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Winslow, Don

Winslow, Don

Titel: Winslow, Don Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tage der Toten
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Holpern
ein Todesstoß für Raúl.
    Raúl presst Adáns Hand, als
wollte er ihm die Knochen zerquetschen, doch Adán merkt es kaum.
Er streicht ihm über den Kopf, macht ihm Hoffnung. Alles wird gut.
    »Wasser!«, stöhnt Raúl.
    Adán findet eine
Trinkflasche im Rücksitzfach, schraubt den Deckel ab und lässt Raúl trinken. Raúl schluckt das
Wasser, und Adán merkt, wie es auf seine Schuhe plätschert.
    Adán dreht sich um
und schaut zurück.
    »Nora!« brüllt er und befiehlt Manuel, umzukehren.
    Manuel reagiert nicht. Er fährt langsam den Hang hinauf, im ersten Gang,
mit Vierradantrieb, ein weiterer Landrover folgt ihm, mit Sicarios, die ihnen
Feuerschutz geben.
    Leuchtpatronen erhellen die Nacht wie ein tödliches Feuerwerk.
    Eine Panzergranate trifft den zweiten Landrover, er explodiert, glühend
heiße Metallsplitter schwirren umher. Der Fahrer kommt herausgetaumelt,
brennend wie eine Fackel, ein anderer fällt seitlich aus dem aufgerissenen
Fahrzeug und bleibt auf den Felsen liegen.
    Manuel tritt aufs Gas, und Raúl schreit auf.
     
    Keller sieht, dass der Landrover davonfährt.
    »Verdammt!«, brüllt er, dreht sich zu Callan um und befiehlt: »Pass auf
sie auf!«, legt ihm Noras leblosen Körper in die Arme und rennt los, hinter dem
davonfahrenden Landrover her. Schüsse aus dem großen Haus umschwirren ihn wie
Moskitos. Er zieht den Kopf ein und rennt weiter, vorbei an dem brennenden
Geländewagen und an brennenden Leichen, um den anderen Wagen einzuholen, der
sich über ihm den Hang hochquält.
     
    Adán entdeckt Keller
und bringt seine Pistole in Anschlag, aber jede Bewegung, die er macht,
steigert Rauls Qualen. Er
sieht Keller, der ihn ins Visier nimmt.
    Adán und Keller
schießen aufeinander, beide verfehlen den anderen.
    Jetzt hat der Landrover die Hügelkuppe erreicht. Er kippt in die
Horizontale und dreht auf. Raúl brüllt wie ein Stier, Adán muss ihn mit
allen Kräften festhalten.
     
    Keller steht auf der Hügelkuppe, vornüber gebeugt, keuchend, und schaut
dem Landrover nach.
    Er atmet dreimal tief durch, reißt das Gewehr hoch und zielt auf das linke
Rückfenster, wo er Adán zuletzt gesehen hat. Beim Ausatmen drückt er ab.
    Das Auto fährt weiter.
    Keller läuft zurück zum Haupthaus.
     
    Scachis Leute gehen routiniert und ohne Eile zur Sache. Der eine Trupp
gibt Feuerschutz mit kurzen, disziplinierten Salven, während sich der andere
vorwärts bewegt, dann tauschen sie die Rollen. Nach dreimaligem Wechsel haben
sie einen ihrer Leute bis zur Hauswand gebracht. Er presst sich an die
Steinmauer, während die anderen das Feuer auf die Fenster eröffnen. Auf ein
Signal stellen sie das Feuer ein, der Mann befestigt eine Haftladung an der
Tür und wirft sich zu Boden, als die Tür zerbirst.
    Die anderen drängen hinein, drei schnelle Salven, dann ist Stille.
     
    Keller folgt ihnen ins Haus.
    Es ist ein Schlachthaus, ein Tollhaus.
    Überall Blut, Tote und Verwundete, Scachis Leute sind dabei, die Sicarios, die zwischen
den Welten schweben, fachmännisch zu erledigen.
    Drei Tote liegen auf dem Fußboden des großen Zimmers. Einer von ihnen auf
dem Bauch, mit zwei Einschusslöchern im Hinterkopf. Keller steigt über ihn
hinweg, um ins Schlafzimmer zu gelangen.
    Dort liegen noch elf andere.
    Ein Verwundeter, seine Schulter ein roter Klumpen, lehnt an der Wand, mit
ausgebreiteten Beinen. Scachi stellt sich vor ihn, holt mit dem Stiefel aus,
als wollte er einen Elfmeter schießen, und tritt ihn in die Eier.
    »Spuck's aus!«, sagt Keller.
    Der Sicario zögert nicht. Die Barreras haben hier gewohnt, mit la Güera, und Raúl ist schwer
verletzt, Bauchschuss.
    »Schon mal gute Nachrichten«, sagt Scachi. Er weiß genauso gut wie Keller,
dass Raúl Barrera einen Bauchschuss nicht überlebt. Er ist so gut wie tot - toter als tot.
    »Wir kriegen sie«, sagt Keller zu Scachi. »Sie sind nicht weit.«
    »Womit denn?«, fragt Scachi. »Hast du einen Jeep mitgebracht?« Er schaut
auf die Uhr und brüllt: »zehn Minuten noch!«
    »Wir müssen ihnen nach!«, brüllt Keller. »Keine Zeit.«
    Der Verwundete spuckt weiter Informationen aus - die Barreras wollen mit
dem Landrover nach San Felipe, um Raúl zu retten.
    Scachi glaubt ihm.
    »Raus mit ihm und erschießen«, befiehlt er. Keller zuckt nicht mit der
Wimper.
    Alle kannten die Spielregeln, bevor sie in die Schlacht gingen.
     
    Der Landrover
holpert über die löchrige Straße. Raúl brüllt.
    Adán weiß nicht, was
er machen soll. Wenn er Manuel befiehlt,

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