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Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman

Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman

Titel: Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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»Oh, danke! Ich möchte zu gern wissen, ob deine Eltern uns benachbarte Hotelzimmer gebucht haben.«
    Dass sie verlobt waren, erlaubte ihnen nicht, im gleichen Zimmer zu übernachten, zumindest nicht offiziell. Allerdings entging Woodys Mutter nur wenig; wahrscheinlich wusste sie längst, dass die beiden miteinander schliefen.
    »Ich werde dich schon finden«, erwiderte Woody, »egal, wo du bist.«
    »Das kann ich dir nur raten.«
    »Hör jetzt lieber damit auf. Der Sitz ist so schon eng genug für mich.«
    Sie lächelte zufrieden.
    Der amerikanische Marinestützpunkt kam in Sicht. Eine palmwedelförmige Lagune bildete einen großen Naturhafen. Die Hälfte der amerikanischen Pazifikflotte lag hier vor Anker, ungefähr einhundert Schiffe. Die Reihen der Treiböltanks erinnerten an die Figuren auf einem Schachbrett.
    In der Mitte der Lagune befand sich eine Insel mit einem Flugfeld. Am Westrand dieser Insel entdeckte Woody mehr als ein Dutzend vertäute Wasserflugzeuge.
    Direkt neben der Lagune befand sich der Luftwaffenstützpunkt Hickam Field. Mehrere hundert Maschinen standen dort auf den Rollbahnen, in militärischer Präzision ausgerichtet, Tragflächenspitze an Tragflächenspitze.
    Beim Landeanflug neigte der Clipper sich auf die Seite und überflog einen Strand mit Palmen und bunt gestreiften Sonnenschirmen – Waikiki, vermutete Woody. Dann ging es über den kleinen Ort Honolulu hinweg, die Hauptstadt der Insel.
    Joanne hatte beim Außenministerium noch Urlaub gut, aber Woody hatte sich für die Reise eine Woche lang an der Universität freinehmen müssen.
    »Dein Vater überrascht mich ein bisschen«, sagte Joanne. »Normalerweise geht deine Ausbildung ihm über alles.«
    »Ja«, erwiderte Woody. »Aber weißt du, was der eigentliche Grund dafür ist, weshalb wir hier Urlaub machen? Mein Vater glaubt, es könne die letzte Gelegenheit sein, Chuck lebendig zu sehen.«
    »O Gott. Ist das wahr?«
    »Er rechnet mit Krieg, und Chuck ist in der Navy.«
    »Dein Vater hat recht. Es wird Krieg geben.«
    »Was macht dich so sicher?«
    »Die ganze Welt ist zum Feind der Freiheit geworden.« Sie deutete auf das Buch in ihrem Schoß, einen Bestseller namens Berliner Tagebuch von dem Rundfunkreporter William Shirer. »Die Nazis haben ganz Europa erobert«, zählte sie auf. »Die Bolschewisten haben Russland. Und nun greifen die Japaner nach dem Fernen Osten. Ich wüsste nicht, wie die Vereinigten Staaten in einer solchen Welt überleben sollen. Mit irgendjemandem müssen wir schließlich Handel treiben.«
    Woody nickte. »Mein Vater sieht das genauso. Er befürchtet, dass wir nächstes Jahr Krieg mit Japan bekommen werden. Hinzu kommt die ungewisse Situation zwischen Deutschen und Russen. Die Deutschen sind offenbar nicht in der Lage, Moskau einzunehmen. Kurz bevor ich aufgebrochen bin, war von einer gigantischen russischen Gegenoffensive die Rede.«
    Woody blickte aus dem Fenster und sah den Flughafen von Honolulu. Das Flugzeug näherte sich einem kanalisierten Meeresarm, der parallel zur Landebahn verlief.
    »Ich hoffe«, sagte Joanne, »es passiert nichts Dramatisches, solange ich weg bin.«
    »Wieso?«
    »Ich will befördert werden. Deshalb möchte ich nicht, dass irgendein helles Köpfchen Gelegenheit bekommt zu leuchten, solange ich nicht da bin.«
    »Eine Beförderung? Davon hast du gar nichts gesagt.«
    »Ich habe es auf eine Stelle als wissenschaftliche Referentin abgesehen.«
    Woody lächelte. »Wie hoch möchtest du eigentlich hinaus?«
    »Botschafterin wäre nicht schlecht. In irgendeinem faszinierenden exotischen Land in Asien oder Afrika.«
    »Wirklich?«
    »Guck nicht so skeptisch. Oder traust du einer Frau das nicht zu? Sieh dir Frances Perkins an. Sie ist die erste Frau an der Spitze des Arbeitsministeriums, und sie macht einen verdammt guten Job.«
    Woody nickte. Perkins war seit Beginn von Roosevelts Präsidentschaft vor acht Jahren Arbeitsministerin und hatte die Gewerkschaften dazu gebracht, den New Deal zu unterstützen. Eine außergewöhnliche Frau konnte heutzutage fast alles erreichen, und Joanne war außergewöhnlich. Dennoch machte ihr Ehrgeiz ihn besorgt. »Aber ein Botschafter muss im Ausland leben«, wandte er ein.
    »Ja, eben. Wäre das nicht großartig? Fremde Kulturen, exotische Menschen und Gebräuche …«
    »Aber wie lässt sich das mit der Ehe vereinbaren?« Er zuckte mit den Schultern, als er ihren vorwurfsvollen Blick sah. »Die Frage drängt sich auf, findest du nicht?«
    Sie verzog

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