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Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman

Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman

Titel: Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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die Ingenieure, dass sie die Kessel binnen einer Stunde wieder in Gang bekommen würden. Reparaturkommandos flickten das Loch im Flugdeck mit Brettern aus Douglastannenholz.
    Doch die Funkanlage war vernichtet worden, und der Admiral war blind und taub. Mit seinem Stab setzte Fletcher auf den Kreuzer Astoria über und betraute Rear Admiral Spruance auf der Enterprise mit dem taktischen Kommando.
    Unhörbar flüsterte Chuck: »Leck mich am Arsch, Vandermeier – ich habe überlebt.«
    Er freute sich zu früh.
    Wummernd erwachten die Maschinen wieder zum Leben. Unter dem Kommando von Captain Buckmeister durchschnitt die Yorktown erneut die Wellen des Pazifiks. Einige ihrer Flugzeuge hatten bereits auf der Enterprise Zuflucht gefunden, aber andere waren noch in der Luft. Daher drehte die Yorktown in den Wind, und die Dauntlesses und Wildcats landeten und wurden aufgetankt. Da die Funkanlage ausgefallen war, bildeten Chuck und die anderen Signalgasten einen sogenannten Winkertrupp, der sich über altmodische Flaggensignale mit den anderen Schiffen verständigte.
    Um halb drei ortete das Radar eines Kreuzers aus dem Geleitschutz der Yorktown Feindflugzeuge, die aus Westen in niedriger Höhe anflogen – vermutlich ein Angriffsverband von der Hiryū . Der Kreuzer signalisierte die Neuigkeit an den Flugzeugträger. Buckmeister ließ zwölf Wildcats als Abfangjäger starten.
    Doch die Wildcats konnten den Angriff nicht stoppen, denn zehn japanische Torpedobomber hielten dicht über den Wellen geradewegs auf die Yorktown zu.
    Chuck konnte die Maschinen klar und deutlich erkennen. Es waren Nakajima B5N, von den Amerikanern »Kates« genannt. Jede trug unter dem Rumpf einen Torpedo, der fast halb so lang war wie die Maschine.
    Die vier schweren Kreuzer, die den Flugzeugträger schützten, beschossen die See rings um ihn und warfen einen Schirm aus schaumigem Wasser hoch, doch die japanischen Piloten ließen sich so leicht nicht abschrecken und flogen geradewegs durch die Gischt.
    Chuck sah, wie das erste Flugzeug seinen Torpedo absetzte. Das schlanke Geschoss glitt ins Wasser. Seine Spitze zeigte genau auf die Yorktown .
    Das Flugzeug zog so dicht am Schiff vorbei, dass Chuck das Gesicht des Piloten erkennen konnte. Er hatte sich ein weiß-rotes Stirnband um den Fliegerhelm gebunden. Triumphierend drohte er der Besatzung an Deck mit der Faust; dann war er verschwunden.
    Weitere Flugzeuge röhrten vorüber. Torpedos waren langsam, und manchmal konnten Schiffe ihnen ausweichen, aber die angeschlagene Yorktown war zu träge für schnelle Manöver. Ein fürchterlicher Knall ließ das Schiff erbeben: Die Sprengkraft eines Torpedos übertraf die einer Bombe um ein Vielfaches. Für Chuck fühlte es sich an, als wäre das Schiff achtern backbords getroffen. Augenblicke später erfolgte eine weitere Explosion. Diesmal hob das Schiff sich tatsächlich, und die halbe Besatzung stürmte aufs Deck. Sekunden später verstummten die Maschinen.
    Wieder gingen die Reparaturtrupps an die Arbeit, noch während die angreifenden Flugzeuge in Sicht waren. Diesmal jedoch kamen sie beim Beheben der Schäden nicht nach. Chuck schloss sich den Teams an den Pumpen an und sah, dass der stählerne Rumpf des Schiffes wie eine Konservendose aufgeschlitzt war. Ein Sturzbach aus Meerwasser ergoss sich durch den Riss. Nach wenigen Minuten spürte Chuck, wie das Deck sich neigte. Die Yorktown krängte nach Backbord.
    Die Pumpen konnten das eindringende Wasser nicht mehr aufhalten, und die Schotte, die das Schiff in wasserdichte Abteilungen trennten, waren schon bei der Schlacht im Korallenmeer beschädigt und während der hastigen Reparatur nicht instand gesetzt worden.
    Wie lange würde es noch dauern, bis die Yorktown kenterte?
    Um drei Uhr hörte Chuck den Befehl: »Alle Mann von Bord!«
    Matrosen warfen Seile über die hohe Kante des schräg liegenden Decks. Auf dem Hangardeck rissen Besatzungsmitglieder an Leinen und ließen Tausende von Schwimmwesten aus Depots hoch über ihren Köpfen abregnen. Die Geleitkreuzer kamen näher und setzten Beiboote aus. Die Besatzung der Yorktown entledigte sich ihres Schuhwerks und schwärmte über die Seite. Aus irgendeinem Grund stellten sie ihre Schuhe in ordentlichen Reihen aufs Deck, Hunderte von Paaren, wie bei einem Opferritual. Verwundete wurden auf Tragen in wartende Boote heruntergelassen. Chuck fand sich im Wasser wieder und schwamm so schnell er konnte von der Yorktown weg, ehe sie endgültig kenterte. Eine

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