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Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman

Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman

Titel: Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Welle überraschte ihn und riss ihm die Mütze vom Kopf. Er war froh, dass er im relativ warmen Pazifik trieb. Im rauen Atlantik hätte die Kälte ihn wahrscheinlich umgebracht, noch während er auf Rettung wartete.
    Ein Beiboot nahm ihn auf; dann zog die Besatzung weitere Männer aus dem Meer. Dutzende anderer Boote taten das Gleiche. Viele Männer kletterten vom Hangardeck der Yorktown , das tiefer lag als das Flugdeck. Irgendwie gelang es dem Träger, über Wasser zu bleiben.
    Als sämtliche Männer in Sicherheit waren, nahmen die Geleitkreuzer sie auf.
    Chuck stand an Deck und blickte übers Wasser. Hinter der langsam sinkenden Yorktown ging die Sonne unter. Erst jetzt wurde ihm klar, dass er den ganzen Tag kein einziges japanisches Schiff gesehen hatte; die Schlacht war von Flugzeugen ausgetragen worden. Chuck fragte sich, ob er die erste einer neuen Art von Seeschlachten miterlebt hatte. Wenn dem so war, gehörte den Flugzeugträgern die Zukunft; alle anderen Schiffe zählten dann nicht mehr viel.
    Trixie Paxman trat neben ihn. Chuck war so froh, ihn lebend wiederzusehen, dass er ihn in die Arme schloss.
    Trixie berichtete Chuck, dass die letzte Formation Dauntless-Sturzkampfbomber von der Enterprise und der Yorktown die Hiryū , den letzten überlebenden japanischen Flugzeugträger, in Brand gesetzt und vernichtet habe.
    »Damit sind alle vier großen japanischen Träger außer Gefecht«, sagte Chuck.
    »Ja. Wir haben sie alle erwischt und nur einen von unseren verloren.«
    »Dann haben wir gesiegt?«
    »Ja«, sagte Trixie. »Sieht ganz danach aus.«

    Nach der Schlacht von Midway stand fest, dass im Pazifikkrieg die trägergestützten Flugzeuge die entscheidende Rolle spielen würden. Sowohl Japan als auch die USA riefen Sofortprogramme ins Leben, um so schnell wie möglich Flugzeugträger zu bauen.
    In den Jahren 1943 und 1944 sollte Japan sieben dieser gewaltigen, kostspieligen Schiffe zu Wasser lassen.
    In der gleichen Zeit liefen in den Vereinigten Staaten neunzig Flugzeugträger vom Stapel.

K A P I T E L  1 3
    1942 (II)
    Schwester Carla von Ulrich schob einen Wagen in die Vorratskammer und schloss die Tür hinter sich.
    Jetzt musste sie schnell handeln. Was sie vorhatte, würde sie ins KZ bringen, wenn man sie erwischte.
    Carla schnappte sich verschiedenes Verbandsmaterial vom Regal, dazu eine Dose mit antiseptischer Salbe. Dann schloss sie den Medikamentenschrank auf, holte Morphium gegen Schmerzen heraus, Sulfonamid gegen Infektionen und Aspirin gegen Fieber, außerdem eine frisch verpackte hypodermische Spritze.
    Carla hatte das Register bereits über Wochen hinweg gefälscht, damit es so aussah, als wäre das gestohlene Material auf normalem Weg verbraucht worden. Sie hatte das bereits zweimal getan, doch ihre Angst war noch genauso groß wie beim ersten Mal.
    Als sie den Wagen aus der Vorratskammer schob, hoffte sie, möglichst unschuldig auszusehen – bloß eine Krankenschwester, die medizinisches Material zu einem Patienten fuhr.
    Als sie auf ihre Station ging, entdeckte sie zu ihrem Entsetzen Dr. Ernst. Er saß auf der Bettkante eines Patienten und fühlte ihm den Puls.
    Eigentlich hätten alle Ärzte beim Mittagessen sein sollen, doch jetzt war es zu spät, um noch etwas zu ändern. Carla versuchte, so selbstbewusst wie möglich zu erscheinen, obwohl sie innerlich zitterte. Sie hielt den Kopf hoch erhoben, als sie den Wagen durch die Station schob.
    Dr. Ernst hob den Blick und lächelte sie an.
    Berthold Ernst war der Traum einer jeden Krankenschwester. Ein talentierter Chirurg, der mit den Patienten umzugehen verstand; außerdem war er groß, gut aussehend und alleinstehend. Er hatte schon mit nahezu allen attraktiven Krankenschwesterngeflirtet und mit den meisten von ihnen geschlafen, wenn die Gerüchte stimmten.
    Carla nickte ihm zu und ging schnellen Schrittes an ihm vorbei.
    Sie schob ihren Wagen aus der Station und bog in die Umkleide der Krankenschwestern ab. Ihr Straßenmantel hing an einem Haken, darunter eine Einkaufstasche mit einem alten Seidenschal, einem Kohlkopf und einer Schachtel Kosmetiktücher in einer braunen Papiertüte. Carla packte die Tasche aus und stopfte das Verbandsmaterial und die Medikamente von ihrem Rollwagen hinein. Dann deckte sie alles mit dem alten, blau-gold gemusterten Schal zu, den ihre Mutter sich irgendwann in den Zwanzigern gekauft hatte. Schließlich packte sie den Kohlkopf und die Kosmetiktücher darauf, hängte die Tasche wieder an einen

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