Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman
öffnete er sich ein wenig. »Hawaii ist toll, aber ich bin enttäuscht, dass ich an Land eingesetzt werde«, sagte er. »Ich bin in die Navy eingetreten, um zur See zu fahren.«
»Was machst du denn genau?«
»Ich gehöre zur Fernmeldeaufklärung. Wir hören Funkbotschaften ab, größtenteils von der Kaiserlich-Japanischen Kriegsmarine.«
»Sind die nicht verschlüsselt?«
»Klar, aber auch ohne die Codes zu knacken, erfährt man eine Menge. Man nennt es Verkehrsanalyse. Eine plötzliche Zunahme in der Anzahl der Botschaften bedeutet, dass irgendetwas unmittelbar bevorsteht. Außerdem lernt man, Muster im Funkverkehr zu erkennen. Eine amphibische Landung zum Beispiel hat eine hervorstechende Anordnung von Signalen.«
»Hört sich interessant an. Ich wette, du bist ein Ass auf dem Gebiet.«
Chuck zuckte mit den Schultern. »Ich bin bloß Schreiber, tippe Kommentare auf die Abschrift und lege sie ab. Trotzdem bekommt man etwas von den Grundlagen mit.«
»Wie ist das gesellschaftliche Leben auf Hawaii?«
»Macht Laune. In Navy-Bars kann es ganz schön hoch hergehen. Das Black Cat Café ist das beste. Ich habe einen guten Freund, Eddie Parry. Wir surfen bei jeder sich bietenden Gelegenheit am Strand von Waikiki. War eine tolle Zeit. Trotzdem wäre ich lieber auf einem Schiff.«
Sie schwammen im kalten Atlantik, aßen Hotdogs zu Mittag, fotografierten sich gegenseitig mit Woodys Kamera und schauten den Mädchen hinterher, bis es dämmerte. Als sie aufbrechen wollten und sich einen Weg durch die Menge suchten, entdeckte Woody Joanne Rouzrokh.
Er brauchte kein zweites Mal hinzuschauen; er erkannte sie sofort. Sie stach zwischen allen jungen Frauen am Strand heraus, zwischen allen jungen Frauen in ganz Delaware: die unverkennbaren hohen Jochbeine, die Säbelnase, das prächtige dunkle Haar, die wundervolle glatte Haut in der Farbe von Milchkaffee.
Ohne zu zögern, ging Woody auf sie zu.
Joanne sah fantastisch aus. Ihr knapper, einteiliger schwarzer Badeanzug mit Spaghettiträgern offenbarte ihre wohlgeformten Schultern und die langen braunen Beine.
Woody konnte kaum glauben, dass er diese umwerfende Frau einmal in den Armen gehalten und so wild mit ihr geknutscht hatte, als gäbe es kein Morgen.
Joanne schaute zu ihm hoch und beschattete die Augen vor der Sonne. »Woody Dewar! Ich wusste gar nicht, dass du in Washington bist.«
Mehr Einladung brauchte es nicht. Woody kniete sich neben sie in den Sand. Allein schon, ihr so nahe zu sein, ließ seinen Atem schneller gehen. »Hallo, Joanne.« Er warf einen raschen Blick auf ihre füllige, braunhaarige Begleiterin. »Wo ist dein Ehemann?«
Joanne lachte hell auf. »Wie kommst du darauf, dass ich verheiratet bin?«
Woody war völlig durcheinander. »Aber … vor zwei Jahren war ich in deiner Wohnung. Du hattest eine Party geschmissen.«
»Du warst da?«
Joannes Begleiterin sagte: »Jetzt fällt’s mir ein. Ich hatte dich nach deinem Namen gefragt, aber du hast mir nicht geantwortet.«
Woody konnte sich nicht an sie erinnern. »Tut mir leid, wenn ich unhöflich war«, sagte er. »Ich bin Woody Dewar, und das ist mein Bruder Chuck.«
Die braunhaarige junge Frau schüttelte ihnen die Hand. »Ich bin Diana Taverner.« Chuck setzte sich neben sie in den Sand, was ihr zu gefallen schien: Chuck sah gut aus, viel besser als Woody.
»Na, jedenfalls hatte ich dich gesucht und kam in die Küche«, erzählte Woody, »und ein Bursche namens Bexforth Ross stellte sich mir als dein Verlobter vor. Ich dachte immer, du wärst längst verheiratet. Oder habt ihr nur eine sehr lange Verlobungszeit?«
»Sei nicht albern«, entgegnete sie. »Bexforth hat allen gesagt, wir wären verlobt, weil er praktisch bei uns gewohnt hat.«
Woody war erstaunt. Hieß das, Bexforth hatte dort übernachtet? Bei Joanne? Ungewöhnlich war das nicht, aber kaum eine Frau gab es zu.
»Er hat von Heirat angefangen«, fuhr sie fort. »Ich habe nie Ja gesagt.«
Also war sie alleinstehend. Hätte Woody den Haupttreffer in der Lotterie gelandet, hätte seine Freude nicht größer sein können.
Aber vielleicht hat sie einen Freund, dämpfte er seinen Überschwang. Er musste es herausfinden! Auf jeden Fall war ein Freund nicht das Gleiche wie ein Ehemann.
»Vor ein paar Tagen habe ich mit Bexforth in einer Besprechunggesessen«, sagte Woody. »Er ist ein hohes Tier im Außenministerium.«
»Er wird es weit bringen, und er wird eine Frau finden, die besser zu einem hohen Tier im Außenministerium
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