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Windkämpfer

Windkämpfer

Titel: Windkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Redick
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Großmast. Auf Uskins’ Befehl rannten etliche Matrosen sofort dorthin, wenn auch vielleicht nur, um etwas Abstand von dem Augrong zu gewinnen.
    »Warum sind sie hier?«, fragte Pazel seinen Kameraden. »Sind sie Sklaven?«
    »Nein, sie gehören zur Mannschaft!«, antwortete eine Stimme hinter ihnen. Die Jungen drehten sich um. Dastu stand mit flackerndem Blick hinter ihnen. »Beides Ankerwinder«, fuhr der ältere Teerjunge fort. »Heißen Refeg und Rer – fragt mich nicht, welcher der eine und welcher der andere ist. Aber die alten Hasen sagen, sie schaffen die Arbeit von fünfzig Mann! Rose hat sie vor zwölf Jahren auf seinem letzten Kommando für die Chathrand angeheuert. Sie leben offenbar immer noch hier, in einer Hütte in der Oolmarsch. Aber der Kapitän ist zur Audienz beim Kaiser, und Uskins ist auf dem besten Wege, alles gründlich zu vermasseln.«
    »Sind Augrongs harmlos?«, fragte Pazel.
    »Ganz und gar nicht!«, erwiderte Dastu. »Aber wenn man sie anständig behandelt, sind sie einigermaßen friedlich, sagt jedenfalls Mr. Fiffengurt. Wirklich bösartig macht sie nur eines: wenn man sie trennt. Refeg und Rer sollen Brüder sein, und die letzten ihres Stammes diesseits der Grub. Deshalb fürchten sie nichts mehr, als einander für immer zu verlieren!« Er senkte die Stimme. »Sagt das nicht weiter, ihr beiden, aber Uskins hat sich Rose gegenüber als Augrong-Kenner ausgegeben. Und was macht er? Lässt sie einzeln an Bord bringen!«
    Auf dem Achterdeck brüllte Uskins seine Männer an, sich zu beeilen. Dann trat er von der Reling zurück und deutete auf das langohrige Ungeheuer, das sich bereits an Deck befand.
    »Schnell!« , schrie er. »Schurke töten Bestie! Du großes Feuer! Großes Essenfeuer!«
    Pazel erkannte sofort die Wirkung seiner Gabe. Uskins versuchte, mit den Augrongs in deren eigener Sprache zu sprechen, doch was herauskam, war grauenvoll. Auch die Magie in Pazels Kopf konnte das Durcheinander nicht ordnen: übersetzter Unsinn bleibt Unsinn. Der aufgebrachte Augrong warf einen verwirrten Blick in Uskins’ Richtung. Dann drehte er Mr. Frix um, so dass er mit dem Kopf nach unten hing, und drückte zu.
    Die Matrosen kamen – ungleich bedächtiger – mit den Piken zurück. Als sie die Waffen auf den Augrong richteten, der Frix in seinen Pranken hielt, bäumte sich dessen Gefährte mächtig auf und drehte sich um sich selbst. Ringsum purzelten die Menschen wie Kegel durcheinander. Der erste Augrong sprang mit wildem Geheul auf und ab. Mr. Frix, dem die Angst bis jetzt die Sprache verschlagen hatte, begann um sein Leben zu schreien.
    Uskins schwenkte die Arme und kreischte: »Essen oder töten? Warum nicht? Du töten, töten, töten!«
    »Himmel!«, stöhnte Pazel. »Halt doch den Mund, du Dummkopf!«
    Den Männern war anzusehen, dass keiner wusste, was der Erste Maat da schrie, am wenigsten Uskins selbst. Der Augrong verstand die Aufforderung jedoch nur zu gut und schien ihr auch Folge leisten zu wollen. Mr. Frix begann zu winseln, als würde er über dem Feuer gebraten.
    Pazel sah, was jetzt zu tun war – und er handelte, bevor die Angst ihn aufhalten konnte. Ohne sich um die Fünf-Zonen-Regel zu kümmern, sprang er die Leiter zum Achterdeck hinauf, schoss an Uskins (der immer noch »töten!« schrie) vorbei, setzte einen Fuß auf die Reling, fragte sich nur einen Sekundenbruchteil lang, ob Frix’ Leben es wert sei, sein eigenes dafür zu verlieren und – sprang.
    Das Vordeck war so hoch, dass er mühelos über die Köpfe der Matrosen hinwegflog. Aber er hatte die Ketten des Augrong vergessen. Während er noch im Sprung war, warf sich das Ungeheuer nach hinten, und die Kette um seinen Hals spannte sich wie eine Bogensehne. Pazel prallte mit den Knien dagegen, trudelte hilflos durch die Luft und landete schmerzhaft hart auf dem Fuß des Augrong.
    Das war für das Wesen offenbar der Tropfen, der das Fass zum überlaufen brachte. Auf einem Fuß tanzend, warf es Frix in die Bucht, griff sich Pazel mit einer Hand und brüllte dabei wie hundert Stiere. Bevor Pazel wusste, wie ihm geschah, fand er sich eingezwängt in der Armbeuge des Ungeheuers wieder.
    »Warte!«, keuchte er. Er wollte noch ein ›Bitte!‹ hinzufügen, aber dazu reichte sein Atem nicht mehr, und außerdem sagte ihm seine Gabe, dass es das Wort im Augronga nicht gab. Doch vorerst genügte das eine Wort: Der Augrong hielt inne und richtete seine zornroten Augen auf den Teerjungen.
    »Ihr kommt beide an Bord«, stieß Pazel

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