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Windkämpfer

Windkämpfer

Titel: Windkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Redick
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Ihr Ehrgeiz wohl größer als Ihre Klugheit. Ich kenne Ihr Gesicht, Ott, aus meiner Zeit als Sondergesandter in dieser Stadt. Sie kamen als Händler verkleidet hierher, sammelten aber insgeheim Informationen für die Errettung der Chereste.«
    »Die Invasion, wollten Sie wohl sagen«, verbesserte Eberzam Isiq.
    Pazel sah ihn erstaunt an.
    »Ich habe Sie wiedererkannt«, führ Chadfallow fort, »als ich nach Etherhorde zurückkehrte. Sie standen stets irgendwo im Schatten. Schließlich stellte uns der Kaiser in aller Form einander vor – und ich musste ihm schwören, Stillschweigen zu bewahren. Aber ich hatte lange vorher einen anderen Eid geschworen – nämlich Arqual gegen alle Feinde zu verteidigen.«
    »Auch ich habe diesen Eid geschworen«, sagte Ott. »Und ich habe mich mein Leben lang daran gehalten.«
    »Nicht das ganze Leben«, widersprach Hercól und trat vorsichtig näher. »Zum Beispiel nicht, als Sie einen Ihrer Männer ausschickten, um mich im Dunkeln zu erstechen und meinen Leichnam den Wellen zu übergeben. Auch nicht, als Sie ihn töteten, nachdem er versagt hatte, damit niemand sein gebrochenes Handgelenk bemerkte. Doch dank Pazel Pathkendle und meinen tholjassanischen Brüdern habe ich den armen Burschen doch gesehen. Im Leichenschauhaus von Uturphe. Und Ihr Gesicht kenne ich natürlich ohnehin. Wie schade, dass man sich unter solchen Umständen wiedersieht. Ich hatte Sie einst sehr verehrt.«
    »Ich warne Sie alle beide davor, sich einzumischen«, meldete sich Rose in drohendem Ton zu Wort. »Der Mann ist Gast auf dem Großen Schiff.«
    Chadfallow lächelte ihn an. »Das ist einer der vielen Gründe, Kapitän, warum ich froh bin, nicht mit Ihnen zu fahren. Auf der Chathrand stehen Sie im Rang über uns allen. Auf festem Boden sind Ihnen nur Fiffengurt und Uskins unterstellt.«
    »Botschafter«, wandte Ott sich an Isiq. »Ich wache seit vielen Jahren über Ihre Familie, über Ihre verehrte erste Frau Gemahlin, Ihre Tochter und Sie selbst.«
    »Das ist richtig«, sagte Isiq unsicher, »aber das Gleiche gilt für Chadfallow. Und Hercól ist schon lange der Lehrer meiner Tochter.«
    »Auf dieser Reise hat der Arzt Sie nicht betreut«, wandte Rose ein. »Er hat Ihre Familie im Stich gelassen, weil er Angst hatte. Deshalb hat er sogar die Befehle des Kaisers missachtet. Und nun behauptet er, Syrarys sei die Geliebte dieses Mannes. Woher wollen Sie das wissen, Doktor? Haben Sie die beiden zusammen gesehen? Sie oder irgendjemand sonst?«
    Zunächst sagte niemand ein Wort.
    Dann begann Tascha: »Diadrelu …« Doch als sie Pazels erschrockenen Blick auffing, verstummte sie wieder.
    Rose richtete sich langsam auf. »Was ist das für ein Name?«
    »Lassen wir das!«, sagte Pazel. Seine Stimme dröhnte überlaut durch die jähe Stille.
    Rose wandte sich ihm zu und starrte ihn an. »Das hört sich an wie ein Kriechlingsname.«
    »Wie können Sie es wagen!«, quiekte die Frau des Statthalters. »Sie sprechen mit der Tochter des Botschafters! Und Sie unterstellen, dass sie mit … Schiffsmaden Umgang pflegt! Schämen Sie sich, Kapitän Rose!«
    Bevor Rose antworten konnte, schnaubte Lady Oggosk verächtlich. Dann stützte sie die Ellbogen auf den Tisch und deutete mit einem Buttermesser auf Ott.
    »Ich habe sie zusammen gesehen – diesen Mann und Syrarys. Natürlich sind sie ein Liebespaar. Schon vor Monaten habe ich sie mit ihm erwischt. Auf Burg Maag. Sie hat ein Geständnis abgelegt. Er war es leid, immer nur Diener zu sein, und sie hatte genug von ihrem Botschafter. Wenn Tascha erst den Mizzi-Prinzen geheiratet hätte und Frieden herrschte, wollten die beiden in der neuen Welt der Handelsbeziehungen zwischen den beiden Großreichen ein Vermögen machen. Mit Bestechung, Wucherzinsen und erfundenen Steuern wären sie fetter geworden als jeder Sultan. Der Botschafter sei meist zu krank, um selbst Entscheidungen zu treffen, sagte sie mir. Damals wusste ich natürlich noch nicht, dass sie ihn langsam vergiftete.«
    Isiq wandte sich an Ott. »Du Hund von einem Verräter!«, fauchte er. »Dafür wirst du hängen!«
    Der Statthalter stand auf. Er zitterte an allen Gliedern. »Mr. N-Nagan«, flehte er, »oder wie Sie auch heißen mögen – wären Sie so freundlich, Ihr Schwert abzugeben?«
    Ott trat vor. Hercóls Augen wurden schmal, und seine Hand wanderte zum Griff seines eigenen Schwertes. Aber der Meister der Spione verneigte sich nur und legte sein Schwert auf den Tisch. Ein Messer, lang, weiß und

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