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Winslow, Don

Winslow, Don

Titel: Winslow, Don Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tage der Toten
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tarnen konnten - all das muss Hunderttausende an
Schmiergeld gekostet haben. Und wenn sich Gúero stark genug fühlt, gegen das
Gewaltverbot in Badeorten zu verstoßen, bedeutet das, dass er über unerwartet
große Reserven verfügt.
    Aber wieso?, fragt sich Adán. Wie kann der Mann noch Ware umschlagen, wenn ihm
das Barrera-Kartell alle Wege versperrt? Und wieso bekommt Gúero Unterstützung
von der Bundespolizei, den Federales?
    Hat er sich etwa mit Abrego verbündet? Hätte er den Überfall jemals ohne Ábregos Zustimmung
gewagt? Und wer Ábregos Zustimmung hat, hat die Unterstützung von el Bagmán, dem Bruder des
Präsidenten, und damit der gesamten Regierung.
    Sogar in Baja gibt es Krieg zwischen den Polizeikräften. Die Barreras haben die
Provinzpolizei auf ihrer Seite und Gúero die Federales. Die Polizei von Tijuana
verhält sich mehr oder weniger neutral, aber es gibt eine neue Truppe in der
Stadt, die Taktische Sondereinheit, die von keinem anderen als dem unbestechlichen
Antonio Ramos geführt wird. Und wenn der sich mit den Federales verbündet...
    Gott sei Dank sind bald Wahlen, sagt sich Adán. Seine Leute
haben schon mehrere diskrete Annäherungsversuche an den PRI-Kandidaten Colosio
unternommen, sind aber stets abgeblitzt. Doch wenigstens hat Colosio zu
erkennen gegeben, dass er radikal gegen den Drogenhandel vorgehen will, dass
er, wird er denn gewählt, Gúero Méndez und die Barreras mit gleichem Eifer verfolgen
wird.
    Aber bis dahin heißt es, wir allein gegen den Rest der Welt, denkt Adán.
    Und dieses Mal gewinnt die Welt.
     
    Callan gefällt das gar nicht.
    Er sitzt auf der Rückbank eines gestohlenen feuerwehrroten Suburban - dem
Lieblingsvehikel der Narco-Cowboys -, zusammen mit Raúl Barrera, der sich durch
die Avenidas von Tijuana kutschieren lässt, als wäre er der Bürgermeister persönlich.
Der Chauffeur ist ein Offizier der Provinzpolizei, und neben ihm sitzt ein
weiterer Offizier. Callan musste sich diese lächerliche mexikanische Cowboykluft antun - mitsamt
Stiefeln, schwarzem Hemd mit Perlmuttknöpfen und weißem Cowboyhut.
    So führt man doch keinen Krieg, denkt er. Warum machen die das nicht wie
die Sizilianer - immer schön bedeckt halten, auf Chancen lauern. Die Mexikaner
sind offenbar anders. Das sind Machos, die trumpfen auf und zeigen Flagge.
    Offenbar legt Raúl es darauf an, gesehen zu werden.
    Daher wundert sich Callan nicht weiter, als er die zwei schwar zen Suburbans sieht, die von hinten nahen, vollbesetzt mit Federales.
Aber es beunruhigt ihn schon. »Ah, Raúl ...«
    »Hab sie schon gesehen.«
    Er befiehlt dem Chauffeur, rechts abzubiegen, in eine Seitenstraße, die
sich an einem riesigen Flohmarkt entlangzieht.
    In dem zweiten schwarzen Suburban sitzt Gúero. Er sieht die feuerwehrrote
Yuppie-Kutsche rechts abbiegen und glaubt, Raúl Barrera auf dem Rücksitz
zu erkennen.
    Aber der Clown lenkt ihn ab.
    Ein dummes, lachendes Clownsgesicht ist auf die Mauer des Flohmarkts
gemalt, der sich über zwei Querstraßen erstreckt. Weiß geschminkt, rote Nase,
Clownsperücke und an die neun Meter hoch. Gúero blinzelt irritiert, dann wendet
er sich wieder dem Kerl auf dem Rücksitz des roten Suburban mit kalifornischem
Nummernschild zu, und er ist todsicher, dass er Raúl Barrera vor sich hat.
    »Überholen«, befiehlt er.
    Der vorausfahrende schwarze Suburban überholt den roten und drängt ihn ab. Gúeros Suburban kommt von hinten und keilt ihn ein.
    Scheiße, denkt Callan, als ein Offizier der Federales aus dem vorderen Suburban steigt und auf
sie zukommt, mit gezückter M16, und zwei seiner Leute direkt hinter ihm. Das ist keine Verkehrskontrolle.
Er rutscht ein bisschen tiefer, zieht behutsam die 22er und versteckt sie unter dem linken Unterarm.
    »Alles unter Kontrolle«, sagt Raúl.
    Callan ist sich da
nicht so sicher, denn aus den Fenstern der zwei Suburbans ragen Gewehrläufe wie
Musketen aus den Planwagen in einem alten Western, und wenn nicht gleich die
Kavallerie einreitet, denkt er, bleibt nicht viel von uns übrig.
    Scheiß-Mexiko.
    Gúero lässt die Scheibe herunter, schaltet die Kalaschnikow auf
»Trommelfeuer« und richtet sie auf Raúl.
     
    Der am Steuer sitzende Polizeioffizier kurbelt das Fenster herunter und
fragt: »Gibt's ein Problem?«
    Ja, offensichtlich, denn der comandante
fedérale hat Raúl entdeckt und
richtet die M16 auf ihn. Callan feuert aus der
Hüfte.
    Zwei Schüsse durchlöchern die Stirn des Comandante.
    Noch bevor er fällt, fällt die

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