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Windkämpfer

Windkämpfer

Titel: Windkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Redick
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erfahren, von denen kein Mensch jemals etwas ahnte«, sagte Chadfallow leise.
    »Aber ich will keine zweite solche Sprache mehr lernen«, rief Pazel so leidenschaftlich, dass alle aufschauten. »Klyst nannte mich ›Land-Junge‹ – wollt ihr wissen, warum? Weil das Wort für ›Mensch‹ ›Striglyffn-chik‹ heißt. Das geht mir nicht mehr aus dem Kopf. Chik. Aber ich rede Unsinn. Ich bin lieber still. Striglyffn-chik. Verzeihung.«
    Diesmal dauerte das Schweigen länger. Die anderen waren zusammengezuckt. Die See-Murten-Silben klangen aus dem Mund eines Menschen wie misstönendes Kreischen. Marita und Mintu starrten Pazel an wie zwei Fische. »Er hat den Schluckauf«, flüsterte der kleine Junge.
    »Pazel«, sagte Tascha langsam, »was geht dir nicht mehr aus dem Kopf?«
    »Dieses Wort«, sagte er. »Es ist das einzige Wort für ›Mensch‹, das sie haben. Und es bedeutet ›die Bestie, die uns alle töten wird‹. So sehen sie uns. Ich wünschte, ich hätte es nie erfahren.«
    Als niemand den Faden der Geschichte wieder aufnahm, holte Pazel tief Luft. »Ich möchte gerne noch wissen, wie ihr so viele Volpek besiegen konntet. Ihr wart doch in der Minderheit? Drei zu eins, oder?«
    »Eher vier zu eins«, sagte Doktor Chadfallow. »Wir verdanken unseren Erfolg der tholjassanischen Taktik.«
    »Und wir hatten unnatürlich viel Glück«, fügte Hercól hinzu. »In dem Nebel, der sich vom Moor hereinwälzte, konnten wir uns unbemerkt bewegen, und er dämpfte auch alle Geräusche. Zuerst hüllte er Arunis’ Lager an der Küste ein, und wir fielen dort über die Volpek her und töteten sie fast lautlos. Dann zog der Nebel wie eine große Mauer auf das Meer hinaus, und wir folgten ihm. War er vielleicht das Werk der Küstengeister oder der Murten, mit denen du dich angefreundet hattest, Pazel? Ich weiß es nicht. Jedenfalls schlichen wir uns im Schutz dieser unheimlichen Schwaden an Bord des Frachtschiffs, und obwohl einige unserer Leute dabei fielen, brachten wir auch das in unsere Gewalt, und Arunis schöpfte noch immer keinen Verdacht.«
    »Ich habe das Werk eurer Hände gesehen«, sagte Pazel ernst und erinnerte sich an den toten Volpek, von dem er befürchtet hatte, es sei Neeps.
    »Hinterher ließen wir die Boote zu Wasser und fuhren mit der Hauptströmung nach Westen, um die Hemeddrin von hinten anzugreifen. Sie mussten wir unbedingt als Nächstes einnehmen. Mit ihren Geschützen hätte sie die Meeresbarkasse zu Kleinholz machen können.«
    »Das haben wir bemerkt«, sagte Neeps.
    »Die Schüsse kamen von den Freibeutern«, erklärte Hercól. »Sie waren etwas zu sehr darauf erpicht, möglichst viele Volpek zu töten. Wir Tholjassaner hatten niemals vor, auch nur ein einziges Geschütz abzufeuern. Aber es bestand die Gefahr, dass sich die Volpek an ihren Gefangenen rächten, wenn sie erfuhren, dass wir ihr Kampfschiff erobert hatten. Wenn sie nun die Kugel mit den Gefangenen darin versenkt hätten? Deshalb schickte ich Tascha mit dem letzten Käfig voller Taucher hinaus. Und deshalb ließen wir vier uns auch aus den Booten gleiten, als wir die Meeresbarkasse erreichten, traten im Schutz des Nebels Wasser und warteten auf ihr Zeichen, dass ihr alle heil die Kugel verlassen hättet.«
    »Nur konnte ich das Zeichen nicht geben«, sagte Tascha, »weil du immer noch vermisst wurdest.«
    »Und dann feuerten die Freibeuter die Kanonen ab?«
    »Auf die Meeresbarkasse«, nickte Hercól.
    »Mit anderen Worten, genau auf uns«, sagte Marila.
    »Du hattest großes Glück, Pazel«, sagte Neeps. »Du warst am Versinken, als Mintu dich entdeckte. Du hattest das Bewusstsein verloren.«
    »Du hast etwas gut bei mir, Kumpel«, sagte Pazel. Mintu betrachtete lächelnd seine Zehen.
    Hercól lächelte den Geschwistern zu. »Unsere Landsleute werden euch alle sicher in eure Dörfer geleiten, nachdem ihr euch in Ormael ein wenig ausgeruht habt. Fasundri, die Furchtlosen – so wird man euch nennen.«
    Er legte die geballte Faust an die Stirn, genau wie Tascha es auf der Brücke im Galgenpark von Etherhorde gesehen hatte, und die tholjassanischen Geschwister antworteten mit der gleichen Geste. Pazel sah Marila an und bemerkte, dass Neeps’ Blick in die gleiche Richtung ging. Sie war ein seltsames Geschöpf, kalt wie ein Fisch, aber sie würden sie vermissen.
    »Und damit ist die Geschichte fast zu Ende«, sagte Chadfallow. »Die Tholjassaner brachten das Schiff in ihre Gewalt und bezahlten den Freibeutern ein hübsches Sümmchen für

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