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Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman

Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman

Titel: Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Entscheidung.«
    »Schön, dass Sie kommen konnten«, sagte Welles. »Danke, meine Herren.«
    Greg verließ den Raum mit einem Hochgefühl. Er war zu der Besprechung eingeladen worden, er hatte sensationelle Neuigkeiten erfahren, und er hatte eine Anmerkung gemacht, für die Welles ihm gedankt hatte. Ein guter Start in den Tag.
    Er verließ das Gebäude und machte sich auf den Weg zum Aroma Coffee.
    Noch nie hatte er einen Privatdetektiv engagiert. Es erschien ihm fast ein wenig anrüchig, aber Cranmer war ein respektabler Mann. Und den Versuch zu machen, Kontakt zu einer alten Freundin aufzunehmen, war schließlich nicht verboten.
    Im Aroma Coffee saßen zwei junge Frauen – offenbar Sekretärinnen, die Pause machten –, ein älteres Paar sowie Cranmer, ein breitschultriger Mann mit Zigarette in einem knittrigen Seersucker-Anzug. Greg schob sich in die Sitznische und bat die Kellnerin um Kaffee.
    »Ich versuche, mit Jacky Jakes in Verbindung zu treten«, sagte er zu Cranmer.
    »Dem schwarzen Mädchen?«
    Mädchen, dachte Greg. Damals war sie noch ein Mädchen gewesen, süße sechzehn, auch wenn sie so getan hatte, als wäre sie älter. »Das ist sechs Jahre her«, sagte er zu Cranmer. »Sie ist kein Mädchen mehr.«
    »Ihr Vater hat sie doch für das kleine Drama bezahlt, oder?«
    »Das frage ich ihn lieber nicht. Also, können Sie Jacky finden?«
    »Ich nehme es an.« Cranmer zog ein kleines Notizbuch und einen Bleistift aus der Tasche. »Jacky Jakes war vermutlich nicht ihr richtiger Name?«
    »Ihr richtiger Name ist Mabel Jakes.«
    »Sie ist Schauspielerin, stimmt’s?«
    »Sie wollte es werden. Ob sie’s geschafft hat, weiß ich nicht.« Jacky sah blendend aus und besaß Charme im Überfluss, aber für schwarze Schauspieler gab es nicht viele Rollen.
    »Offensichtlich steht sie nicht im Telefonbuch, sonst würden Sie mich nicht brauchen.«
    »Ja. Könnte sein, dass sie eine Geheimnummer hat, aber wahrscheinlich kann sie sich kein Telefon leisten.«
    »Haben Sie Jacky nach 1935 noch einmal gesehen?«
    »Zweimal. Das erste Mal vor zwei Jahren, nicht weit von hier auf der E Street. Das zweite Mal vor zwei Wochen, zwei Häuserblocks von hier entfernt.«
    »Gut. Sie wohnt bestimmt nicht in diesem Nobelviertel, also muss sie in der Nähe arbeiten. Haben Sie ein Foto?«
    »Nein.«
    »Ich kann mich vage an sie erinnern. Hübsches Mädchen, dunkle Haut, strahlendes Lächeln.«
    Greg nickte. Jackys Tausend-Watt-Lächeln stand ihm noch vor Augen. »Ich möchte nur ihre Adresse, damit ich ihr einen Brief schreiben kann.«
    »Ich brauche nicht zu wissen, was Sie mit meinen Informationen anstellen.«
    »Soll mir nur recht sein.« Geht das wirklich so einfach, fragte Greg sich.
    »Ich bekomme zehn Dollar am Tag, plus Spesen.«
    Greg hatte mit mehr gerechnet. Er nahm seine Geldklammer hervor und gab Cranmer einen Zwanziger.
    »Danke«, sagte der Detektiv.
    »Viel Glück«, erwiderte Greg.

    Der Samstag war ein heißer Tag, deshalb ging Woody mit seinem Bruder Chuck an den Strand.
    Die ganze Familie Dewar hielt sich in Washington auf. Sie bewohnten eine Neunzimmerwohnung in der Nähe des Hotels Ritz-Carlton. Chuck hatte Urlaub von der Navy, sein Vater arbeitete zwölf Stunden täglich an der Planung des Gipfeltreffens, das er »Atlantikkonferenz« nannte, und seine Mutter schrieb an einem neuen Buch über die Präsidentengattinnen.
    Woody und Chuck zogen sich Shorts und Polohemden an, packten Handtücher, Sonnenbrillen und Zeitungen ein und stiegen in den Zug nach Rehoboth Beach an der Küste von Delaware. Die Fahrt dauerte zwei Stunden, aber es gab nichts Besseres für einen Samstag im Sommer als den breiten Sandstrand und den erfrischenden Atlantikwind. Und an Rehoboth Beach waren tausend Mädchen in Badeanzügen.
    Die beiden Brüder unterschieden sich sehr. Chuck war kleiner, kompakt und athletisch gebaut. Er hatte das attraktive Aussehen ihrer Mutter und ein gewinnendes Lächeln. Ein guter Schüler war er nie gewesen; aber oft genug bewies er Mamas verschrobene Intelligenz und betrachtete das Leben stets aus einer etwas abseitigen Perspektive. In allen Sportarten war er besser als Woody, nur nicht beim Laufen, wo Woody wegen seiner langen Beine im Vorteil, und beim Boxen, wo Woody dank seiner langen Arme kaum zu treffen war.
    Zu Hause hatte Chuck nicht viel über die Navy erzählt, denn seine Eltern waren noch immer verärgert, dass er es verschmäht hatte, nach Harvard zu gehen. Doch wenn er mit Woody allein war,

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