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Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman

Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman

Titel: Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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U-Boot-Basis und hielten auf dem Parkplatz hinter der Kommandantur, dem Old Administration Building. Chuck führte seinen Vater in den kürzlich bezogenen neuen Flügel.
    Captain Vandermeier erwartete sie.
    Chuck war ganz und gar nicht wohl bei dem Gedanken, dem Captain gegenüberzutreten. Vandermeier mochte ihn nicht und kannte überdies sein Geheimnis. Ständig bezeichnete er Chuck abfällig als »Puderquaste« oder »Spinatstecher«. Wenn er eine Gelegenheit bekam, würde er reden; das wusste Chuck.
    Vandermeier war ein kleiner, massiger Mann mit rauer Stimme, der aus dem Mund roch und sich gern sehr derb ausdrückte. Er salutierte vor Gus und reichte ihm die Hand. »Willkommen, Senator. Es ist mir ein Vergnügen, Ihnen die Fernmeldeaufklärungseinheit des 14th Naval District vorzuführen.« Diese Bezeichnung für die Arbeitsgruppe, die die Funksignale der Kaiserlich-Japanischen Kriegsmarine abhörte, war mit Absicht ein wenig vage gehalten.
    »Danke, Captain«, sagte Gus.
    »Vorher jedoch eine Warnung, Sir. Wir sind eine zwanglose Gruppe. Unsere Arbeit wird häufig von Exzentrikern erledigt, und nicht immer wird korrekte Dienstkleidung getragen. Der befehlshabende Offizier bespielweise, Commander Rochefort, trägt eine rote Samtjacke.« Vandermeier setzte ein Grinsen auf. »Von Mann zu Mann, Sir … Ich sage Ihnen das nur, damit Sie nicht denken, dass er wie ein verdammter Homo aussieht.«
    Chuck versuchte, nicht zu ächzen, und sein Vater enthielt sich eines Kommentars.
    »Wenn ich Sie nun zum Sicherheitsbereich führen darf, Sir«, sagte Vandermeier.
    »Dürfen Sie«, entgegnete Gus.
    Sie gingen die Treppe hinunter ins Kellergeschoss und durch zwei Türen, die Vandermeier ihnen aufschloss.
    Station HYPO war ein fensterloser, von Neonlicht erhellter Raum, in dem sich dreißig Mann aufhielten. Neben den üblichen Schreibtischen und Stühlen enthielt er übergroße Kartentische und Regale voller exotischer IBM -Maschinendrucker, Lochkartenmischer und -sortierer, dazu zwei Kojen, in denen die Kryptoanalytiker während ihrer Codeknacker-Marathonsitzungen ein Nickerchen machen konnten. Einige Männer trugen ordentliche Uniformen, andere jedoch, wie von Vandermeier angekündigt, liefen in abgerissener Zivilkleidung herum, waren unrasiert und – dem Geruch im Raum nach zu urteilen – auch ungewaschen.
    »Wie jede Kriegsmarine benutzt auch die japanische Flotte vieleunterschiedliche Codes«, erklärte der Captain. »Die einfachsten werden für wenig geheime Signale wie Wetterberichte benutzt, die kompliziertesten reserviert man für die brisanteren Meldungen. Zum Beispiel sind Rufzeichen, die den Absender einer Nachricht und deren Empfänger identifizieren, in einem primitiven Code gehalten, selbst wenn die eigentliche Meldung hochgradig chiffriert wird. Neulich haben die Japse die Codierung der Rufzeichen geändert, aber nach ein paar Tagen hatten wir den neuen Code geknackt.«
    »Sehr beeindruckend«, sagte Gus.
    »Durch Dreieckspeilung können wir feststellen, woher ein Signal kommt. Kennen wir Ursprung und Rufzeichen, erhalten wir ein ziemlich gutes Bild davon, wo die meisten japanischen Kriegsschiffe sich befinden, selbst wenn wir die Nachrichten nicht lesen können.«
    »Also wissen wir, wo die japanischen Schiffe sind und wohin sie fahren, aber nicht, welchen Befehl sie haben«, sagte Gus.
    »Jawohl, Sir. Das ist regelmäßig so.«
    »Wenn die Japaner sich vor uns verstecken wollten, bräuchten sie also nur Funkstille zu halten.«
    »Das ist richtig«, sagte Vandermeier. »Wenn sie das Maul halten, ist die gesamte Einrichtung hier nutzlos, und wir sind in den Arsch gefickt.«
    Ein Mann in Hausrock und karierten Pantoffeln kam näher. Vandermeier stellte ihnen den Chef der Einheit vor. »Commander Rochefort, Sir. Er spricht fließend Japanisch und ist außerdem ein meisterhafter Kryptoanalytiker.«
    »Bis vor ein paar Tagen sind wir bei der Entschlüsselung des japanischen Hauptcodes gut vorangekommen«, erklärte Rochefort, nachdem sie einander begrüßt hatten. »Dann haben die Hundesöhne ihn geändert und unsere ganze Arbeit zunichtegemacht.«
    »Captain Vandermeier sagt, Sie können den Signalen viel entnehmen, ohne die eigentlichen Nachrichten lesen zu können«, sagte Gus.
    »Richtig.« Rochefort deutete auf eine große Tabelle an der Wand. »Im Augenblick hat der Hauptteil der japanischen Flotte die Heimatgewässer verlassen und läuft nach Süden.«
    »Beunruhigend.«
    »Allerdings, Sir. Aber sagen Sie,

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