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Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman

Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman

Titel: Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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nach.
    »Nicht ganz.«
    »Was meinst du damit?«
    »Vater sagt, dass die Ärzte und Krankenschwestern versetzt werden.«
    Carla runzelte die Stirn. »Und wohin?«
    »In den Osten«, antwortete Heinrich.

K A P I T E L  9
    1941 (II)
    An einem heißen Julimorgen klingelte das Telefon auf Greg Peshkovs Schreibtisch. Er hatte sein vorletztes Jahr in Harvard hinter sich und arbeitete erneut den Sommer über als Praktikant im Außenministerium. Diesmal war er in der Pressestelle beschäftigt. Obwohl er in Physik und Mathematik sehr gut war und die Prüfungen ohne Mühe bestand, hatte er kein Interesse, Wissenschaftler zu werden; ihn reizte die Politik.
    Er nahm den Hörer ab. »Greg Peshkov.«
    »Guten Morgen, Mr. Peshkov. Hier spricht Tom Cranmer.«
    Gregs Herz schlug schneller. »Danke für Ihren Rückruf. Offenbar erinnern Sie sich an mich.«
    »Hotel Ritz-Carlton, 1935. Das einzige Mal, dass mein Bild in die Zeitung kam.«
    »Sind Sie noch immer Hoteldetektiv?«
    »Ich habe mich auf den Einzelhandel verlegt. Ich bin jetzt Kaufhausdetektiv.«
    »Übernehmen Sie auch Privataufträge?«
    »Klar. Woran hatten Sie gedacht?«
    »Ich bin jetzt in meinem Büro. Ich würde gern unter vier Augen mit Ihnen reden.«
    »Sie arbeiten im Old Executive Office Building gegenüber vom Weißen Haus, nicht wahr?«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Ich bin Detektiv.«
    »Verstehe.«
    »Ich bin im Aroma Coffee, Ecke F Street und Nineteenth.«
    »Ich kann jetzt nicht kommen.« Greg blickte auf seine Armbanduhr. »Ich muss jetzt sogar unser Gespräch beenden, tut mir leid.«
    »Ich warte auf Sie.«
    »Also gut. Geben Sie mir eine Stunde.«
    Greg eilte die Treppe hinunter. Er erreichte den Haupteingang gerade rechtzeitig, als nahezu geräuschlos ein Rolls-Royce vorfuhr. Ein übergewichtiger Chauffeur öffnete die Tür zum Fond. Der Fahrgast, der ausstieg, war groß, schlank und gut aussehend, mit vollem, silbrigem Haar. Er trug einen maßgeschneiderten zweireihigen Anzug aus perlgrauem Flanell, der so perfekt saß, wie es nur Londoner Schneider zustande brachten. Während er die Granitstufen zu dem großen Gebäude hinaufstieg, folgte ihm sein Chauffeur mit der Aktentasche.
    Der Mann war Staatssekretär Sumner Welles, stellvertretender Außenminister und persönlicher Freund Präsident Roosevelts.
    Der Chauffeur wollte den Aktenkoffer gerade einem wartenden Amtsdiener des Außenministeriums reichen, als Greg vortrat. »Guten Morgen, Sir«, sagte er, nahm den Aktenkoffer geschickt entgegen und hielt Welles die Tür auf. Dann folgte er ihm ins Gebäude.
    Greg war in die Pressestelle versetzt worden, weil er sachliche, gut geschriebene Artikel vorweisen konnte, die er für den Harvard Crimson verfasst hatte. Als Presseattaché wollte er allerdings nicht enden. Er hatte sich höhere Ziele gesetzt.
    Greg bewunderte Sumner Welles, der ihn an seinen Vater erinnerte. Das gute Aussehen, die elegante Kleidung und der Charme verbargen einen rücksichtslosen Ellbogenmenschen. Welles war entschlossen, Nachfolger seines Chefs, Außenminister Cordell Hull, zu werden, und zögerte nicht, hinter dessen Rücken mit dem Präsidenten zu sprechen – was Hull rasend machte. Greg fand es aufregend, einem Mann so nahe zu sein, der Macht besaß und sich nicht scheute, sie einzusetzen. Genau danach strebte er selbst.
    Die Leute hielten große Stücke auf Greg, besonders wenn er es darauf anlegte. Bei Welles war es nicht anders; er mochte Greg. Allerdings gab es in seinem Fall einen zusätzlichen Grund für die Sympathie: Obwohl Welles verheiratet war – anscheinend glücklich, noch dazu mit einer reichen Erbin –, hatte er eine Vorliebe für attraktive junge Männer.
    Greg hingegen war durch und durch heterosexuell. In Harvard hatte er eine feste Freundin, eine Radcliffe-Studentin namens Emily Hardcastle, die ihm versprochen hatte, sich bis AnfangSeptember um Empfängnisverhütung zu kümmern; hier in Washington ging Greg mit Rita Lawrence, der üppigen Tochter eines texanischen Kongressabgeordneten.
    Sein Umgang mit Welles glich einem Drahtseilakt. Greg vermied jeden Körperkontakt, verhielt sich aber so liebenswürdig, dass er die Sympathie des stellvertretenden Außenministers keine Sekunde aufs Spiel setzte. Außerdem hielt er sich nach der Cocktailstunde, wenn Welles lockerer wurde und seine Hände ein Eigenleben entwickelten, von ihm fern.
    Zurzeit sammelte sich im Büro der Führungsstab zur Zehn-Uhr-Besprechung. Welles wandte sich an Greg. »Sie bleiben

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