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Windkämpfer

Windkämpfer

Titel: Windkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Redick
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und wie ihn bei ihrer Berührung Wärme durchströmte.
    Genau in diesem Moment überfiel ihn der Hirnkrampf.
    Er brach donnernd über ihn herein wie eine Herde durchgehender Pferde, Die Panik überwältigte ihn. Klyst rief etwas, aber er hörte nur die gefürchteten Geräusche. Er wusste, dass er nicht sprechen konnte – aber was wäre schlimmer, Schweigen oder Kauderwelsch? In beiden Fällen würde sie glauben, er hasse sie.
    »SQUALAFLAGRAPAGA! PAJ! NAG! ZELURAK!«
    Sie weinte und schrie. Er ließ sich auf den Meeresboden fallen und hielt sich die Ohren zu. Aber er konnte den Lärm nicht ausschließen. Und im nächsten Moment gesellten sich andere Stimmen dazu, leiser und zorniger. Ein Dutzend männliche See-Murten legten Hand an ihn, bissen ihn mit ihren spitzen Zähnen, würgten ihn und kratzten ihn mit scharfen Nägeln. Sie mussten die ganze Zeit auf der Lauer gelegen haben. Klyst flehte heulend um Gnade für ihn.
    Das Gezeter war ohrenbetäubend. Aber Klyst siegte, die Murten-Männer ließen ihn los. Laut schluchzend zog sie ihn, verfolgt von den wütenden Männern, zur Oberfläche empor. Pazel stellte fest, dass auch er weinte. Aber seine Tränen leuchteten nicht, und so würde Klyst nie davon erfahren.
    Die Bathysphäre stieg langsam aus den Wellen empor. Klyst hielt einen Meter darunter an und bedeckte seine Hände mit Küssen. Sie sah ihn an und wartete. Er beugte sich über ihre Hände, um sie ebenfalls zu küssen, aber sie schüttelte den Kopf. Er sollte mit ihr sprechen.
    Er biss sich auf die Lippen. Er würde ihr die Misstöne nicht zumuten.
    Klyst sah seinen Blick und stieß einen letzten quälenden Schrei aus. Noch bevor die Laute vollends verstummt waren, löste sie sich auf. Es geschah ganz plötzlich. Gerade hatte sie noch fest und greifbar vor ihm geschwebt, im nächsten Moment sah er den Tang durch ihre Haut. Und noch einen Augenblick später (der Schrei erlosch wie eine Kerze) war kein Murten-Mädchen mehr da.
    Die Murten-Männer fauchten ihn hasserfüllt an und wandten sich zur Flucht. Pazel holte tief Luft – und begann sofort zu husten. Er konnte kein Wasser mehr atmen.
    Wild um sich schlagend, tauchte er auf. Er war von Booten umringt. Weiße Nebelwolken rasten über das Wasser heran. Zwanzig Fuß vor ihm hing die Bathysphäre über dem Deck der Barkasse. Die Volpek standen staunend um die Kugel herum. Und genau unter ihr stand Arunis und hatte die Arme erhoben.
    Die Volpek in der Kugel ließen den Roten Wolf durch die Öffnung hinab. Der Zauberer reckte sich ihm verzückt entgegen. Als seine Finger ihn endlich berührten, stieß er ein Bellen aus, das Pazel sogar trotz seines Hirnkrampfs als Lachen erkannte.
    Was habe ich getan?
    Er paddelte auf die Barkasse zu. Stoß ihn ins Meer, ertränke ihn, ertrinke mit ihm.
    Er hatte nur daran gedacht, Klyst und ihr Volk zu retten. Und dabei hatte er einem Ungeheuer in die Hände gespielt.
    »Ich bringe dich um! «
    Arunis hörte das unartikulierte Kreischen und sah sich suchend um. Und dann …
    WUMM!
    Eine riesige Welle. Pazel wurde zurückgeschleudert und in die Tiefe gerissen. Volpek purzelten von Deck. Arunis konnte den Wolf nicht mehr halten und stürzte ins Meer.
    Geschützfeuer!
    Irgendwie kam Pazel wieder hoch. Jetzt waren alle aus ihrer Starre erwacht. Männer rannten umher, Ruder tauchten ins Wasser; Entsetzen stand in sämtlichen Gesichtern.
    WUMM! WUMM!
    Sie wurden angegriffen.
    Rechts von Pazel wurde ein Beiboot zerschmettert. Wasser, Holz und Blut spritzten durch die Luft. Pazel schrie um Hilfe und schwamm auf das nächste Boot zu. Es war übervoll. Die Volpek und ihre jungen Gefangenen drängten sich aneinander wie die Würmer in einer Köderbüchse. Und das Boot entfernte sich viel schneller, als er schwimmen konnte.
    »Hilfe! Hilfe!« (»Quak! Quak!«)
    Er nahm die Verfolgung auf, aber seine Kräfte hatten ihn verlassen. Die nächste Welle drückte ihn nach unten, und als er sich wieder emporkämpfte, war ihm klar, dass es das letzte Mal sein würde.
    Nicht nur die Verdurstenden, auch die Ertrinkenden werden von Visionen heimgesucht, wie jeder Seemann weiß. Pazel war daher nicht allzu überrascht, als er in dem sich entfernenden Boot vertraute Gestalten erblickte. Neeps schlug mit den Fäusten um sich. Tascha kämpfte wie ein Krieger. Und da, der Mann, der einen Volpek nach dem anderen ins Meer warf, war Hercól von Tholjassa. Ein schöner Traum, dachte Pazel, aber er glaubte keine Sekunde daran.
    »WUMM!«
    Die Kämpfer duckten

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