchöffnung berührten. Die letzten Körbe wurden aus der Kugel abgelassen, dann folgte eine dritte Leiter.
    »Hinauf«, lautete der Befehl.
    Und so stiegen sie in die dunkle Öffnung der Bathysphäre. Als Pazel Kopf und Schultern durch das Loch steckte, wurde er von kräftigen Händen an den Armen

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