Winslow, Don
erledigen, erledigt er sie.
Also gibt
er sich einen Ruck, löst ihre Arme von seinem Hals und richtet sich auf.
»Adios, mein Kleines«, sagt er. »Ich ruf dich an. Jeden Tag.«
Er dreht
sich schnell weg, damit sie seine Tränen nicht sieht. Sie soll nicht
erschrecken. Er geht hinüber ins Wohnzimmer, wo ihn Lucia erwartet, mit seinem
Koffer und dem Jackett.
»Etwa eine
Woche«, sagt er.
»Du wirst
uns fehlen.«
»Du mir
auch.« Er küsst sie auf die Wange, nimmt sein Jackett und geht zur Tür.
»Adán?«
»Ja?«
»Ist alles in Ordnung mit dir?«
»Klar«, sagt er. »Bin nur ein
bisschen müde.«
»Vielleicht kannst du im Flugzeug
schlafen.«
»Vielleicht.« In der Tür dreht er
sich noch einmal um und sagt: »Lucia, du weißt, dass ich dich liebe.«
»Ich liebe dich auch, Adán.«
Es klingt
wie eine Entschuldigung, und so ist es wohl auch gemeint. Dass sie das Bett
nicht mit ihm teilt, dass sie nicht anders kann, beim besten Willen nicht.
Dass sie ihn aber trotzdem liebt.
Er geht
mit einem traurigen Lächeln.
Auf dem
Weg zum Flughafen ruft er Nora an und sagt ihr, dass sie sich diese Woche nicht
sehen werden. Vielleicht nie wieder, denkt er und legt auf.
Alles hängt davon ab, was in Culiacán passiert. Wo die Banken gerade geöffnet haben.
Pilar hebt
sieben Millionen Dollar ab.
In drei verschiedenen Banken von Culiacán.
Zwei der
Bankmanager erheben Einwände, wollen erst Señor
Méndez benachrichtigen - und zu Fabians Schrecken greift der eine
schon zum Telefon -, aber Pilar macht ihre Sache gut und weist den verdutzten
Manager zurecht. Erklärt ihm, dass sie Señora Méndez ist und
nicht irgendeine Hausfrau, die ihr Wochenlimit überzieht.
Der Hörer landet wieder auf der
Gabel.
Sie bekommt ihr Geld.
Und noch
bevor sie zum Flugplatz fahren, lässt Fabián sie noch
eine Reihe telegrafische Überweisungen vornehmen - zwei Millionen Dollar an
ein Dutzend Banken in aller Welt. »Jetzt können wir leben«, sagt er zu ihr. »Er
findet uns nicht und das Geld auch nicht.«
Sie
stecken die Kinder in Pilars Auto und fahren zum Flugplatz, zu einem
Privatflug nach Mexico City.
»Wie hast du das alles
arrangiert?«, fragt ihn Pilar. »Ich habe einflussreiche Freunde«, antwortet er.
Sie ist beeindruckt.
Gúerito
ist natürlich noch zu klein, um zu verstehen, was passiert, aber Claudia will
wissen, wo ihr Papa ist. »Wir machen was ganz Lustiges«, sagt sie, »wir spielen
Versteck mit ihm.« Das Mädchen akzeptiert die Erklärung, aber Pilar sieht, dass
sie sich trotzdem Sorgen macht.
Die Fahrt
zum Flughafen ist schrecklich aufregend; ständig schauen sie nach hinten, ob
sie von Gúero und seinen Sicarios verfolgt
werden. Dann fahren sie direkt hinaus aufs Rollfeld, wo das Privatflugzeug
schon bereitsteht. Beim Warten auf die Starterlaubnis wirft Fabián einen Blick aus dem Fenster - und sieht Gúero mit einer kleinen
Mannschaft nahen. Zwei Jeeps, die mit scharfem Tempo aufs Rollfeld fahren.
Der Bankmanager hat ihn also doch benachrichtigt.
Pilar starrt Fabián an, die
Augen vor Entsetzen geweitet. Und vor Erregung.
Gúero
springt aus dem Jeep, Pilar verfolgt, wie er auf einen Wachmann einredet, dann
entdeckt er sie - sieht sie im Flugzeug sitzen. Fabián nutzt diesen Moment, sie demonstrativ auf den Mund zu küssen, dann
dreht er sich zum Cockpit um und ruft »Vamonos!«.
Das
Flugzeug setzt sich in Bewegung, Gúero springt in den Jeep und jagt ihm nach,
die Rollbahn entlang, dann spürt Pilar, wie es vom Boden abhebt. Sie erheben
sich in die Lüfte, Gúero mitsamt der kleinen Welt von Culiacán wird immer kleiner.
Am
liebsten würde Pilar sofort mit Fabián in der
engen Flugzeugtoilette verschwinden, aber die Kinder schauen sie erwartungsvoll
an, und sie muss die Sache aufschieben, was ihre Ungeduld und ihre Erregung
nur steigert.
Erst
fliegen sie nach Guadalajara zum Auftanken, dann nach Mexico City, wo sie in
ein Charterflugzeug nach Belize umsteigen. Dort werden sie bestimmt ein
Weilchen bleiben, denkt sie, in einem netten Strandhotel, wo sie sich endlich
austoben können. Doch auf dem kleinen Flugplatz von Belize steigen sie wieder
um und fliegen weiter nach San José, Costa
Rica, wieder glaubt sie, dass sie jetzt mindestens einen Tag
Pause machen, doch sie checken zu einem Flug nach Caracas ein, den sie aber
nicht antreten.
Statt
dessen geht es mit einem weiteren Charterflug nach Cali, Kolumbien.
Mit
falschen Pässen und falschen Namen.
Es ist
alles so aufregend, so spannend, und
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