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Windkämpfer

Windkämpfer

Titel: Windkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Redick
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Mann! Dann gibt es eine Kabine für Isiq und seine Gattin und eine zweite für das Mädchen – sie soll ja sehr hübsch sein – und einen Waschraum, der groß genug ist für einen Stier, und zuletzt noch ein winziges Kämmerchen aus Glas in der Heckgalerie, das frei über den Wellen hängt, und dort steht unter dem Fenster ein Bett für den Mittagsschlaf.«
    »Fünf Räume«, sagte Pazel kopfschüttelnd. »Wozu in aller Welt braucht er denn so viel Platz?«
    Neeps meinte, er könnte sich schon vorstellen, was der Botschafter in der Suite so anstellte, aber bevor er sich genauer darüber auslassen konnte, erhob sich ein gewaltiger Lärm. Es war nicht der erwartete Trompetenstoß, sondern ein Laut, wie sie ihn noch nie gehört hatten: ein ohrenbetäubendes Kreischen, als würde ein Kind von der Größe eines Elefanten gequält. Für kurze Zeit verstummten alle anderen Stimmen auf der Chathrand.
    Pazel und Neeps starrten sich an. Dann sprangen sie die Leiter noch schneller hinauf.
    Als sie sich dem Oberdeck näherten, setzten die Rufe der Männer wieder ein, lauter und erschrockener als zuvor. Endlich streckte Pazel den Kopf durch die Luke No. 4 und blinzelte in die grelle Nachmittagssonne.
    Der Anblick nahm ihm den Atem. Das Schiff schwamm nur wenige Meter vom Ufer entfernt in einer Schneise zwischen zwei Mastenwäldern, die sich nach Norden und Süden erstreckten, so weit das Auge reichte. Die Schneise war die Königliche Esplanade, eine unerhört tiefe Fahrrinne. Sie reichte bis an die Kaiserliche Palmenpromenade heran, von der Hunderte von Landestegen wie lange Finger ins Meer hinausragten. Jeder Steg war umlagert von Schiffen aller Art: Kriegsschiffen, Fischerbooten, Kanonenbooten, Signalschiffen, Erzfrachtern mit Bleikiel, schnittigen Javelanen aus Noonfirth mit Greifenköpfen am Bug, opaltinischen Kauffahrern, die wie schwimmende Teekessel aussahen, altersgrauen Lunkets und Nunekkam-Hausbooten mit Porzellankuppeln. Auch Walfänger, Tangschneider und Schaluppen fehlten nicht. Ganz hinten entdeckte Pazel in einem schmalen Streifen der blauen Bucht von Etherhorde Kaiserliche Schlachtkreuzer inmitten eines ameisenhaften Gewimmels von Versorgungsschiffen.
    »Aus dem Weg!«, flüsterte Neeps, der von unten her nachdrängte. »Ich kann ja gar nichts sehen!«
    Die beiden kletterten an Deck – und wieder setzte dieses wilde, ohrenbetäubende Kreischen ein. Sie fuhren herum. Eine Szene des Grauens lag vor ihnen, über eine Menge verängstigter Menschen erhob sich ein Ungeheuer in Ketten, ein Hüne mit hängenden Schultern. Seine Haut war gelblich-braun wie bei einem Nashorn, Warzen wucherten auf den langen Ohren, die Kiefer waren mächtig genug, um eine Spiere durchzubeißen, die Arme von der Länge eines Männerrumpfes endeten in Händen, die an knorrige Baumstümpfe erinnerten. Die Ketten fesselten die Handgelenke und wurden an beiden Seiten von jeweils zehn Matrosen gehalten.
    Dennoch hatte das Wesen einen Mann zu fassen bekommen.
    Es war Mr. Frix, der kahlköpfige Zweite Maat, den alle Welt Frix den Knallfrosch nannte, weil er sich schrecklich vor Donnerschlägen und Explosionen fürchtete. Nun schien er vor Angst wie gelähmt. Das Ungeheuer überwand den Widerstand der stämmigen Seeleute, hob Frix in die Höhe und drückte ihn wie einen Rosenstrauß an seine Brust.
    »Beim leibhaftigen Lord Rin!«, rief Neeps. »Sie haben einen Augrong an Bord geschleppt.«
    »Was ist das?«, rief Pazel.
    »Frix’ Untergang, nicht mehr und nicht weniger! Diese greimigen Ungetüme sind stärker als alles, was je auf dieser Welt gewandelt oder dahergetorkelt ist. Sie kommen aus der Griib-Wüste, wo die Todesstämme wohnen. Sieh doch nur, Pazel!«
    An Land stemmte sich ein zweites Ungeheuer (mit etwas kürzeren Ohren) gegen seine Ketten. Es war ebenfalls von verängstigten Menschen umringt und hielt die flachen gelben Augen unverwandt auf seinen Artgenossen gerichtet. Wer führte hier das Kommando? Pazel sah sich nach allen Seiten um und entdeckte endlich Uskins und Fiffengurt auf dem Achterdeck. Die beiden stritten heftig; seinen Gesten und seinem Kopfschütteln nach versuchte Fiffengurt verzweifelt, Uskins von seinen Plänen abzubringen. Doch der Erste Maat stieß ihn beiseite, beugte sich über die Reling und brüllte den unten stehenden Besatzungsmitgliedern zu: »Holt die Piken! Bindhammer, Fegin, Coote! Zeigt dem elenden Vieh, dass es bluten wird, wenn es sich nicht benimmt.«
    Die Piken steckten in Ständern neben dem

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