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Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman

Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman

Titel: Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Woche war die Operation Zitadelle abgeblasen worden, aber selbst das war schon zu spät gewesen, um die deutsche Wehrmacht vor nicht wiedergutzumachenden Schäden zu bewahren.
    Die deutsche Führung war stets schnell damit bei der Hand, Volksfeinden und jüdisch-bolschewistischen Verschwörern die Schuld zu geben, wenn etwas schiefging, aber in diesem Fall hatte sie recht: Offenbar hatte die Rote Armee den Plan schon im Vorfeld gekannt – und das war Kriminaldirektor Kringelein zufolge Mackes Schuld. Schließlich war Macke Chef der Gegenspionage in Berlin. Seine Karriere stand auf dem Spiel, und nun drohte ihm die Entlassung oder gar Schlimmeres.
    Seine einzige Hoffnung war ein großer Coup, eine spektakuläre Operation, um alle Spione auszuheben, die die deutschen Kriegsanstrengungen sabotierten. Deshalb hatte er Werner Franck heute eine Falle gestellt.
    Sollte Franck sich allerdings als unschuldig erweisen, war Macke mit seinem Latein am Ende.
    Vorne im Wagen gab ein Funkgerät plötzlich das typische statische Rauschen von sich. Mackes Puls ging schneller.
    Der Fahrer griff zum Mikrofon. »Wagner hier … Ja, ist gut.« Er ließ den Motor an. »Wir sind unterwegs.«
    Es hatte begonnen.
    »Wo fahren wir hin?«, fragte Macke.
    »Nach Kreuzberg.« Das war ein dicht besiedelter, ärmerer Stadtteil Berlins südlich des Stadtzentrums.
    Kaum waren sie losgefahren, heulten die Luftschutzsirenen.
    Macke fluchte. Ausgerechnet jetzt! Er schaute aus dem Fenster. Die Flakscheinwerfer erstrahlten und erhellten den dunklen Himmel über der Reichshauptstadt. Macke beobachtete die Lichtsäulen der Flakscheinwerfer, von Hass auf Angreifer erfüllt. Zu gern hätte er gesehen, wie das Licht einen feindlichen Flieger erfasste; aber das hatte er noch nie miterlebt.
    Als das Sirenengeheul verstummte, hörte er das Dröhnen der näher kommenden Bomber. In den ersten Kriegsjahren waren britische Bombenangriffe nur von ein paar Dutzend Maschinen geflogen worden – was schlimm genug gewesen war –, aber jetzt kamen sie zu Hunderten. Der Lärm war furchterregend, noch bevor die Maschinen ihre Bombenlast abwarfen.
    »Wir sollten die heutige Mission lieber abblasen«, sagte Werner besorgt.
    »Nein, verdammt!«, widersprach Macke heftig.
    Das dumpfe Grollen der Maschinen wurde immer lauter. Zielmarkierungsbomben fielen, sogenannte »Tannenbäume«, als der Wagen sich Kreuzberg näherte. Der Stadtteil war ein typisches Ziel für die Royal Air Force, die bei jedem Angriff so viele Fabrikarbeiter wie möglich zu eliminieren versuchte. Churchill und Attlee behaupteten zwar immer wieder, die Bomber würden nur militärische Ziele angreifen und dass zivile Opfer eine bedauerliche Nebenwirkung seien, aber das war Heuchelei. Die Berliner wussten es ohnehin besser.
    So schnell er konnte, fuhr Wagner durch die von den Christbäumen erhellten Straßen. Außer Luftschutzwarten war niemand mehr unterwegs. Alle anderen waren verpflichtet, Schutz zu suchen. Die einzigen anderen Fahrzeuge waren Krankenwagen, Löschzüge und Polizei.
    Verstohlen musterte Macke den jungen Oberleutnant. Werner war sichtlich nervös. Er rutschte auf dem Sitz hin und her, starrte ängstlich aus dem Fenster und scharrte mit dem Fuß.
    Macke hatte seinen Verdacht, was Werner Franck betraf, nur mit seinen Leuten geteilt, mit niemandem sonst. Es würde ohnehin schwer genug für ihn werden, wenn er zugeben musste, einem Mann, den er für einen Spion gehalten hatte, Techniken und Methoden der Gestapo gezeigt zu haben. Schlimmstenfalls endete er in seiner eigenen Folterkammer. Also würde er erst den Mund aufmachen, wenn er sich seiner Sache vollkommen sicher war. Er hatte nur eine Chance, wenn er seinen Vorgesetzten gleichzeitig mit dem Geständnis einen gefangenen Spion präsentierte.
    Sollte sein Verdacht sich als zutreffend erweisen, würde er nicht nur Werner Franck verhaften, sondern auch dessen Familie und Freunde, und er könnte die Zerschlagung eines riesigen Spionagerings verkünden. Das würde alles ändern. Seine Probleme wären auf einen Schlag gelöst. Vielleicht stand ihm dann sogar eine Beförderung in Aussicht.
    Während eines Luftangriffs änderte sich die Art der Bomben, die auf ein Ziel abgeworfen wurden. Macke hörte das typische Knallen von Luftminen. War ein Ziel markiert, warf die RAF zuerst diese Minen, um die Dächer abzudecken, gefolgt von Brandbomben, um größtmögliche Schäden anzurichten, sowie Sprengbomben mit Verzögerungszünder, um die

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