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Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman

Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman

Titel: Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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kleiner Bruder ist tot!«
    »Axel ist tot?« Carla konnte es kaum glauben. »Oh, Frieda, das tut mir leid. Wo ist es passiert?«
    »In diesem Krankenhaus in Bayern.« Frieda schluchzte.
    Carla erinnerte sich, dass Werner ihr gesagt hatte, Axel sei in dasselbe Krankenhaus geschickt worden wie Kurt. »Woran ist er denn gestorben?«
    »An den Masern.«
    Carla trauerte mit ihrer Freundin; zugleich war ihr Misstrauen geweckt. Sie hatte schon ein ungutes Gefühl gehabt, als Professor Willrich ihnen vor einem Monat die neue Behandlung für den kleinen Kurt nahegelegt hatte. War die Therapie riskanter, als Willrich hatte durchblicken lassen? War sie vielleicht sogar gefährlich?
    »Weißt du mehr?«, fragte sie Frieda.
    »Wir haben nur einen kurzen Brief bekommen. Mein Vater ist außer sich. Er hat sofort in diesem Krankenhaus angerufen, bekam aber keinen der leitenden Ärzte an den Apparat.«
    »Ich komme zu dir«, sagte Carla. »In ein paar Minuten bin ich da.«
    »Danke.«
    Carla legte auf und ging in die Küche, in der sich ihre Eltern, Ada und Erik aufhielten, der seinen letzten Urlaubstag hatte. »Axel Franck ist in dem Krankenhaus in Bayern gestorben«, verkündete sie.
    Maud stieß hervor: »Das darf nicht wahr sein!«
    Walter schaute gerade die Post durch. Nun hob er den Blick. »Mein Gott«, sagte er. »Die arme Monika.« Carla erinnerte sich, dass Monika Franck, Axels Mutter, einer Familienlegende zufolge früher in Walter verliebt gewesen war. Und der sorgenvolle Ausdruck auf dem Gesicht ihres Vaters ließ in Carla den Verdacht aufkeimen, dass er tatsächlich einmal etwas für Monika empfunden hatte, trotz seiner Liebe zu Maud.
    Walter schaute wieder auf die Post und sagte überrascht: »Hier ist ein Brief für dich, Ada.«
    Schweigen breitete sich aus.
    Ada starrte auf den weißen Umschlag, als sie ihn aus Werners Hand nahm und öffnete. Zögernd zog sie einen mit Maschine geschriebenen Brief heraus, überflog die Nachricht und stieß einen gellenden Schrei aus.
    »Nein!« Carla konnte sich denken, was geschehen war. »Bitte nicht! Das darf nicht sein!«
    Maud sprang auf und schloss Ada in die Arme.
    Walter nahm ihr den Brief ab und las. »Kurt ist tot«, flüsterte er. »Der arme kleine Kerl.« Er legte das Schreiben auf den Frühstückstisch und schlug die Hände vors Gesicht.
    Ada schluchzte haltlos. »Mein kleiner Junge, mein lieber kleiner Junge. Er ist ohne seine Mutter gestorben … Das ertrage ich nicht.«
    Carla kämpfte mit den Tränen. Zugleich war sie verwirrt. »Axel und Kurt? Sie sind zur gleichen Zeit gestorben?«
    Sie nahm das Schreiben vom Frühstückstisch. Den Briefkopf zierten Name und Anschrift des Krankenhauses. Darunter stand:
    Sehr geehrte Frau Hempel,
    ich bedauere, Sie über den Tod Ihres Sohnes informieren zu müssen, Kurt Walter Hempel, acht Jahre alt. Er ist am 4. April infolge eines Masernausbruchs in unserem Hospital gestorben. Unser Bemühen, sein Leben zu retten, blieb erfolglos.
    Mit aufrichtigem Beileid …
    Der Brief war von einem der Oberärzte unterzeichnet.
    Carla hob den Blick. Maud hatte sich neben Ada gesetzt und ihr den Arm um die Schultern gelegt. Nun hielt sie Adas Hand, während das Hausmädchen schluchzte.
    Carla war schockiert, aber im Unterschied zu Ada noch bei klarem Verstand. »Da stimmt etwas nicht«, sagte sie zu ihrem Vater.
    Walter blickte sie fragend an. »Wie kommst du darauf?«
    »Schau noch mal hin.« Sie gab ihm den Brief. »Masern.«
    »Und?«
    »Kurt hat die Masern schon gehabt.«
    »Ja, ich erinnere mich«, sagte Walter. »Kurz nach seinem sechsten Geburtstag. Er hat die Krankheit ohne Komplikationen überstanden. Und wer die Masern einmal gehabt hat, bekommt sie nicht mehr.«
    Ein schrecklicher Verdacht mischte sich in Carlas Trauer. War Kurt bei irgendeinem riskanten medizinischen Experiment ums Leben gekommen? Versuchte die Klinikleitung nun, dies zu vertuschen? »Aber warum lügen sie?«
    Erik schlug mit der Faust auf den Tisch. »Wie kommst du darauf, dass es eine Lüge ist?«, rief er wutentbrannt. »Warum greifst du immer wieder die Regierung an? Der Führer würde eine Lüge niemals zulassen. Da ist ein dummer Fehler passiert. Ich wette, eine Sekretärin hat irgendwas falsch abgetippt.«
    Carla war sich da gar nicht so sicher. »Eine Sekretärin in einem Krankenhaus muss doch wissen, was in den Krankenakten steht.«
    Erik wurde immer wütender. »Du schreckst nicht einmal davor zurück, diese Tragödie zu missbrauchen, um unsere Nation und

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