Winston 2 - Agent auf leisten Pfoten (German Edition)
laufe weiter in die Hofeinfahrt, miaue laut und deutlich, drehe einen Kreis und laufe dann wieder zu Kira. Wahrscheinlich würde ich an ihrer Stelle auch nicht verstehen, was ich damit meine, aber etwas Besseres fällt mir auf die Schnelle nicht ein.
»Hm«, überlegt Kira, »was willst du denn bloß?«
Sie guckt in den Hof, der schon im Dunklen liegt. Ob sie draufkommt, wenn ich zum Unterstand laufe? Immerhin weiß sie, dass das der Treffpunkt der Hofkatzen ist. Von denen ist zwar leider niemand zu sehen, aber vielleicht versteht es Kira trotzdem. Ich sprinte also zu den Mülltonnen, mache einen Satz auf den Unterstand, maunze dort in alle Richtungen, springe wieder hinunter und laufe zurück zu Kira.
»Tja, also …«, Kira sieht richtig angestrengt aus, »du willst … ähm … ich soll …«, sie kratzt sich am Kopf, dann erhellt ein Lächeln ihr Gesicht, »du willst, dass wir deine Freunde mitnehmen? Ist es das?«
BINGO! Volltreffer! Ich schnurre sofort los, damit Kira gleich weiß, was Sache ist.
»Also das ist es tatsächlich! Aber warum denn nur?«
Ohgottohgottohgott! Bei meinen Schnurrhaaren! Wie erkläre ich das jetzt? Unseren gesamten komplizierten Katzen-Plan von den Ermittlungen in der Schule kann ich hier nicht auch noch vortanzen. Kann mir Kira nicht einfach vertrauen? Ich maunze noch einmal und deute wieder mit meiner Pfote Richtung Hof. Kira seufzt.
»Na gut, wenn es unbedingt sein muss! Aber wir können nicht stundenlang warten, dass deine Freunde aufkreuzen. Entweder sie kommen gleich, wenn ich sie rufe – oder wir gehen ohne sie los. Klar?«
Miau. Klar wie Kloßbrühe.
Kira geht mit mir zum Unterstand und schlägt mit der flachen Hand auf das Dach.
»Odette! Katzen! Wo seid ihr? Kommt mal her!«
Ich maunze ebenfalls: »Los, Kollegen! Auf geht’s, das Abenteuer ruft!«
Ganz langsam kommt Odette zum Unterstand geschlichen. »Hey, Winston! Sag bloß, du hast Kira wirklich unseren Plan erklärt.«
Ich nicke. »Hab ich.«
»Cool. Schade, dass Spike und Karamell gerade nicht da sind. Die wollten es doch nicht glauben. Und was hat Kira dazu gesagt? Wie findet sie den Plan?«
»Na ja, also, ähem … sie findet ihn richtig gut.«
Das ist jetzt nicht völlig gelogen. Ich bin mir sicher, dass sie ihn gut finden wird, wenn sie ihn denn erst mal kennt. Und ich habe ihn doch schon so gut wie erklärt. Also fast. Irgendwie. Und den Rest hole ich schon noch nach.
»Sehr gut, Winston! Dann können wir endlich loslegen und das arme Kind retten!«
»Genau. Aber wo sind eigentlich Karamell und Spike? Hast du eine Ahnung?«
»Nee. Die habe ich seit unserer kleinen Besprechung vorhin nicht mehr gesehen. Wahrscheinlich liegen die irgendwo rum und schlafen. Spike ist nicht der Fitteste und Karamell ziemlich ängstlich – ich glaube, der heutige Tag war zu viel für sie.«
Ich seufze. Zwei von vier Muskeltieren können wir schon mal vergessen. Na toll!
»So, Winston«, mischt sich Kira ein, »was ist jetzt? Kommt Odette mit?«
Als Antwort maunze ich und trotte hinter Kira her, die wieder zur Straße geht. Odette folgt uns und so tigern wir zu dritt in Richtung Emilias Haus. Ein Mädchen und zwei Katzen. In diesem Moment habe ich plötzlich das Gefühl, dass die Idee, ausgerechnet wir könnten Emilia retten, ziemlich verrückt ist. Liegt aber vielleicht nur daran, dass auch mein Tag schon ziemlich lang war.
»Schön, dass du es so schnell geschafft hast! Deine beiden Freunde sind schon da.« Emilias Mutter begrüßt uns sehr freundlich und bittet uns ins Haus. »Oh, da ist ja noch eine Katze dazugekommen! Niedlich, die beiden!«
Niedlich? Wir sind nicht niedlich! Wir sind Agenten! Obwohl die Bemerkung bestimmt nett gemeint war, ärgert sie mich. Und weckt meinen alten Kampfgeist wieder. Wenn hier jemand Emilia befreit, dann doch wohl wir!
Frau Stetten führt Kira ins Wohnzimmer. Dort auf dem Sofa sitzen schon Tom und Pauli und winken uns freundlich zu.
»Hallo, Kira, hallo, Winston!«, begrüßt uns Tom. Dann fällt sein Blick auf Odette. »Oh, und wer ist das?«
»Odette«, erklärt Kira. »Eine Katze aus unserem Hinterhof. Auch sehr schlau. Falls wir vierbeinige Unterstützung brauchen, ist sie bestimmt nicht schlecht.«
Odette knufft mich mit ihrer Schnauze in die Seite. »Hey, ich denke, sie kennt den Plan?«
»Äh, ja, tut sie ja auch.«
»Aber was heißt denn dann, falls wir vierbeinige Unterstützung brauchen ? Es ist doch genau umgekehrt – wir brauchen zweibeinige
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