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Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman

Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman

Titel: Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Senator, wie interpretieren Sie die Absichten der Japaner?«
    »Ich glaube, sie werden den Vereinigten Staaten den Krieg erklären. Unser Ölembargo trifft sie bis ins Mark. Die Briten und Holländer weigern sich rundheraus, sie zu versorgen. Im Augenblick versucht Japan, Öl aus Südamerika zu erhalten. So können die nicht ewig weitermachen.«
    »Aber was hätten die Schlitzaugen davon, wenn sie uns angreifen?«, fragte Vandermeier. »So ein kleines Land wie Japan kann nicht in die USA einmarschieren.«
    »Großbritannien ist auch ein kleines Land«, entgegnete Gus, »hat aber aufgrund seiner Seeherrschaft die halbe Welt erobert. Die Japaner brauchen die USA nicht zu erobern. Wenn sie uns in einem Seekrieg besiegen und die Herrschaft über den Pazifik an sich reißen, kann niemand mehr sie vom Seehandel abhalten.«
    »Was könnten die Japse denn Ihrer Meinung nach vorhaben, wenn sie nach Süden laufen?«
    »Ihr wahrscheinlichstes Ziel sind die Philippinen.«
    Rochefort nickte zustimmend. »Wir haben unseren dortigen Stützpunkt bereits verstärkt. Eines aber bereitet mir Kopfzerbrechen: Der Kommandeur der japanischen Flugzeugträgerflotte hat seit mehreren Tagen kein einziges Signal mehr erhalten.«
    Gus runzelte die Stirn. »Funkstille? Ist das vorher schon einmal geschehen?«
    »Ja, Sir. Flugzeugträger wahren Funkstille, wenn sie in ihre Heimatgewässer zurückkehren. Wir gehen davon aus, dass das auch diesmal die Erklärung ist.«
    Gus nickte. »Gut möglich.«
    »Ja«, sagte Rochefort. »Ich wünschte nur, ich könnte sicher sein.«

    Auf der Fort Street in Honolulu strahlte hell die Weihnachtsbeleuchtung. Es war der Abend des 6. Dezember, ein Samstag. Auf der Straße drängten sich die Matrosen in weißer Tropenuniform mit runder weißer Mütze und schwarzem Knotentuch auf der Suche nach Vergnügungen.
    Auch Familie Dewar schlenderte die Straße entlang und genoss die Atmosphäre. Rosa hatte sich bei Chuck eingehakt, Gus und Woody hatten Joanne in die Mitte genommen.
    Woody hatte den Streit mit seiner Verlobten beigelegt und sich für seine falschen Annahmen, was Joanne von ihrer Ehe erwartete, entschuldigt. Joanne wiederum räumte ein, dass sie übers Ziel hinausgeschossen sei. Die grundsätzlichen Probleme waren damit zwar nicht gelöst, aber die Verständigung war immerhin so tief gegangen, dass sie sich gegenseitig die Klamotten heruntergerissen hatten und ins Bett gesprungen waren.
    Danach erschien ihnen der Streit nicht mehr so wichtig. Es zählte nur, dass sie einander liebten. Sie schworen sich, solche Themen in Zukunft auf tolerante Weise und in gegenseitigem Verständnis zu besprechen. Als sie sich morgens anzogen, hatte Woody das Gefühl gehabt, sie beide hätten einen Meilenstein passiert.
    Woody hatte seine Kamera dabei und machte Schnappschüsse, als sie nun zum Essen gingen. Sie waren noch nicht weit gekommen, als Chuck unvermittelt stehen blieb und ihnen einen anderen Matrosen vorstellte. »Leute«, sagte er, »das ist mein Kamerad Eddie Parry. Eddie, ich möchte dir meinen Vater vorstellen, Senator Dewar. Das ist meine Mutter Rosa, das ist mein Bruder Woody, und die junge Dame ist seine Verlobte, Joanne Rouzrokh.«
    »Ich freue mich, Sie kennenzulernen, Eddie«, sagte Rosa. »Chuck hat sie mehrmals in seinen Briefen an uns erwähnt. Möchten Sie nicht mit uns essen? Wir gehen zu einem Chinesen.«
    Woody war überrascht. Es sah seiner Mutter gar nicht ähnlich, einen Fremden zu einem Familienessen einzuladen.
    »Vielen Dank, Ma’am«, sagte Eddie mit unüberhörbarem Südstaatenakzent. »Es wär mir eine Ehre.«
    Sie gingen ins Heavenly Delight und setzten sich an einen Tisch für sechs Personen. Eddie gab sich förmlich und redete Gus mit »Sir« und die Frauen mit »Ma’am« an, wirkte aber entspannt. Nachdem sie bestellt hatten, sagte er: »Ich habe bereits so viel von Ihnen allen gehört, dass es mir vorkommt, als würde ich Sie schon länger kennen.« Eddie hatte ein sommersprossiges Gesicht und ein breites Lächeln, und Woody merkte, dass alle ihn mochten.
    Eddie fragte Rosa, wie ihr Hawaii gefiele. »Um ehrlich zu sein,bin ich ein wenig enttäuscht«, sagte sie. »Honolulu ist beinahe so wie eine typische amerikanische Kleinstadt. Ich hatte es mir asiatischer vorgestellt.«
    »Das kann ich gut nachvollziehen«, erwiderte Eddie. »Honolulu besteht nur aus Imbissbuden, Motels und Jazzbands.«
    Später fragte er Gus, ob es seiner Meinung nach Krieg geben würde – eine Frage, mit der

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