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Windkämpfer

Windkämpfer

Titel: Windkämpfer
Autoren: Robert Redick
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Druffle ins Meer zurückfallen lassen. Chadfallow hielt ihnen mit einer schweren Kette die Aaslinge in der Nähe vom Leib. Ramachni schien überall zugleich zu sein. Flink wie ein echter Nerz sprang er von der Reling in die Takelage, schnellte sich von dort in das Gesicht des nächsten Monstrums und kratzte ihm mit seinen winzigen Krallen die Augen aus. Sooft sich ein Aasling einem Gestürzten näherte, um ihn zu erledigen, stieß Ramachni einen durchdringend schrillen Pfiff aus und hob eine Pfote, und schon flog das Ungeheuer wie von einer Kanonenkugel getroffen über das Deck. Doch jeder solche Zauber schien Ramachni zu schwächen, und schon bald rang er nach Luft.
    Nur einen Schritt neben Pazel kämpfte Tascha wie noch nie. Die Soldaten lagen am Boden, die Matrosen ebenfalls. Gerade in diesem Moment sah sie, wie wieder einer unter dem Fuß eines Aaslings zu Tode gestampft wurde. Die Ungeheuer spürten offensichtlich keinen Schmerz, und sie bluteten auch nicht. Mit einem Messerstich erreichte man gar nichts. Man konnte einem Aasling sogar (was ihr mit einem besonders geglückten Schwinger gelungen war) einen Arm abschlagen, ohne ihn damit aufzuhalten. Er hob die abgetrennte Gliedmaße lediglich auf und benützte sie als Keule.
    Ihre Hunde hatten mehr Erfolg. Die Schlacht hatte die Berserkerwut ihrer Jugend entfacht und ließ sie ihr Alter vergessen. Der Speichel tropfte ihnen von den Lefzen, wenn sie die Aaslinge ansprangen, sich in sie verbissen und jede Hand abrissen, die zurückschlagen wollte. Aber Tascha wusste, dass die Kräfte nicht lange vorhalten würden.
    Die Opfer häuften sich. Wer noch kämpfte, stolperte über die Leichen seiner Freunde. Sie sah Ramachni mit seinen bluttriefenden Vorderpfoten mitten im Sprung ausgleiten.
    Rechts von ihr stieß ein Mann einen misstönenden Schrei aus, von einem Aasling wurde er gegen die scharfe Kante einer Proviantkiste gedrückt. Tascha ließ von ihrem eigenen Gegner ab und stürzte sich auf das Ungeheuer. Der Matrose stolperte davon, aber Tascha stürzte, und der Aasling landete auf ihr.
    Sie war außer Gefecht gesetzt, unfähig, sich zu wehren. Das Monstrum legte ihr die Hand auf den Mund, sein Verwesungsgestank raubte ihr den Atem. Mit unsäglichem Grauen erkannte sie das Gesicht des letzten Volpek, den Hercól auf der Barkasse vor ihren Augen getötet hatte. Jetzt war er im Begriff, sich zu rächen.
    Doch dann erschlaffte der Aasling. Der Zustand dauerte allenfalls zwei Sekunden an, aber Tascha verlor keine Zeit. Sie wälzte das Ungeheuer beiseite und brachte sich in Sicherheit, bevor es wieder auf die Beine kam.
    Ihr Blick schweifte über das Deck. Auch einige von den anderen Aaslingen hatten innegehalten oder waren gestolpert; für einen Moment hatten die Menschen die Oberhand gewonnen. Was war geschehen? Sie sah sich hastig nach allen Seiten um, fand aber keine Erklärung. Endlich lief sie an die Reling und schaute zu Arunis hinab.
    Der Zauberer regte sich immer noch nicht. Doch jetzt lag er auf Händen und Knien und starrte mit so verschwommenem Blick auf seinen Hund, als begreife er nur halb, was er da sah. Das Tierchen sprang aufgeregt um ihn herum. Es hatte ihn umgeworfen.
    Tascha fühlte neue Hoffnung in sich aufsteigen und rannte zur Achterdeckleiter. Oben stand ganz allein Kapitän Rose und schwang stetig seine Axt, um die Ungeheuer von seinem Deck fernzuhalten.
    »Kapitän! Ich glaube, ich weiß, wie sie zu schlagen sind!«
    Ein entrüsteter Blick war die Antwort. »Unter Deck mit dir, kleine Närrin!«
    »Arunis steuert jede ihrer Bewegungen!«
    »Was für ein Unsinn! Er kann sie ja nicht einmal sehen!«
    »Das braucht er auch nicht – er sieht sie im Geist!«
    Rose hörte kaum zu. Tascha fluchte, drehte sich um und kämpfte sich die Webleine zum Kreuzmast hinauf. Als sie weit genug oben war, ließ sie sich aufs Achterdeck fallen und rannte an die Seite des Kapitäns.
    »Ich werde die Aaslinge abwehren! Bitte, werfen Sie doch einen einzigen Blick auf sein Gesicht!«
    Damit drängte sie sich vor den Kapitän und hieb den nächsten Aasling fast entzwei. Rose stapfte zur Steuerbordreling.
    Dreißig Sekunden später war er wieder bei ihr und stieß mit einem wilden Schrei zwei Aaslinge mit dem Fuß auf das Hauptdeck zurück. Dann schlug er dreimal schnell mit seiner Axt gegen die Leiter, bis sie sich vom Schiff löste, hob sie mit einer Hand in die Höhe und warf sie hinter sich. Danach packte er Tascha am Arm.
    »Kannst du klettern?«
    »Sicher!«
    Ehe
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