Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Windkämpfer

Windkämpfer

Titel: Windkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Redick
Vom Netzwerk:
Syrarys.
    Dem Himmel sei Dank für diese Frau, dachte der Statthalter. Sie gibt sich wirklich alle Mühe.
    »Von den Weingütern von Jasbrea«, murmelte Kapitän Rose und betrachtete stirnrunzelnd den Fisch. »Auf Fulne.«
    »Ganz richtig, Kapitän!«, lobte der Statthalter. »Sie sind ein Kenner.«
    »Ich bin ein Trinker.«
    Uskins, der Erste Maat, lachte; es klang, als piekse man ein Schaf mit einem Dolch. Die Gattin des Statthalters schnalzte mit der Zunge und machte das Zeichen des Baumes.
    »›Wein ist auf Flaschen gezogener Kummer und daher zu meiden‹«, zitierte sie. »Rins einundzwanzigstes Gebot. Finden Sie nicht, Kapitän, dass …«
    Ihr gegenüber hob Lady Oggosk die Lider und richtete ihre kalten, milchig blauen Augen forschend auf die Frau des Statthalters. Die beendete ihren Satz nicht.
    Ein Diener trat ein. Sein angewiderter Gesichtsausdruck zeigte deutlich, dass er eine schlechte Nachricht brachte. Behalte sie für dich, dachte der Statthalter. Dennoch ließ er zu, dass der Mann sie ihm ins Ohr flüsterte.
    Tatsächlich war es gar keine schlechte Nachricht. Der Statthalter sprang auf.
    »Man hat sie gefunden!«
    »Gefunden?«, rief Eberzam Isiq. »Tascha, gefunden? Wo ist sie?«
    »Ich bin hier, Papa.«
    Sie stand schon in der Tür! Unverletzt, geradezu abgeklärt. Sie lief nicht auf ihren Vater zu, sondern trat langsamen, gelassenen Schrittes zu ihm und legte ihre Hand auf die seine.
    »Mein Kind!«, sagte er und erstickte fast an seinen Gefühlen oder am Schwertfisch. »Wo bist du …«
    »Du schreckliches Mädchen!«, kreischte Syrarys und umarmte sie. »Ich war krank vor Sorge! Weißt du, dass ich die ganze Zeit kein Auge zugetan habe?«
    »Wahrscheinlich laufen Sie die ganze Nacht ruhelos im Schloss herum«, sagte eine Stimme vom Haupteingang her.
    Allen bis auf Tascha stockte der Atem. Doktor Ignus Chadfallow trat in den Raum, gefolgt von einem Jungen, der ziemlich mitgenommen aussah.
    Auch der Botschafter erhob sich. »Ignus! Pathkendle! Wie in aller Welt kommt ihr hierher?«
    »Auf einem Volpek-Schiff, Exzellenz, aber das ist eine lange Geschichte. Im Augenblick sind mir die Schrecken seiner Kombüse am lebhaftesten in Erinnerung. Besteht denn wenigstens Hoffnung, hier noch etwas zu essen zu bekommen, Statthalter?«
    »Hallo, Mr. Uskins«, sagte Pazel ruhig und sah den Ersten Maat offen an. Dann drehte er sich um und schenkte Fiffengurt ein Lächeln voll aufrichtiger Zuneigung.
    »Du Schlingel!«, strahlte Fiffengurt.
    Der Statthalter verlangte stotternd zwei weitere Gedecke.
    »Besser vier«, sagte Chadfallow.
    »Wer kommt noch, außer Ihnen dreien?«, fragte Uskins.
    »Schwieriges Rätsel, nicht wahr?«
    Die Neuankömmlinge nahmen Platz. Tascha setzte sich neben Syrarys, ihrem Vater gegenüber.
    »Wo bist du gewesen, mein Augenstern?«, fragte Isiq rundheraus.
    »Im Norden«, antwortete sie. »An der Geisterküste.« Dann sah sie Syrarys an. »Ich sterbe vor Durst. Kann ich von deinem Wein kosten?«
    Syrarys schob ihr den Becher zu. »Du hast uns zu Tode erschreckt! Wir dachten, du wärst nicht mehr am Leben!«
    »Und das durfte natürlich nicht sein«, bemerkte Chadfallow.
    »Doktor!«Isiq wurde wütend. »Sie sind mein ältester Freund, aber diesen Ton kann ich nicht dulden! Sie reden mit meiner rechtmäßig angetrauten Gemahlin!«
    »Ich habe die traurige Pflicht, Ihnen mitzuteilen«, erklärte Chadfallow, »dass ich soeben mit Ihrer Giftmischerin gesprochen habe.«
    Aufschreie der Empörung. Einer der Diener glaubte offenbar, Chadfallow beziehe sich auf den Fisch und brach in Tränen aus. Syrarys weinte laut. Isiq warf seine Serviette auf den Tisch und schien kurz davor, den Arzt zum Duell zu fordern. Lady Oggosk knabberte an einem Stück Brot.
    »Sie sind eifersüchtig!«, rief Syrarys. »Sie hatten immer etwas gegen Eberzams Liebe zu mir!«
    »Ganz im Gegenteil«, sagte Chadfallow. »Ich hätte ihm sein Glück von Herzen gewünscht. So sehr, dass ich die Anzeichen des Verrats so lange übersah, bis sie mir förmlich ins Gesicht sprangen.«
    »Wovon zum Teufel reden Sie überhaupt, Mann?«, rief Isiq.
    »Das wüssten Sie, wenn meine Briefe Sie erreicht hätten. Aha, da kommt der letzte Gast.«
    Vor dem Eingang stand, reglos wie ein Toter, Sandor Ott.
    Isiq winkte ihm gebieterisch. »Nur herein, Nagan! Worauf warten Sie?«
    Ott schien tatsächlich Hemmungen zu haben, den Raum zu betreten. Syrarys sah ihn unverwandt an. Endlich fasste er sich ein Herz, durchquerte den Saal und kniete

Weitere Kostenlose Bücher