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Windkämpfer

Windkämpfer

Titel: Windkämpfer
Autoren: Robert Redick
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Meisterwort zu sprechen. Du weißt ja, sobald du es ausgesprochen hast, wirst du es vergessen und zu deinen Lebzeiten auch nie wieder hören. Deshalb wähle gut.«
    Pazel schaute in Ramachnis unergründliche schwarze Augen. Ein Wort, um Feuer zu zähmen, ein Wort, um lebendes Fleisch in Stein zu verwandeln, und ein Wort, um blind zu machen und neues Sehen zu schenken. Die einfachsten, harmlosesten Meisterworte von allen. Aber wenn er die falsche Wahl traf, würden Arunis und der Schaggat siegen, und der Krieg wäre nicht mehr aufzuhalten.
    »Warum kannst du mir nicht einfach sagen, welches Wort ich sprechen soll?«, flehte er.
    »Aus einem ganz simplen Grund«, antwortete Ramachni. »Weil ich es nicht weiß. Aber eines solltet ihr beide bedenken: Wir kämpfen nicht gegen Arunis und seine Bestie allein. Wir kämpfen gegen ein ganzes Reich. Sandor Ott ist – vielleicht – geschlagen. Aber an dem Rad, das er in Gang gesetzt hat, drehen immer noch viele Hände.«
    In diesem Augenblick hörten sie Schritte im Gästesalon. Taschas Tür flog auf, und vor ihnen stand Hercól, schwer atmend, das blanke Schwert in der Hand.
    »Ramachni«, sagte er. »Es ist so weit.«
     
    *     *     *
     
    Dollywilliams Druffle hörte auf zu rudern. Der kleine Hund wedelte mit dem Schwanz. Das Rettungsboot war auf dreißig Fuß an die Chathrand herangekommen. Neben dem reglosen Koloss wirkte es wie ein hüpfender Korken. Es verströmte einen grässlichen Verwesungsgeruch wie nach Fleisch, das zu lange in der Sonne gelegen hatte. Der Wasserunhold, eine nasse Wolke in Gestalt eines Mannes, waberte immer noch vor den Stückpforten. Sonst lag das Meer da wie tot. Keine Welle, kein Lufthauch war zu spüren. Weit oben zogen die Wolken rasch über den Himmel, aber sie schienen zu einer anderen Welt zu gehören. Hier unten bewegten sich nur die Möwen.
    »Heda, Schmuggler!«, rief Rose plötzlich und beugte sich über die Reling. »Verschwinde mit diesem Leichnam! Gib das Schiff frei! Du bist in der Meerenge von Simja, die Küste ist zu beiden Seiten nicht weit entfernt. Wenn nötig, lassen wir dir einen Mast und ein Segel hinunter. Dann kannst du fahren, wohin du willst.«
    Druffle sagte nichts. Er wandte der Chathrand noch immer den Rücken zu.
    »Glaubst du, du kannst uns mit deiner Regenfee erschrecken? Bei den Neun Feurigen Höllen, bevor ich zulasse, dass du Hand an mein Schiff legst, sollen sich die Möwen an deinen Eingeweiden satt fressen!«
    Er stürmte die Leiter hinunter, verschwand im Ruderhaus und tauchte gleich darauf mit einer riesigen Harpune wieder auf. Er hob die Waffe an seine Schulter, kniff ein Auge zu und schleuderte sie mit der Kraft eines Büffels. Die Harpune schoss durch den Wasserunhold hindurch und genau auf Druffles Nacken zu. Der Freibeuter sah sie nicht kommen.
    Doch in der letzten Sekunde sprang unter der Plane eine Gestalt hervor wie eine schwarze Flamme und stieß Druffle zur Seite. Für einen Lidschlag sah es so aus, als hätte die Harpune alle beide durchbohrt. Doch dann blieb sie zitternd im Bootsrumpf stecken, und keiner der Männer war tot.
    »Es ist der Seifenhändler!«, rief Uskins.
    Ohne die Chathrand aus den Augen zu lassen, nahm Arunis langsam sein altes Halstuch ab. Auf dem weißen Stoff war ein kleiner roter Fleck zu sehen. Arunis bückte sich, wischte das Tuch an der Plane ab, unter der sich immer noch ein ziemlich großer Gegenstand zu befinden schien, und wickelte es sich wieder um den Hals.
    »Sie sind ein guter Schütze, Kapitän Rose«, sagte er. »Aber es könnte sein, dass Sie es eines Tages bereuen werden, die Hand wider mich erhoben zu haben. Oder wider meinen Diener. Ich will damit nicht sagen, dass Mr. Druffle für meine Ziele geradezu unentbehrlich wäre. Das war er natürlich einmal – als ich Taucher brauchte, war er sogar so wichtig, dass ich ihm die gleiche Macht über andere verlieh, die ich über ihn habe. Das hat dir gefallen, Druffle, nicht wahr?«
    Druffle nickte wie eine Marionette.
    »Aber damit ist es jetzt vorbei. Und nun lassen Sie uns doch bitte eine Leiter herunter, damit wir an Bord gehen können. Wir sind durstig.«
    »Niemals«, sagte Rose.
    »Dann werde ich auf anderem Weg auf das Schiff gelangen.«
    »Dieses Schiff ist ein Grab für jeden Zauberer«, ließ sich plötzlich Lady Oggosk vernehmen. »Alle, die es zum Werkzeug ihrer Bosheit machen wollen, müssen sterben. Es wird auch Sie verfluchen, Arunis. Kehren Sie um!«
    Arunis lächelte. »Das Große Schiff
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