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Windkämpfer

Windkämpfer

Titel: Windkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Redick
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Tascha an der Geisterküste in ein Abenteuer gerieten & vom Doktor & Hercól gerettet werden mussten. Das erschreckt die Männer zu Tode. Eine Horde von Seeleuten hielt die Jungen an der Mole an, leerte ihnen die Taschen & fragte, ob sie irgendwelche Andenken von der Geisterküste mitgebracht hätten. Kein einziges Stück, antworteten sie – aber Pathkendle fasste sich dabei über dem Schlüsselbein an die Brust & starrte ins Leere wie ein Mann, der sich nach seiner Liebsten sehnt. Natürlich wusste ich, um wen es sich handeln musste – Marila, die kleine Schwammtaucherin mit dem finsteren Gesicht –, aber sein Blick war dennoch unheimlich & versetzte die Männer in höllische Unruhe.
    Die reichen Leute durchsuchte natürlich niemand & damit fing der Ärger an. Als Hercól heute Morgen an Bord kam, hatte er nur sein Schwert & eine Schultertasche bei sich, aber der gute Doktor brachte eine ganze Kiste mit. Sie war nicht größer als ein Handkarren, aber man brauchte neun kräftige Schauerleute, um sie über die Rampe zu wuchten. War sie mit Blei gefüllt? Von Chadfallow war nichts zu erfahren. »In meine Kabine damit!«, befahl er und wies den Männern den Weg.
    Doch sobald der Erste von ihnen einen Fuß an Deck setzte, erhob sich lautes Gebrüll: eine Männerstimme, weit entfernt, irgendwo aus den Tiefen der Chathrand. Es war die Stimme eines Irren – böse, mordlustig & zugleich voll hämischer Freude: »GEBT IHN MIR! GEBT IHN MIR! GEBT IHN MIR!«
    Wir waren alle wie erstarrt. Alle bis auf Pazel Pathkendle, der auf Chadfallow zurannte und ihn am Ärmel packte. »Jetzt hören Sie ihn selbst! Ich weiß es! Bitte, Ignus …«
    Der Doktor drehte sich um & stieß den Jungen so heftig von sich, dass er auf die Planken stürzte. Pathkendle sprang sofort wieder auf, wandte sich an uns und streckte die Hand aus.
    »Ihr habt ihn auch gehört! Ihr alle habt ihn gehört!«
    Aber hatten wir das wirklich? Inzwischen war die Stimme verstummt & die Seeleute machten das Zeichen des Baumes & gingen ihrer Wege. Und, Rin sei mir gnädig, ich auch. Wurde jemals ein Mann eindeutiger vor die Wahl zwischen Tapferkeit & jämmerlicher Feigheit gestellt? Ich wählte die Feigheit & muss an allem, was nun folgt, mir selbst die Schuld geben.
    Am späten Vormittag kreuzten sich meine Wege & die der beiden Jungen noch einmal & bei dieser Gelegenheit sah ich, dass Pazel Pathkendle ein frisches blaues Auge hatte. »Welcher aussätzige Hund hat dir das verpasst?«, wollte ich wissen. »Wer wird als Nächster von diesem Schiff gejagt?«
    Sie ließen die Köpfe hängen. »Rose«, flüsterte Pathkendle endlich. »Er sagte, es sei die letzte Warnung.«
    Nun gewann meine Scham die Oberhand. Ich holte tief Luft, marschierte zur Kabine des Kapitäns & klopfte. Einen Herzschlag später riss Rose die Tür auf.
    »Was gibt es?«, schrie er. »Gefahr im Verzug, Fiffengurt? Ich habe keinen Schrei gehört. Werden wir angegriffen? Nun reden Sie schon, verdammt!«
    Als ich hervorstammelte, ich wollte den Grund erfahren, warum er einen meiner Teerjungen geschlagen habe (denn das Gesetz verbietet es selbst einem Kapitän, einen Jungen in Abwesenheit von Zeugen zu schlagen), sah er mich an, als hätte ich den Verstand verloren.
    »Pazel Pathkendle«, sagte er, »ist die gefährlichste Person auf diesem Schiff. Ich hätte ihm kein blaues Auge schlagen – sondern ihm ein Messer in den Bauch rammen sollen. Achtung!«
    Er zuckte zurück und starrte mit wildem Blick an meiner Schulter vorbei. Ich fuhr heftig zusammen & drehte mich um; da war nichts. Rose schlug die Tür hinter mir zu.
    Ich räusperte mich. »Das lasse ich mir nicht bieten, Kapitän«, rief ich, aber es klang nicht sehr mutig. Er antwortete nicht & ich drehte mich um & stieg Deck um Deck die Leitertreppen hinab, um nach der rätselhaften Stimme zu suchen. Vor dem hinteren Frachtraum fand ich die Augrongs, wie immer im Halbschlaf, & eine ziemlich große Zahl von riesigen Ratten. Aber keine fremden Menschen. Ich arbeitete mich weiter nach vorne und hielt Ausschau nach allem, was ungewöhnlich war. Verwundert stellte ich fest, wie groß unsere Vorräte waren – wir hatten ausreichend Getreide, Schiffszwieback & Trockenfleisch geladen, um wieder nach Etherhorde zurückzufahren & noch etwas übrig zu behalten. War das alles in Ormael an Bord genommen worden, während ich nach Lady Tascha suchte? Ich nahm mir vor, Swellows danach zu fragen.
    Und wer erschien plötzlich vor mir, während ich noch durch die

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