Winslow, Don
1928 von dem reichen spanischen Juristen und Expriester Josemaria Escrivá gegründet, weil
er darunter litt, dass die Madrider Universität zu einer Brutstätte des
Linksradikalismus geworden war. Er litt so sehr, dass sich seine neue Organisation
im Spanischen Bürgerkrieg auf die Seite Francos stellte und das Franco-Regime auch in den
nachfolgenden dreißig Jahren stützte. Der Gedanke war, konservative, begabte
Laien zu rekrutieren, die in Regierungsämter, in Presse- oder Wirtschaftskarrieren
strebten, sie mit den »traditionellen« katholischen Werten zu durchtränken -
besonders mit antikommunistischen Affekten - und sie dann in ausgewählten
Bereichen für die Kirche arbeiten zu lassen.
Salvatore Scachi - Oberst der Special Forces, CIA-Mann, Malteserritter und
eingefleischter Mafioso - ist auch ein verdientes und bewährtes Opus-Dei-Mitglied.
Er erfüllt alle Anforderungen - besucht täglich die Messe, beichtet nur vor
Ordenspriestern und ist regelmäßiger Gast in den Einrichtungen des Ordens.
Außerdem ist er ein vorbildlicher Soldat. Er hat die gute Sache gegen den
Kommunismus in Vietnam verfochten, in Kambodscha und im Goldenen Dreieck. Er
hat in Mexiko gekämpft, in Mittelamerika für Kerberos, in Südamerika für Red
Cloud - alles Operationen, die der Befreiungstheologe Parada vor der Welt zu
enthüllen droht. Jetzt sitzt Scachi in Antonuccis Büro und überlegt, was mit
den Dokumenten geschehen soll, die Kardinal Parada an den Vatikan
weitergeben will.
»Sie sagen, Cerro war bei ihm«, fragt Scachi bei Antonucci nach.
»So hat es Parada mir gesagt.«
»Cerro weiß genug, um die ganze Regierung zu stürzen«, sagt Scachi.
Und noch einiges mehr.
»Wir können den Heiligen Vater nicht mit diesen Dingen behelligen«,
erklärt Antonucci. Dieser Papst ist ein großer Förderer von Opus Dei, er hat
sich sogar dazu verstanden, Padre
Escrivá seligzusprechen, und das ist der erste
Schritt zu seiner Heiligsprechung. Ihn mit, Beweisen für die Beteiligung von
Opus Dei an den etwas schärferen Maßnahmen gegen die kommunistische
Weltverschwörung zu konfrontieren wäre, gelinde gesagt, unangemessen.
Schlimmer noch würde der Skandal die gegenwärtige Regierung treffen, und
das zu einer Zeit, da die Kirche in Mexiko auf dem besten Wege ist, ihren
vollen Rechtsstatus wiederzuerlangen. Nein. Diese Enthüllungen würden die
Regierung erschüttern und den ketzerischen liberalen Theologen in die Hände
arbeiten - all den »nützlichen Idioten«, die den Kommunisten zur Macht
verhelfen könnten.
Es ist überall dasselbe, denkt Antonucci - dumme, irregeleitete liberale
Priester verhelfen den Kommunisten zur Macht, um dann von ihnen abgeschlachtet
zu werden. So war es auch in Spanien, weshalb der selige Escrivá seinen Orden
überhaupt erst gegründet hat.
Als Mitglieder von Opus Dei sind Antonucci und Scachi bestens mit dem
Konzept des kleineren Übels vertraut, und für Sal Scachi steht außer
Frage, dass das kleinere Übel der Korruption dem großen Übel des Kommunismus
vorzuziehen ist. Er hat dabei auch die NAFTA im Blick, die im Kongress noch immer umstritten
ist. Wenn Paradas Enthüllungen ans Licht kämen, wäre das katastrophal für die NAFTA, und ohne NAFTA käme es nicht
zur Herausbildung eines mexikanischen Mittelstands, der einzigen nachhaltigen
Barriere gegen die Ausbreitung des Kommunismus.
Jetzt sagt Antonucci: »Wir haben hier die Möglichkeit, etwas Großartiges
für die Seelen von Millionen Gläubigen zu leisten - wenn wir uns um die
mexikanische Regierung verdient machen, kann es uns gelingen, dem mexikanischen
Volk die alleinseligmachende katholische Kirche zurückzugeben.«
»Indem wir
diese Informationen unterdrücken.«
»Genau so.«
»Aber das ist nicht so einfach«, sagt Scachi. »Parada wird sein Wissen
ausspielen, wenn er nicht begreift -«
Antonucci erhebt sich. »Diese profanen Angelegenheiten muss ich den
Laienbrüdern des Ordens überlassen. Davon verstehe ich nichts.«
Das ist Sal Scachis Metier.
Adán hütet das Bett in Rauls großer, festungsartig ausgebauter estancia. Sie heißt Rancho las Bardas und liegt abseits der Straße von Tijuana nach
Tecate.
Die Häuser von Adán und Raúl sind von einer drei Meter hohen Mauer mit Natodraht und Glasscherben
umgeben. Überragt wird die Mauer von Wachtürmen an allen vier Ecken. Besucher
passieren zwei Tore aus massivem Stahl, die Wachen sind mit Kalaschnikows, M -50 -Maschinenpistolen und chinesischen Granatwerfern
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