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Winslow, Don

Winslow, Don

Titel: Winslow, Don Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tage der Toten
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Angst. Wenn sie
dort drüben einen Scharfschützen platziert haben, bin ich tot, und alles ist
aus, denkt er sich. Aber sie hätten mich schon vorher umbringen können. Jedes
Mal, wenn ich in Kolumbien war. Also sind sie neugierig, was ich ihnen zu sagen
habe.
    Er wartet
in der Mitte der Brücke, während die Orejuelas näher
kommen. Zwei Brüder, Manuel und Gilberto, klein,
dunkel, stämmig. Sie schütteln sich die Hand, dann sagt Adán: »Kommen wir ins Geschäft?«
    »Deshalb
sind wir hier«, sagt Gilberto.
    »Du
wolltest dieses Treffen«, sagt Manuel.
    Abweisend,
denkt Adán. Schroff. Gilberto scheint also einem Deal nicht abgeneigt, während Manuel sich sträubt.
Nun denn, ans Werk.
    »Ich habe
vor, unser Kartell aus der Federación herauszulösen«,
sagt Adán. »Und möchte sichergehen, dass
unsere Verbindung nach Kolumbien erhalten bleibt.«
    »Unsere
Verbindung besteht mit Abrego«, sagt Manuel, »und mit der Federación. «
    »Ganz
recht«, sagt Adán. »Aber für
jedes Kilo, das die Federación bei euch
kauft, kauft sie fünf Kilo in Medellin.«
    Er sieht,
dass er einen Nerv getroffen hat, besonders bei Gilberto. Die Brüder sind eifersüchtig auf ihre mächtigen Rivalen in Medellin.
Und ehrgeizig. Und da die amerikanische DEA so entschlossen
gegen das Medellin-Kartell und seine Schmuggelrouten nach Florida vorgeht,
wittern die Brüder eine Chance, ihren Marktanteil zu vergrößern.
    »Und du
bietest uns einen Exklusivvertrag?«
    »Wenn ihr
mit uns ins Geschäft kommt«, sagt Adán, »beziehen
wir unsere Ware ausschließlich bei euch in Cali.«
    »Äußerst
großzügig«, sagt Manuel. »Aber wir kriegen Ärger mit Don Abrego, wenn wir nur
noch an euch liefern und nicht mehr an ihn.«
    Doch Gilberto sucht schon nach Lösungen. Adán merkt, er
hat angebissen.
    »Don
Abrego ist die Vergangenheit«, sagt Adán. »Wir sind
die Zukunft.«
    »Das
sollen wir glauben?«, sagt Manuel. »Euer Boss sitzt im Gefängnis. Alle
wichtigen Leute in Mexiko sagen, ihre Zukunft liegt bei Abrego. Und wenn nicht
bei ihm, dann ... bei Méndez. «
    »Wir
werfen Méndez aus dem
Rennen.«
    »Wie soll
das gehen?«, fragt Manuel. »Das bedeutet Krieg gegen Méndez, und Abrego stellt sich hinter Méndez, genauso
wie die anderen Kartelle. Und die Federales. Nichts für ungut, Adán
Barrera, aber ich glaube, ich sehe einen toten Mann vor mir, der
mir einen Exklusivdeal anbietet. Ich soll die Lebenden in die Wüste schicken
und mit den Toten Geschäfte machen. Wie viel Kokain nimmst du mir ab, wenn du unter
der Erde liegst?«
    »Wir sind
das Barrera-Kartell«, sagt Adán. »Wir haben
bis jetzt gesiegt, und wir werden -«
    »Nein«,
sagt Manuel. »Nimm's mir nicht übel, aber ihr seid nicht mehr das
Barrera-Kartell. Ja, dein Onkel, der hätte Abrego besiegen können und Méndez und die ganze mexikanische Regierung, aber du bist nicht dein Onkel.
Du bist sehr schlau, aber Schlauheit allein genügt nicht. Du musst auch hart
sein. Und ich will dir die Wahrheit sagen, Adán. Für mich bist du ein Weichling. Ich glaube einfach nicht, dass du
hart genug bist, zu tun, was du tun musst.«
    Adán nickt, dann fragt er, ob er den Koffer öffnen darf, der neben ihm
steht.

Die Brüder
nicken ebenfalls, er klappt den Koffer auf. »Fünf Millionen. Von Gúero Méndez. Wir haben uns seine Frau geholt, sie hat uns das Geld besorgt. Wenn
ihr immer noch glaubt, wir können ihn nicht besiegen, dann erschießt mich,
werft mich von der Brücke. Und lasst euch von der Federación weiter mit Almosen abspeisen. Wenn ihr aber glaubt, dass wir Méndez besiegen können, dann betrachtet dieses Geld als Geste unseren guten
Willens und als Anzahlung auf die vielen Millionen, die wir noch zusammen
machen werden.«
    Er setzt
eine entspannte Miene auf, doch er sieht den beiden an, dass sie schwanken,
dass der Schuss nach hinten losgehen kann.
    Auch Fabián sieht es.
    Und seine
Anweisungen in diesem Fall sind klar. Befehl von Raúl. Und Raúl hat ihn
von M-i.
    »Kommt«,
sagt Fabián zu den Kindern.
    »Gehen wir
zu Mama?«, fragt Claudia.
    »Sí.«
Fabián hebt Gúerito auf seine Schulter und nimmt Claudia bei der
Hand. So gehen sie zur Mitte der Brücke.
     
    Meine Frau! Meine geliebte Frau!
    Gúeros Schreie hallen durch das große, leere Haus.
    Das
Dienstpersonal versteckt sich. Die Wachen draußen sind in Deckung gegangen,
während Gúero durchs Haus stolpert, Möbel umwirft, Geschirr zerschlägt, sich
auf das Rindsledersofa wirft, das Gesicht schluchzend in den Kissen

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