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Windkämpfer

Windkämpfer

Titel: Windkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Redick
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erklärte sie ihnen, und sie habe in den Buchten um Tholjassa nach Schwämmen getaucht, seit sie zwölf war. Der verschüchterte kleine Junge hieß Mintu und war ihr Bruder.
    »Dieser Zauberer muss verrückt sein«, sagte sie. »Noch nie hat jemand mit einem Schatz die Geisterküste verlassen. Dieser Ort ist verflucht, das weiß doch jeder. Seht ihr das Wrack?« Sie zeigte auf einen einzelnen schiefen Mast in der Ferne.
    Pazel nickte. »Was ist damit?«
    »Das ist ein mzithrinischer Blodmel mit neunzig Kanonen. Tholjassanische Schiffe drehen ab, wenn sie nahe genug sind, um ihn zu sehen. Sie sagen, sein Kapitän hätte bei Ebbe etwas Glänzendes gesichtet. Er sei selbst hinabgetaucht und mit einem goldenen Tramland-Stern wieder heraufgekommen. Ein einziges Sternchen. Er warf es seinem Sohn zu, sagte, der Meeresboden sei mit Edelsteinen bedeckt, und tauchte wieder ab, um mehr zu holen. Das Wasser war nur zwanzig Fuß tief, aber er kam nicht zurück.«
    Sie winkte verächtlich ab.
    »Sein Schiff ließ ihn, wo er war, und fuhr genau den gleichen Weg zurück, auf dem es gekommen war. Doch wo vorher nichts gewesen war, stieß es jetzt auf ein Riff, das ihm den Rumpf weit aufriss. Die Mannschaft ging in die Rettungsboote, doch dann kam ein Sturm auf und überflutete die Boote, und der Einzige, der sich retten konnte, war der Mann, der den goldenen Stern ins Wasser zurückgeworfen hatte. Von hier kann man nicht einmal eine Muschel mitnehmen, das weiß doch jeder.«
     
    Die Mzithrini taten das, was Tascha am meisten fürchtete. Sie warteten ab.
    Damit verschafften sie sich Bedenkzeit und konnten sich von ihrer Verblüffung darüber erholen, dass ihr Bruder binnen Sekunden von einem unbewaffneten Mädchen überwältigt worden war. Jetzt war sie zwar nicht mehr unbewaffnet, aber sie war immer noch allein.
    Sie warteten also, und Sekunden später erschienen die drei Krieger, die zurückgeblieben waren, um die Volpek zu beobachten, auf der Düne. Sie sahen die goldhaarige Erscheinung und den Mann, der stöhnend und zuckend zu ihren Füßen lag. Prompt zogen alle fünf Mzithrini mit müheloser Eleganz ihre Schwerter, schwangen sie über den Köpfen und rückten vor.
    Tascha hatte eine Fähigkeit, die sogar Hercól für außergewöhnlich hielt: Sie konnte in Blitzesschnelle zwischen mehreren Möglichkeiten wählen. Die fünf wirbelnden Klingen bewogen sie zu einer Entscheidung, von der sie selbst kaum weniger überrascht war als die Mzithrini. Sie warf ihr eigenes Schwert von sich.
    Die Vernunft brauchte nur einen Sekundenbruchteil, um den Instinkt einzuholen. Oh, den Göttern sei Dank. Denn jetzt wusste sie, dass ein Kampf ihr Tod gewesen wäre. Die Waffe war ihr nicht vertraut, schmal am Griff, breit und schwer an der Spitze. Nicht einmal gegen einen damit ausgebildeten Mann hätte sie sich behaupten können, geschweige denn gegen fünf.
    Die Männer starrten sie an, zögerten aber einen Augenblick. Sie hielt immer noch das Messer in der Hand.
    Für die nächste Entscheidung brauchte Tascha etwas länger. Weglaufen? Unmöglich. Sich ergeben. Wohl kaum – der Mann, gegen den sie gekämpft hatte, könnte sie jederzeit beiseiteziehen, um sie zu ermorden. Sie fiel auf die Knie, packte den Verletzten am Hemd, zog ihn an ihre Brust und drückte ihm das Messer an die Kehle.
    Die anderen blieben sofort stehen. Das Opfer erwachte aus seiner Benommenheit. Sie verstärkte den Druck der Klinge, bis er sie spürte. Seine Augen öffneten sich, Tascha spürte, wie sich seine Muskeln spannten. Zunächst bewegte sich nur der Strandhafer im Wind.
    Eines war auszuschließen: Er würde sich nicht selbst ins Messer stürzen. Selbstmord war nach dem Alten Glauben verboten. Nun waren allen die Hände gebunden. Das gab Tascha Zeit, noch einmal nachzudenken.
    Mzithrin-Phrasen tanzten vor ihren Augen. Wer wird vermählt? Tascha und Seine Hoheit werden vermählt.
    »Ich … ich gelobe …«, stammelte sie.
    Wieder waren die Männer verblüfft. »Du sprichst Mzithrin?«, fragte einer, offenbar der Anführer.
    »Wenig, wenig! Ich Freund!«
    »Freund.«
    Aus der Nase des Verletzten sickerte Blut. Er legte ihr matt die Hand auf den Arm. Sie drückte ihm die Klinge noch fester an die Kehle.
    Die anderen wagten sich einen Schritt näher heran. Konnte sie ihnen begreiflich machen, dass sie die Friedensbraut war? Wie sollten sie ihr glauben?
    Endlich fielen ihr die Worte wieder ein: »Hört mein Gelöbnis, ihr alle!«
    Es klang unbeholfen, aber sie wurde

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