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Winslow, Don

Winslow, Don

Titel: Winslow, Don Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tage der Toten
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halten. Wenn sie
sich als echt erweist, gut. Wenn nicht, hat er einen Keil in ihre Abwehr
getrieben, die Abwehr bricht zusammen.
    Und die Wahrheit kommt an den Tag.
     
    »Sie lügt«, sagt der Verhörspezialist zu Raúl Barrera. »Sie denkt sich
was aus.«
    »Woran merkst du das?«
    »Körpersprache«, sagt der Mann. »Unscharfe Antworten. Wenn ich sie an den
Lügendetektor hänge und sie nach dem einen Abend frage, fällt sie durch.«
    Kann ich Adán damit überzeugen?, fragt sich Raúl. Kann ich diese verlogene Schlampe entsorgen, ohne
dass es Krieg mit Adán gibt? Fabián hat mir über seinen Anwalt gemeldet, dass sie die Verräterin ist. Und
jetzt ist der Vernehmer nahe dran, sie festzunageln.
    Oder soll ich warten, bis uns Rebollo die definitive Bestätigung gibt? - Wenn er sie
denn gibt?
    »Wie lange brauchst du noch, bis du sie so weit hast?«, fragt er den
Vernehmer.
    Der sieht auf die Uhr. »Jetzt ist es siebzehn Uhr? Sagen wir zwanzig Uhr
dreißig, maximal einundzwanzig Uhr.«
     
    Jetzt sind die Wolken auf unserer Seite, denkt Keller. Der Fischkutter durchpflügt die ruppige See. Er hört
das rhythmische Klatschen der Wellen am Bug. Das schlechte Wetter, das den
Nachschub an Satellitenfotos gestoppt hat, schützt sie nun vor den Blicken der
Beobachtungsposten an der Küste und auf anderen Schiffen, von denen sicher
einige mit Barreras Leuten besetzt sind.
    Er schaut sich die Männer an, die schweigend auf Deck sitzen. Ihre Augen
leuchten hell aus den geschwärzten Gesichtern hervor. Rauchen ist verboten,
aber die meisten haben sich unangezündete Zigaretten zwischen die Lippen
geschoben, andere kauen Kaugummi. Ab und zu werden ein paar Worte gewechselt,
aber fast alle starren hinaus in den grauen, vom Mondlicht erhellten Nebel.
    Die Männer tragen Schusswesten über ihren schwarzen Jumpsuits, und jeder
führt sein eigenes Waffenarsenal mit sich - Mac io, M16, 45er Pistolen und gefährlich flache Nahkampf-Macheten. Die Schusswesten sind
behängt mit Handgranaten.
    Das sind also die »externen Ressourcen«, denkt Keller.
    Wo zum Teufel hat Scachi die aufgetrieben?
     
    Callan weiß es.
    Das ist wie ein beschissenes Klassentreffen, hier mit den Jungs von Red
Cloud zu sitzen und auf den Einsatz zu warten, mit manchen von denen hat er in
Las Tangas die Koje geteilt.
    »Den Waffennachschub der Terroristen an der Quelle blockieren«, hat
Scachi den Einsatz definiert.
    Drei mit Planen zugedeckte Zodiac-Schlauchboote sind an Bord festgezurrt.
Mit je acht Mann Besatzung sollen sie in fünfzig Metern Abstand landen. Zwei
Trupps, um das große Haus zu stürmen, der dritte, um sich das untere Strandhaus
vorzunehmen.
    Wenn wir überhaupt so weit kommen, denkt Callan.
    Wenn die Barreras gewarnt sind, laufen wir ins Sperrfeuer, wir werden am
nackten Strand festgenagelt, als Deckung bleibt uns nur der Nebel. Der Strand
wird von Leichen übersät sein.
    Aber sie bleiben nicht liegen.
    Das hat ihnen Scachi extra eingeschärft: Keiner wird zurückgelassen. Ob
tot oder lebendig oder irgendwas dazwischen - alle kommen zurück an Bord.
Callan wirft einen Blick auf die Hohlziegel, die auf dem Achterdeck
aufgestapelt sind. »Grabsteine«, hat Scachi sie genannt. Für die Seebestattung.
    Wir lassen keine Leichen in Mexiko zurück. Für die Öffentlichkeit ist das
der Überfall eines rivalisierenden Drogenkartells, das von den gegenwärtigen
Problemen der Barreras profitieren will. Wenn sie euch lebend kriegen - aber
das darf nicht passieren -, werdet ihr das erzählen. Egal, was sie mit euch
machen. Die bessere Lösung: gleich am Lauf lutschen. Wir sind nicht die
Marines, wir boxen euch nicht raus.
     
    Keller geht unter Deck. Der Dieselgestank dreht ihm den Magen um. Oder es
sind die Nerven, denkt er.
    Scachi trinkt Kaffee.
    »Wie in den alten Zeiten, was, Arthur?«
    »Fast.«
    »Hey, Arthur, wenn du das hier nicht willst, dann sag Bescheid.«
    »Doch, ich will es.«
    »Ihr habt dreißig Minuten Zeit«, sagt Scachi. »Nach dreißig Minuten sind
alle wieder an Bord, und wir ziehen ab. Das Letzte, was wir brauchen, ist ein
mexikanisches Patrouillenboot.«
    »Verstanden«, sagt Keller. »Wann sind wir dort?«
    Scachi gibt die Frage an den Kapitän weiter.
    Noch zwei Stunden.
    Keller schaut auf die Uhr.
    Gegen neun werden sie an Land gehen.
     
    Ihren entscheidenden Fehler macht Nora um zwanzig Uhr fünfzehn.
    Sie schläft im Stehen ein, aber sie schütteln sie wach und führen sie im
Zimmer herum. Dann wird sie wieder auf den Stuhl

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