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Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman

Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman

Titel: Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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behelfsmäßigen Knüppel nach Lloyd. Der duckte sich weg und schlugseinerseits zweimal zu. Mit beiden Schlägen traf er dieselbe Stelle wie zuvor, sodass die Haut am Auge des Mannes aufplatzte. Aber der Stahlhelm schützte seinen Kopf, und Lloyd konnte keinen linken Haken landen, seinen Knockout-Schlag. Wieder duckte er sich unter einem Schlag mit dem Holzgriff, schnellte hoch und drosch dem Mann die Faust ins Gesicht. Der Kopf des Stahlhelmträgers wurde in den Nacken geschleudert, und er taumelte zurück. Blut strömte aus den Wunden an seinen Augen.
    Lloyd ließ den Blick durch den Saal schweifen, und ein Triumphgefühl überkam ihn. Der Großteil des Publikums war inzwischen zur Tür hinaus, sodass sich nur noch junge Männer im Saal befanden. Diese kletterten über die Sitzreihen und rückten gegen die Braunhemden vor. Es waren Dutzende.
    In diesem Moment traf irgendetwas Hartes Lloyd von hinten am Kopf. Es tat so weh, dass er aufschrie. Er drehte sich um und sah einen jugendlichen Nazi ungefähr in seinem Alter. Der Bursche hielt eine Holzlatte in der Hand und riss sie hoch, um noch einmal zuzuschlagen. Lloyd warf sich auf ihn, ging in den Clinch und traf ihn zweimal in die Magengegend, zuerst mit der rechten, dann mit der linken Faust. Der Junge schnappte nach Luft und ließ die Latte fallen. Ein Aufwärtshaken Lloyds schickte den Gegner ins Reich der Träume.
    Lloyd rieb sich den Hinterkopf. Die Stelle, wo der Junge ihn getroffen hatte, tat höllisch weh, blutete aber nicht. Ansonsten schien er unverletzt zu sein. Nur die Haut auf seinen Knöcheln war aufgerissen und blutig.
    Er beugte sich vor und ergriff die Holzlatte, die der Junge hatte fallen lassen.
    Als er sich wieder umschaute, sah er zu seiner Erleichterung, dass einige Braunhemden sich bereits zurückzogen. Sie kletterten auf die Bühne und verschwanden in den Seitenflügeln, wahrscheinlich um durch dieselbe Tür zu verschwinden, durch die sie eingedrungen waren.
    Der hünenhafte Mann, der die Saalschlägerei vom Zaun gebrochen hatte, lag stöhnend auf dem Boden und hielt sich das Knie, als wäre es ausgekugelt. Wilhelm Frunze stand über ihm und schlug immer wieder mit einer Holzschaufel auf ihn ein. Dabei rief er mit überkippender Stimme jene Worte, die der Nazi vor Ausbruch derSaalschlacht gerufen hatte: »In! Deutschland! Nicht! Willkommen!« Hilflos versuchte der Mann, sich von Frunze wegzurollen, doch der setzte nach und wich erst zurück, als zwei Braunhemden ihren Kumpan an den Armen packten und davonzerrten.
    Haben wir sie besiegt, fragte Lloyd sich voller Erregung. Sieht so aus, als hätten wir’s tatsächlich geschafft!
    Mehrere junge Männer jagten ihre Gegner die Bühne hinauf, blieben dort stehen und ließen es dabei bewenden, den fliehenden Braunhemden Schmährufe hinterherzuschicken.
    Lloyd ließ den Blick über die anderen schweifen. Wolodja hatte Prellungen im Gesicht; ein Auge war zugeschwollen. Werners Jackett war zerrissen. Walter saß vorne auf einem Sitz, atmete schwer und rieb sich den Ellbogen, lächelte aber. Frunze warf seine Holzschaufel zur Seite.
    Werner strahlte übers ganze Gesicht. »Die haben wir zum Teufel gejagt, was?«
    Lloyd grinste. »Oh ja.«
    Wolodja legte Frunze den Arm um die Schultern. »Nicht schlecht für ein paar Schuljungen, was meint ihr?«
    »Aber unsere Versammlung haben diese Mistkerle gesprengt«, sagte Walter.
    Die jungen Männer schauten ihn vorwurfsvoll an. Die bittere Wahrheit, die Walter ausgesprochen hatte, trübte ihr Hochgefühl.
    Zornig erwiderte Walter die Blicke der anderen. »Was guckt ihr denn so? Seht den Tatsachen doch ins Auge! Unsere Zuhörer sind vor Angst abgehauen. Was meint ihr, wie lange es dauert, bis sie wieder den Mut aufbringen, eine politische Versammlung zu besuchen? Die Nazis haben ihnen gezeigt, wie gefährlich es ist, einer anderen Partei anzugehören als der NSDAP . Der große Verlierer heute ist Deutschland.«
    Werner sagte zu Wolodja: »Ich hasse die verdammten Braunen. Vielleicht schließe ich mich euch Kommunisten an.«
    Wolodja musterte ihn mit seinen durchdringenden blauen Augen. Dann sagte er nachdenklich: »Wenn du es ernst meinst und gegen die Nazis kämpfen willst, gibt es vielleicht etwas Effektiveres.«
    Lloyd fragte sich, was Wolodja damit meinte.
    In diesem Augenblick kamen Maud und Ethel in den Saal. Beide redeten gleichzeitig, weinten und lachten vor Erleichterung.
    Lloyd vergaß Wolodjas Worte.

    Vier Tage später kam Erik von Ulrich in einer

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