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Windkämpfer

Windkämpfer

Titel: Windkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Redick
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Finger, ganze Hände. Blutverkrustete Rippen, aufgedunsene Köpfe. Die Möwen kreischten: Das war es, was sie angelockt und diesen grauenhaften Geruch verströmt hatte.
    »Es sind Volpekgesichter«, flüsterte Tascha.
    Das Leichenfleisch lag auf einem zweiten Tuch, das auf dem Boden des Bootes ausgebreitet war. Arunis beugte sich tief über die stinkende Masse, murmelte ein paar Worte, fasste alle vier Enden des Tuchs und knotete sie wie für ein grausiges Picknick zusammen.
    »Hol sie dir!«, schrie er dann.
    Der Wasserunhold wuchs an, rotierte wie ein kleiner Zyklon und erfasste die Masse. Zunächst schien es, als sei das Gewicht zu groß – das Ding bestand schließlich nur aus Wind und Regen –, doch dann verdichtete es sich und entwickelte ungeheure Kräfte. Das Bündel wirbelte an der Flanke der Chathrand nach oben. Männer duckten sich; es überflog knapp die Reling, beschleunigte ein letztes Mal, prallte gegen den Großmast und fiel auseinander.
    Es regnete Leichenteile, ein Bild des Grauens, schlimmer als in Pazels wüstesten Fantasien. Doch was sollte damit erreicht werden? Die Besatzung ekelte sich, aber das war auch alles.
    Nur Ramachni begriff. »Ins Meer damit! Ins Meer!«, rief er. »Werft alles über Bord, rasch, sofort!«
    Er sprang auf das Deck, packte mit den Zähnen eine abgetrennte Hand und schleuderte sie mit einer schnellen Körperbewegung über die Reling. Hercól packte ohne Zögern mit an, auch Tascha und die Teerjungen überwanden ihren Abscheu. Aber die Matrosen zögerten. Seit wann hatte ihnen ein Wiesel Befehle zu erteilen?
    »Um Rins willen, tut, was er sagt!«, brüllte Fiffengurt und stürzte sich in die blutige Arbeit. Ein paar Männer folgten seinem Beispiel. Aber die Volpekteile waren überall – sie hingen im Takelwerk, baumelten von Taljenblöcken, Ketten und Klampen und waren unter Planen und Gerätschaften gerutscht.
    Im Wasser verwestes Fleisch ist an sich schon widerwärtig, doch was nun kam, war abstoßend über alle Maßen. Köpfe, Gliedmaßen und Finger und Zehen begannen zu wachsen, fügten sich zusammen und zuckten, als wären sie lebendig. Die Männer schrien vor Entsetzen und ließen alles fallen, was sie in Händen hatten. Die Leichenteile schnellten sich über die Planken wie frisch gefangene Fische. Und plötzlich waren es Menschen. Keine gewöhnlichen Menschen, sondern Volpek-Kadaver in voller Lebensgröße, blutleer und bleich.
    »Aaslinge!«, rief Lady Oggosk. »Er hat seine Gefallenen zu Aaslingen gemacht! Ay Midrala, wir sind verloren!«
    Das erste Monstrum kam genau vor Mr. Swellows auf die Beine. Der Bootsmann versuchte nicht einmal zu fliehen. Er war im wahrsten Sinn des Wortes gelähmt vor Angst, und der Aasling legte ihm eine Hand um den Hals und zerdrückte ihm fast bedächtig den Kehlkopf. Es war unheimlich still. Dann purzelten nacheinander mehrere weiße Gebilde aus Swellows’ offenem Hemd und kullerten wie Walnüsse über das Deck: Ixchel-Schädel von seiner abgerissenen Halskette.
    Als auch Swellows’ lebloser Körper mit dumpfem Schlag auf die Planken fiel, rannten vierhundert Matrosen um ihr Leben. Niemand wusste, wie viele Aaslinge es tatsächlich waren – vielleicht dreißig, vielleicht auch doppelt so viele –, jedenfalls lösten sie eine unaufhaltsame Panik aus. Die Matrosen stürmten die Luken, einer stürzte sich gar ins Meer. Selbst Drellareks Krieger schienen zu Tode erschrocken.
    »Steht und kämpft!«, donnerte Rose und schwang eine Schiffsaxt. Doch die meisten seiner Offiziere waren geflüchtet, und in der Takelage waren bereits neue Aaslinge zum Leben erwacht und kletterten herab. Uskins rannte zur Rückseite des Achterdecks und kauerte sich hinter den Flaggenkasten, als hoffte er, dort würde ihn niemand finden. Fiffengurt stand seinen Mann, wurde aber vom Hieb einer Volpek-Faust von den Beinen gerissen.
    Nun gingen Hercól und Drellarek zum Angriff über. Damit war die Schlacht erst richtig eröffnet. Die beiden Krieger standen Seite an Seite und hieben mit ihren Schwertern um sich. Auf Drellareks Zuruf scharten sich eine Reihe seiner Männer sowie einige der tapfersten Matrosen um ihn. Aber die Aaslinge waren ungeheuer stark. Ihre Hände hatten die Kraft von Bärenpranken, und unter ihrem Griff zersplitterten Knochen und Eisen.
    Tief unten in seinem Rettungsboot stand Arunis und regte sich nicht.
    Pazel und Admiral Isiq rissen verzweifelt an der Leine des Rettungsrings; die Männer, die ihn einholen sollten, hatten Neeps und

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