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Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman

Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman

Titel: Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Macke brüllte ihm ins Ohr: »Wer hat Ihnen von Akelberg erzählt?«
    Keine Antwort.
    Pater Peter war Mackes einzige Spur. Nachforschungen in Akelberg hatten nichts Bedeutsames zutage gefördert. Reinhold Wagner hatte man nur eine Geschichte von zwei Mädchen auf Fahrradtour erzählt, die das Krankenhaus besucht hatten, doch niemand wusste, wer sie waren. Dann war da noch eine Krankenschwester, die plötzlich gekündigt hatte. In einem Brief an die Klinikleitung hatte sie erklärt, sie wolle heiraten; den Namen des Bräutigams hatte sie allerdings nicht genannt. Beide Spuren führten ins Nichts. Aber Macke war überzeugt, dass diese Katastrophe unmöglich von ein paar jungen Frauen verursacht worden sein konnte.
    Macke nickte dem Techniker an der Maschine zu. Der Mann drehte den Knopf.
    Peter schrie vor Schmerz, als der Strom durch seinen Körper jagte. Krämpfe schüttelten ihn, und das Haar stand ihm zu Berge.
    Der Folterknecht schaltete den Strom wieder ab.
    Macke brüllte: »Ich will den Namen des Mannes!«
    Endlich öffnete Peter den Mund.
    Macke beugte sich näher an ihn heran.
    Peter flüsterte: »Kein Mann …«
    »Dann eben eine Frau! Ich will den Namen!«
    »Es war ein Engel.«
    »Verdammt noch mal, fahr zur Hölle!« Macke packte den Knopf und drehte ihn. »Das geht jetzt immer so weiter, bis du mir den Namen nennst!«, brüllte er, während Peter zuckte und schrie.
    Die Tür öffnete sich. Ein junger Beamter steckte den Kopf in den Raum, wurde bleich und winkte Macke.
    Der Techniker schaltete den Strom ab, und das Schreien verstummte. Wieder beugte der Arzt sich vor, um Peters Herz zu überprüfen.
    Der Beamte sagte: »Bitte entschuldigen Sie, Herr Kommissar, aber Kriminaldirektor Kringelein schickt nach Ihnen. Sie möchten bitte zu ihm kommen.«
    »Sofort?«, fragte Macke verärgert.
    »Jawohl, Herr Kommissar.«
    Macke schaute zum Arzt. Der zuckte mit den Schultern. »Er ist jung«, sagte er. »Er wird noch leben, wenn Sie wiederkommen.«
    Macke verließ den Raum und ging mit dem Beamten nach oben. Kringeleins Büro lag im ersten Stock. Macke klopfte an und ging hinein. »Der verdammte Pfaffe hat noch nicht gesungen«, sagte er ohne jede weitere Förmlichkeit. »Ich brauche mehr Zeit.«
    Kringelein war ein kleiner Mann mit Brille, klug, aber mit schwachem Willen. Er war erst spät zum Nationalsozialismus gestoßen und kein Mitglied der SS . Deshalb fehlte ihm der glühende Fanatismus solcher Männer, wie Macke einer war. »Zerbrechen Sie sich wegen des Priesters nicht weiter den Kopf«, sagte Kringelein. »Wir sind nicht mehr an diesen Kirchenleuten interessiert. Stecken Sie die Leute in ein Lager, und vergessen Sie sie.«
    Macke traute seinen Ohren nicht. »Aber diese Pfaffen haben sich gegen den Führer verschworen!«
    »Und sie hatten Erfolg damit«, erwiderte Kringelein, »während Sie versagt haben.«
    Macke hegte den Verdacht, dass Kringelein sich insgeheim darüber freute.
    »Dieser Befehl kommt von höchster Stelle«, fuhr der Kriminaldirektor fort. »Aktion T4 wird eingestellt.«
    Macke konnte es nicht fassen. Die Nazis ließen sich in ihren Entscheidungen nie von den Bedenken ignoranter Defätisten beeinflussen. »Wir sind nicht da, wo wir jetzt sind, weil wir uns der öffentlichen Meinung gebeugt haben!«, erklärte er.
    »Und doch werden wir diesmal genau das tun.«
    »Warum?«
    »Der Führer hat es leider versäumt, mir seine Entscheidung persönlich darzulegen«, antwortete Kringelein spöttisch. »Aber ich kann ja mal raten. Das Programm hat den bemerkenswert wütenden Protest einer ansonsten eher passiven Öffentlichkeit heraufbeschworen. Wenn wir damit weitermachen, riskieren wir die offene Konfrontation mit den Kirchen. Wir dürfen die Einheitund Entschlossenheit des deutschen Volkes nicht schwächen, besonders jetzt nicht, wo wir im Krieg mit der Sowjetunion stehen, unserem bisher stärksten Feind. Deshalb wurde das Programm abgebrochen.«
    »Also gut, Herr Kriminaldirektor«, sagte Macke und zügelte seinen Zorn. »Sonst noch etwas?«
    »Nein. Sie können gehen«, sagte Kringelein.
    Macke ging zur Tür.
    »Ach, Macke …«
    Er drehte sich noch einmal um. »Ja?«
    »Wechseln Sie Ihr Hemd.«
    »Mein Hemd?«
    »Es ist Blut drauf.«
    »Jawohl, Herr Kriminaldirektor. Bitte entschuldigen Sie.«
    Kochend vor Wut stieg Macke die Treppe hinunter und kehrte in das Kellerzimmer zurück. Peter lebte noch.
    Macke brüllte erneut: »Wer hat Ihnen von Akelberg erzählt?«
    Wieder bekam er keine

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