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Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman

Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman

Titel: Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Rettungsmaßnahmen zu behindern und das Ausbreiten der Flammen zu beschleunigen. Das war grausam, aber Macke wusste, dass die Luftwaffe ähnlich vorging.
    Das Geräusch in Mackes Ohrstöpsel setzte in dem Moment ein, als sie eine Straße mit fünfstöckigen Mietskasernen entlangfuhren. Das Viertel war schon öfter bombardiert worden, und viele Häuser waren schwer beschädigt.
    »Wir sind mitten im Zielgebiet, um Himmels willen.« Werners Stimme bebte.
    Macke war es egal. So oder so, heute Nacht ging es um Leben oder Tod für ihn. »Umso besser«, sagte er. »Der Pianist wird glauben, sich während eines Bombenangriffs nicht um die Gestapo sorgen zu müssen.«
    Wagner hielt neben einer brennenden Kirche und deutete in eine Nebenstraße. »Da lang«, sagte er.
    Die Männer sprangen aus dem Wagen und liefen die Straße hinunter.
    »Sind Sie sicher, dass es wirklich ein Spion ist?«, fragte Werner. »Könnte es nicht jemand anders sein?«
    »Jemand anders, der ein Funksignal absetzt?«, erwiderte Macke. »Wer denn?«
    Er hörte noch immer den Ton in seinem Ohr, aber nur noch leise, denn der Lärm des Luftangriffs war mittlerweile ohrenbetäubend: das Dröhnen der Flugzeuge, das Donnern der Bomben, das Rattern der Luftabwehrgeschütze, das Krachen einstürzender Gebäude und das Tosen gewaltiger Feuersbrünste.
    Sie kamen an einem Stall vorbei, in dem Pferde voller Panik wieherten. Das Signal in Mackes Gerät wurde immer stärker. Werner ließ gehetzt den Blick schweifen. Macke beobachtete ihn ein paar Sekunden lang. War Franck tatsächlich ein Spion, musste er befürchten, dass einer seiner Genossen in wenigen Augenblicken von der Gestapo verhaftet wurde. Und dann würde er sich fragen, wie er das verhindern konnte. Würde Franck den Trick vom letzten Mal wiederholen, oder ließ er sich etwas Neues einfallen? Oder war er vielleicht doch kein Spion? Dann war diese Farce pure Zeitverschwendung.
    Macke zog den Stöpsel aus dem Ohr und reichte ihn Werner. »Hören Sie selbst«, sagte er.
    Werner lauschte. »Ja, das Signal wird stärker.« Panik spiegelte sich in seinen Augen, als er den Ohrstöpsel an Macke zurückgab.
    Jetzt hab ich dich, du Hurensohn, dachte Macke triumphierend.
    Mit lautem Krachen schlug eine Bombe in ein Gebäude ein, an dem sie Sekunden zuvor vorbeigekommen waren. Sie drehten sich um und sahen meterlange Flammen aus den Schaufenstern einer Bäckerei schlagen. Wagner schnappte nach Luft. »Verdammte Scheiße!«, rief er. »Das war knapp!«
    Sie erreichten eine Schule, ein niedriges Ziegelgebäude mit asphaltiertem Hof. »Ich glaube, der Mistkerl ist da drin«, verkündete Macke.
    Die drei Männer stiegen die wenigen Stufen zum Eingang hinauf. Die Tür war nicht abgeschlossen. Sie gingen hinein und gelangten in einen breiten Flur. Am anderen Ende war eine große Tür zu sehen, die vermutlich in die Aula führte.
    »Geradeaus«, sagte Macke und zog seine Waffe, eine P 38.
    Wieder krachte es. Die Explosion war erschreckend nah und ließ das ganze Gebäude erzittern. Die Fenster zersprangen. Glassplitter regneten auf den Boden. Die Bombe musste auf dem Spielplatz eingeschlagen sein.
    »Raus hier!«, rief Werner. »Der Bau bricht jeden Moment zusammen!«
    Das Gebäude würde keineswegs zusammenbrechen; das sah Macke nur zu deutlich. Der Mistkerl versuchte nur wieder, dem Pianisten zur Flucht zu verhelfen, wie schon einmal.
    Werner rannte los, doch anstatt auf dem gleichen Weg zurückzulaufen, den sie gekommen waren, hielt er auf die Aula zu.
    Um seine Freunde zu warnen, dachte Macke.
    Wagner zog seine Pistole, doch Macke sagte: »Nein. Nicht schießen.«
    Werner erreichte das Ende des Flurs und riss die Tür zur Aula auf. »Raus hier, schnell!«, rief er. »Jeden Moment …«
    Er verstummte abrupt.
    In der Aula saß Mann, Mackes Techniker, und sendete irgendwelchen Unsinn mit einem Kofferfunkgerät. Neben ihm standen Schneider und Richter, beide mit Waffen in der Hand.
    Wagner trat vor und richtete die Pistole auf Werners Kopf.
    Macke sagte: »Du bist verhaftet, du Bolschewistenschwein.«
    Werner handelte schnell. Er riss den Kopf zur Seite, weg von der Waffe, packte Wagners Arm und zerrte den Mann in die Aula. Auf diese Weise wurde Werner einen Augenblick durch Wagners Körper geschützt. Dann stieß er ihn von sich weg. Wagner stolperte und fiel. Einen Moment später war Werner aus der Aula und schlug die Tür hinter sich zu.
    Ein paar Sekunden lang waren nur Werner und Macke im Flur.
    Werner bewegte sich

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