Winslow, Don
denkt Peaches. Seit Monaten hocken wir in dieser Bude mitten in der
Einöde und bewachen Barreras verfickte Nutte. »Mickey, tut mir leid, dass ich
dich angebrüllt habe, okay?« Peaches wendet sich an Callan. »Okay?« Callan sagt
nichts.
»Ich bringe ihr den Tee«, sagt
Mickey.
»Wer bist du denn, verdammt? Ihr
Butler?«, fragt Peaches. Er will nicht, dass Mickey sich in diese Frau
verguckt. Männer, die lange im Knast waren, vergucken sich in jede Frau, werden
sentimental bei jedem Lebewesen, das ihnen nicht gerade übelwill - bei Mäusen,
Vögeln und dergleichen. Peaches hat alte Knastbrüder erlebt, denen die Tränen
kamen, wenn eine Schabe eines natürlichen Todes starb. »Lass doch O-Bop gehen.
Der sieht aus wie ein Kellner. Nein, besser noch, Callan geht.«
Callan weiß, was
Peaches denkt. »Warum bringst du den Tee
nicht rein?«, sagt er.
»Ich hab dich gebeten«,
sagt Peaches.
»Jetzt wird er langsam kalt«,
meint Mickey.
»Nein, hast du nicht«, sagt Callan. »Du hast befohlen.«
»Mr. Callan«, sagt Peaches.
»Dürfte ich Sie bitten, der jungen Dame den Tee zu servieren?«
Callan nimmt die Tasse und geht
los.
»Gott, was für'n Scheiß, das Ganze
hier!«, sagt Peaches.
»Erst anklopfen«, mahnt Mickey.
»Das ist eine Nutte«, sagt
Peaches. »Die darf wohl keiner nackt sehen, oder was?«
Er geht raus auf die Veranda,
schaut schon wieder zu den kahlen, vom Mondlicht beschienenen Hügeln hinüber
und fragt sich, wie er so tief sinken konnte, dass er nun auf eine Nutte aufpassen
muss.
Callan kommt zu ihm raus. »Was ist
denn los, verdammt? Hast du schlechte Laune?«
»Barreras Nutte«, sagt Peaches.
»Sollen wir die etwa zurückgeben? Der müsste man die Hände abhacken - und dann
bei ihm abliefern.«
»Sie hat dir nichts getan.«
»Du willst sie doch bloß ficken«,
sagt Peaches. »Weißt du was? Wir teilen sie uns.«
Callan nickt ganz langsam. »Hey,
Jimmy? Wenn du sie anfasst, kriegst du zwei Schuss zwischen die Augen. Hätte
ich eigentlich schon vor Jahren machen müssen, als ich deinen fetten Arsch zum
ersten Mal sah.«
»Willst du Zoff? Kein Problem!«
Jetzt kommt auch Mickey raus und
geht dazwischen. »Hört auf, ihr Idioten. Hier ist sowieso bald Schluss.« Nein,
denkt Callan. Jetzt ist Schluss.
Er kennt Peaches, er weiß, was
kommt. Was der sich in den Kopf setzt, macht er auch, egal wie. Und er weiß,
wie Peaches tickt: Bringt Barrera einen von
meinen Leuten um, bring ich einen von seinen Leuten um.
Callan geht wieder hinein, vorbei
an O-Bop, klopft an Noras Tür und macht sie auf. »Komm«, sagt er.
»Wohin?«, fragt Nora.
»Komm schon. Zieh die Schuhe an.
Wir hauen ab.«
Sein Ton macht sie stutzig. Er ist
nicht mehr nett oder schüchtern. Er ist wütend, grob, kommandiert sie herum.
Das mag sie nicht, also nimmt sie sich Zeit beim Schuhanziehen, nur um ihm zu
zeigen, dass sie sich so was nicht bieten lässt.
»Mach schon, beeil dich.«
»Reg dich ab.«
»Ich bin die Ruhe selbst«, sagt
Callan. »Setz deinen Arsch in Gang, verstanden?«
Sie steht auf, funkelt ihn an.
»Welchen Gang hättest du denn gern?«
Als er sie beim Handgelenk packt
und aus der Tür zieht, ist sie geschockt. Er benimmt sich wie ein richtiges
Arschloch, und das kann sie nicht leiden.
»Hey!«
»Ich hab nicht die Zeit, hier rumzumachen«, sagt Callan.
Ich will's hinter mich bringen.
Sie versucht, ihre Hand
wegzuziehen, aber sein Griff ist zu fest, und ihr bleibt nichts anderes übrig,
als sich von ihm ins benachbarte Zimmer zerren zu lassen.
»Bleib dicht hinter mir«, sagt
Callan.
Er zieht seine 22er und richtet sie nach vorn. »Was ist
denn los?«, fragt sie.
Er antwortet nicht, zerrt sie einfach ins andere Zimmer.
»Hey, wohin des Wegs?«, fragt Peaches. »Wir fahren.«
Peaches will in seine Jackentasche greifen. »Oi-oh!«,
macht Callan. Peaches überlegt sich's.
»Callan, was soll das?«, fragt
O-Bop. Ganz vorsichtig wandert seine Hand zu dem Gewehr, das auf der alten
Couch liegt.
»Zwing mich nicht, dir was zu tun,
Stevie«, sagt Callan. Das wäre auch zu blöd, wo doch alles - die ganze Scheiße
- damit angefangen hat, dass er versucht hat, O-Bop das Leben zu retten. »Ich
will dir nicht weh tun.«
O-Bop will das offenbar auch
nicht, also bleibt seine Hand, wo sie ist.
»Hast du dir das gut überlegt?«, fragt Mickey.
Nein, denkt Callan, ich hab mir
gar nichts überlegt. Ich lasse bloß nicht zu, dass sich einer an dieser Frau
vergreift. Er hält sie hinter sich fest und geht
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