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Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman

Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman

Titel: Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Kirche und die alte Aristokratie, aber nicht, um eine neue Welt zu erschaffen.«
    »So oder so, die Japse müssen gestoppt werden«, sagte Diana.
    »Ich sehe das anders«, entgegnete Woody.
    »Ach ja?«, sagte Joanne. »Wie denn?«
    »Japan ist eine Handelsnation ohne eigene Bodenschätze: kein Öl, kein Eisen, bloß ein paar Wälder. Japan kann nur überleben, indem es Handel treibt. Zum Beispiel importiert es rohe Baumwolle, webt daraus Tuch und verkauft es nach Indien und auf die Philippinen. Aber während der Weltwirtschaftskrise haben die beiden großen Wirtschaftmächte, Großbritannien und die USA , die Zölle erhöht, um ihre eigene Industrie zu schützen. Das bedeutete das Aus für den japanischen Handel mit dem britischen Empire einschließlich Indien und der amerikanischen Zone plus die Philippinen. Das hat Japan schwer getroffen.«
    »Gibt das den Japanern das Recht, die Welt zu erobern?«
    »Nein, aber es bringt sie auf den Gedanken, dass sie wirtschaftliche Sicherheit nur gewinnen können, indem sie ein eigenes Weltreich aufbauen oder wenigstens ihre Hemisphäre dominieren, wie die USA es tun. Dann kann einem keiner den Laden einfach so schließen. Deshalb wollen die Japaner den Fernen Osten zu ihrem Hinterhof machen.«
    Joanne pflichtete ihm bei. »Und wisst ihr, was die Schwäche unserer Politik ist? Jedes Mal, wenn wir Wirtschaftssanktionenverhängen, um die Japaner zu bestrafen, bestärken wir sie in dem Glauben, sie müssten Selbstversorger werden.«
    »Das mag ja stimmen«, sagte Chuck, »aber trotzdem muss man sie aufhalten.«
    Woody zuckte mit den Schultern. Darauf hatte er keine Antwort parat.
    Nach dem Essen gingen sie ins Kino. Der Film war großartig. Anschließend brachten Woody und Chuck die Mädchen zu ihrer Wohnung. Unterwegs nahm Woody Joanne bei der Hand. Sie lächelte ihm zu und drückte seine Finger, was Woody als Ermutigung betrachtete.
    Vor dem Haus, in dem die Mädchen wohnten, nahm er Joanne in die Arme. Aus dem Augenwinkel beobachtete er, dass Chuck das Gleiche mit Diana tat.
    Joanne küsste Woody kurz, beinahe züchtig auf den Mund und sagte: »Der traditionelle Abschiedskuss.«
    »Als ich dich das letzte Mal geküsst habe, war nichts Traditionelles daran«, entgegnete er und beugte sich zu ihr vor, um sie noch einmal zu küssen.
    Sie legte ihm den Zeigefinger aufs Kinn und schob ihn weg.
    Dieses flüchtige Lippenberühren kann doch nicht alles gewesen sein, dachte Woody enttäuscht.
    Joanne sagte: »An dem Abend war ich betrunken.«
    »Ich weiß.« Jetzt erkannte Woody das Problem: Sie befürchtete, er könne auf den Gedanken kommen, dass sie leicht zu haben sei. »Nüchtern bist du noch bezaubernder«, sagte er.
    Sie musterte ihn nachdenklich. »Das war die richtige Antwort«, sagte sie dann. »Du hast soeben den großen Preis gewonnen.« Sie küsste ihn wieder, zwar ohne Wildheit und Leidenschaft, aber mit Zärtlichkeit und Hingabe.
    Nur allzu schnell hörte Woody seinen Bruder sagen: »Gute Nacht, Diana!«
    Joanne löste sich von ihm.
    »Chuck hat’s wieder mal eilig«, murmelte Woody enttäuscht.
    Joanne lachte leise. »Gute Nacht, Woody«, sagte sie, drehte sich um und ging zum Haus.
    Diana stand bereits an der Tür. Sie wirkte sichtlich enttäuscht.
    »Sehen wir uns wieder?«, stieß Woody hervor. Selbst in seineneigenen Ohren hörte es sich wie ein Flehen an, und er verfluchte sich dafür.
    Doch Joanne schien es nichts auszumachen. »Ruf mich an«, sagte sie und verschwand im Haus.
    Woody blickte den beiden Mädchen nach, bis sie nicht mehr zu sehen waren; dann knöpfte er sich seinen Bruder vor. »Warum hast du Diana nicht länger geküsst? Sie ist doch niedlich.«
    »Nicht mein Typ«, erwiderte Chuck.
    »Wirklich nicht?« Woody war eher erstaunt als wütend. »Hübsche stramme Titten, süßes Gesicht – was kann man da nicht mögen? Ich an deiner Stelle hätte sie länger geknutscht.«
    »Die Geschmäcker sind nun mal verschieden«, sagte Chuck.
    Sie machten sich auf den Rückweg zur Wohnung ihrer Eltern. »Welche ist denn dein Typ?«, fragte Woody.
    »Ich sollte dir wohl etwas anvertrauen«, erwiderte Chuck, »bevor du noch mehr Rendezvous zu viert planst.«
    »Und was?«
    Chuck blieb stehen, sodass Woody ebenfalls anhalten musste. »Du musst mir schwören, unseren Eltern nie etwas davon zu sagen.«
    »Ich schwör’s.« Woody musterte seinen Bruder im gelben Licht der Straßenlaternen. »Was ist denn das große Geheimnis?«
    »Ich mag keine Mädchen.«
    »Ja,

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