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Windkämpfer

Windkämpfer

Titel: Windkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Redick
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abgegriffen, folgte.
    Der Statthalter stieß einen tiefen Seufzer der Erleichterung aus und setzte sich. Und Ott hob das Messer wieder auf und schleuderte es auf Lady Oggosk.
    In den nächsten drei Sekunden überstürzten sich die Ereignisse. Hercól schnellte vor und fing das Messer im Flug. Oggosk schrie aus voller Kehle. Sandor Ott sprang auf den Tisch und lief auf der Platte weiter. Tascha stieß ihm ihre Gabel ins Bein, aber Ott schlug sie hart ins Gesicht, ohne dabei aus dem Tritt zu kommen. Dann hatte er das Tischende erreicht, setzte einen Fuß auf den Kopf des Statthalters, drückte ihm das Gesicht in seinen Teller und sprang auf das Rundfenster in seinem Rücken zu.
    Doch genau im gleichen Moment flog ein zischender roter Fleck auf Otts Kopf zu: Sniraga.
    Ein durchdringendes Klirren, es regnete buntes Glas. Dann hatte Hercól das Fenster erreicht.
    »Er ist im Hof!«, rief er. »Lasst das Fallgatter herunter! He, ihr da unten! Runter mit dem Tor!«
    Stille. Dann ein lautes Rasseln. Hercóls Schultern sanken herab.
    Er wandte sich wieder um und sagte: »Die Katze sitzt heil und gesund in den Gardenien, Herzogin, und hat mit ihren Krallen den Meister der Spione für sein Leben gezeichnet. Statthalter, Ihre Männer haben den Palast abgeriegelt …«
    »Sieg!«, jubelte die Frau des Statthalters.
    »… aber erst eine Sekunde nachdem Ott ihn verlassen hatte.« Hercól seufzte. »Sie können Ihre Gendarmen, Ihre Bluthunde und die Hafensoldaten in Marsch setzen. Sie können die ganze Stadt auseinandernehmen oder was davon noch übrig ist. Aber finden werden Sie ihn nicht.«
     
    *     *     *
     
     
    »Wollen Sie behaupten, die beiden hätten das seit Jahren geplant?«, fragte der Statthalter, während ein Diener ihm Schwertfischreste aus dem Bart zupfte und ein anderer ihm die Pfeife anzündete.
    »Da bin ich mir ganz sicher«, antwortete Isiq bedrückt. »Syrarys war immer so erpicht darauf, nach Simja zu ziehen. Jetzt weiß ich, warum.«
    »Man hatte Sie in Tressek Tarn mit Todesrauch betäubt«, sagte Chadfallow leise.
    »Todesrauch!«, rief Tascha entsetzt. »Diese Ungeheuer! Dem Himmel sei Dank, dass wir nur eine Nacht dort waren.«
    »Ich werde einige Untersuchungen durchführen müssen«, fuhr Chadfallow fort, »aber ich fürchte sehr, dass die Tropfen, die Sie die ganze Zeit über einnahmen, ebenfalls Todesrauch enthielten.«
    »Aber Sie können ihn doch hoffentlich heilen?«, fragte Tascha.
    Der Arzt schlug die Augen nieder.
    »Nein«, sagte Isiq. »Das kann er nicht. Eine völlige Heilung ist nicht möglich. Man wird im Lauf der Jahre widerstandsfähiger, aber ein Todesrauchsüchtiger lechzt nach der Droge, bis er stirbt. Bei der Marine habe ich sogar erlebt, dass Männer dafür gestorben sind.«
    »Sie werden nicht sterben«, sagte Chadfallow. »So viel kann ich Ihnen versprechen. Aber vielleicht müssen Sie kämpfen, Exzellenz – kämpfen wie ein Tiger, um Herr über sich selbst zu bleiben.«
    »Da wir gerade von Tigern sprechen …«, sagte Pazel.
    Man hörte ein Scharren, und Sniraga zog sich durch das Fenster in den Raum und stolzierte steifbeinig auf Lady Oggosk zu. Tascha beobachtete verstohlen, wie die alte Frau ihr Schoßtier aufhob. Warum hast du uns geholfen?
    Oggosk hatte den Blick offenbar bemerkt. Die trüben blauen Augen hefteten sich auf Tascha.
    »Wohin du auch gehst, ich folge dir schnell«, flüsterte sie.
    Diese Worte kenne ich, dachte Tascha. Sie hatte sie schon einmal gehört, aber wo? Die Erinnerung wollte nicht gleich kommen. Doch dann hatte sie es: der Smaragdring der Mutter Prohibitor. Der Spruch war um den Smaragd herum eingraviert. War Oggosk womöglich eine Lorg-Schwester? Hatte auch sie einen Kirschbaum im Obstgarten gepflanzt? Hatte sie vor Tagesanbruch zum Gebet auf eiskalten Steinen gekniet? Hatte sie auf Taschas Bank gesessen?
    Die Worte der Mutter Prohibitor kamen ihr in den Sinn: Auf dem Weg, den dein Schicksal dich zu gehen zwingt, wird immer mindestens eine der Unseren in deiner Nähe sein. In höchster Not kannst du dich an sie wenden; sie darf dir ihre Hilfe nicht versagen.
    »Wenn Sie mein Freund sind«, flüsterte sie Oggosk zu, »warum haben Sie dann Ihre Katze geschickt, um mein Halsband zu stehlen?«
    Bei dieser Frage zuckte die alte Frau heftig zusammen. »Zu spät für all das, zu spät!«, murmelte sie.
    »Was heißt das, zu spät?«
    Doch jetzt wich Oggosk ihrem Blick aus.
    »Diese Schurken haben wirklich keine Mühe gescheut!«, sagte der

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