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Winslow, Don

Winslow, Don

Titel: Winslow, Don Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tage der Toten
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fragt Claudia.
    »Wir
treffen sie dort.«
    »Wo denn?«
Claudia fängt an zu weinen.
    »An einem
ganz besonderen Ort«, sagt Fabián. »Es wird
eine Überraschung.«
    »Was für
eine Überraschung?«, fragt Claudia neugierig und hört auf zu weinen.
    »Wenn ich
das verrate, ist es keine Überraschung mehr, oder?«
    »1st der Karton auch eine Überraschung?«
    »Welcher
Karton?«
    »Der
Karton, den du in den Kofferraum gelegt hast. Ich hab es gesehen.«
    »Nein«,
sagt Fabián. »Das ist nur ein Paket, das ich
abschicken muss.«
    Manuel
muss am Postamt halten. Fabián geht mit
dem Paket hinein und hebt es auf den Schalter. Überraschend schwer, ihr Kopf,
denkt er. Er denkt an ihr kräftiges schwarzes Haar, wie schwer es sich
anfühlte, als er damit spielte, es streichelte, durch seine Finger gleiten
ließ. Im Bett war sie spitze, denkt er. Und spürt zu seinem gelinden Erschrecken
einen gewissen Kitzel - beim Gedanken an das, was er getan hat, und an das, was
er jetzt vorhat.
    »Welche
Versandart?«, fragt der Beamte. »Eilpaket.«
    Der Mann
legt es auf die Waage. »Wollen Sie es versichern?«
    »Nein.«
    »Teuer wird es auch so«, sagt der Mann.
»Wollen Sie wirklich Eilzustellung? In zwei oder drei Tagen ist es dort.«
    »Nein, es muss morgen ankommen.«
    »Ein Geschenk?«
    »Ja. Ein Geschenk.«
    »Eine Überraschung?«
    »Das will
ich hoffen«, sagt Fabián. Er zahlt
das Porto und geht hinaus zum Auto.
    Claudia
hat inzwischen wieder Angst bekommen.
    »Ich will
zu Mama.«
    »Ich
bringe euch hin«, sagt Fabián.
     
    Die Brücke
Santa Ysabel überspannt eine Schlucht gleichen Namens, durch die, 215 Meter
tiefer, der Rio Magdalena über zerklüftete Felsen schießt - auf dem langen,
hindernisreichen Weg von seinen Quellen in den Kordilleren bis zur Karibik, der
ihn quer durch Kolumbien führt, vorbei an Cali und Medellin.
    Adán versteht recht gut, warum die Orejuela-Brüder diesen Ort ausgesucht
haben - die Brücke liegt sehr einsam, und die Straße ist in beiden Richtungen
einsehbar, so dass ein Hinterhalt nicht zu erwarten ist. Zumindest ist es zu
hoffen, denkt Adán. Die
Wahrheit ist, sie könnten hinter mir die Straße abriegeln, ohne dass
ich es merke. Aber das Risiko muss man in Kauf nehmen. Ohne die
Kokainlieferungen der Orejuelas haben sie
keine Chance, den Krieg gegen Gúero und die übrige Federación zu gewinnen.
    Den Krieg,
der inzwischen unwiderruflich erklärt sein dürfte.
    El Tiburón müsste schon mit Pilar Méndez geflohen
sein, sie dazu gebracht haben, ihrem Mann Millionen von Dollar zu stehlen. Er
müsste jeden Moment hier auftauchen - mit dem Geld, das die Orejualas von der Federación fortlocken soll. All das gehört zu Tíos Plan: Er nimmt Rache an Gúero, indem er ihm Hörner aufsetzt und die
Demütigung dadurch komplett macht, dass ihm seine Frau das Geld entwendet, mit
dem der Krieg gegen ihn finanziert wird.
    Es könnte
aber auch sein, dass Fabián schon mit
dem Kopf nach unten an einem Telegrafenmast hängt, den Mund voll Silber, und
die Orejuelas kommen, um mir den Garaus zu
machen.
    Adán hört Motorengeräusch, ein Auto naht von hinten. Entweder, denkt er,
habe ich gleich ein paar Kugeln im Rücken, oder das ist Fabián mit dem Geld. Er dreht sich um -
    Es ist Fabián mit Chauffeur, und hinten auf dem Rücksitz sieht er Gúeros Kinder. Was zum Teufel soll das? Adán steigt aus seinem Auto und geht Fabián entgegen.
»Hast du das Geld?«
    Fabián lächelt sein Hollywood-Lächeln. »Mit einem ExtraBonus.«
    Er
übergibt Adán den Koffer
mit den fünf Millionen. »Wo ist Pilar?«, fragt Adán.
    »Auf dem
Heimweg«, sagt Fabián mit einem
schiefen Grinsen, das Adán schaudern
lässt.
    »Ohne die
Kinder?«, fragt er. »Was sollen die hier? Was -«
    »Ich
befolge nur Rauls Anweisungen«, sagt Fabián. »Adán -«
Er zeigt zum anderen Ende der Brücke. Ein schwarzer Landrover ist dort
aufgetaucht und kommt langsam näher.
    »Warte
hier«, sagt Adán. Er nimmt
den Koffer und geht dem Landrover entgegen.
    Fabián hört die dünne Mädchenstimme: »Wartet Mama dort auf uns?«
    »Ja«, sagt Fabián.
    »Wo denn?
Ist sie bei den Leuten dort?« Claudia zeigt auf den Landrover, aus dem gerade
die Orejuelas aussteigen. »Ich glaube, ja«, sagt Fabián. »Ich will da hin.«
    »Du musst
noch ein paar Minuten warten«, sagt Fabián. »Ich will
aber jetzt!«
    »Wir müssen
erst mit diesen Männern reden.«
    Wie
vereinbart, geht Adán bis zur
Mitte der Brücke. Seine Beine fühlen sich an wie Holz. Er hat

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