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Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman

Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman

Titel: Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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griff nach ihr, doch Greg, der sich inzwischen aufgerappelt hatte, kam ihm zuvor. Er schnappte sie sich, wich zurück und schlug sie auf.
    Ein Bündel Papiere kam zum Vorschein. Das oberste Blatt zeigte eine Zeichnung, die Greg sofort wiedererkannte. Es war eine Studie zur Implosionszündung für Plutoniumbomben. »Verdammt!«, rief er. »Das ist das Allerneuste!«
    Jankow sprang in den Wagen, knallte die Tür zu und verriegelte sie von innen.
    Der Chauffeur stieg wieder ein und fuhr los.

    Es war Samstagabend, und in Daisys Wohnung auf der Piccadilly ging es hoch her. Gut hundert Gäste waren gekommen, und sie fühlte sich blendend.
    Daisy war zu einer tonangebenden Größe in einem Kreis geworden, in dessen Zentrum das Amerikanische Rote Kreuz in London stand. Jeden Samstag gab sie eine Party für amerikanische Soldaten und lud dazu Krankenschwestern aus dem St. Bart’s Hospital ein. Auch Piloten der RAF kamen. Sie tranken von Daisys offenbar unbegrenzten Vorräten an Scotch und Gin und tanzten zu Glenn-Miller-Platten. Daisy war sich bewusst, dass es die letzte Party sein konnte, die diese Männer erlebten; deshalb tat sie alles, um sie glücklich zu machen – außer sie zu küssen. Aber da kamen die Krankenschwestern ins Spiel.
    Auf ihren eigenen Partys trank Daisy niemals Alkohol; sie musste auf zu viele Dinge achten. Immer wieder schlossen sichPärchen auf der Toilette ein und mussten herausgezerrt werden, weil der Raum für seinen eigentlichen Zweck gebraucht wurde. War ein hoher Offizier betrunken, musste Daisy dafür sorgen, dass er sicher nach Hause kam. Oft ging ihr das Eis aus – ihrem britischen Personal war einfach nicht klarzumachen, wie viel Eis auf einer richtigen Party gebraucht wurde.
    Nach ihrer Trennung von Boy Fitzherbert hatte Daisys Freundeskreis sich längere Zeit nur auf die Angehörigen der Familie Leckwith beschränkt. Ethel verurteilte Daisy nie. Heute der Inbegriff der Achtbarkeit, hatte sie früher selbst so manchen Fehltritt begangen, was sie nun umso toleranter machte. Daisy besuchte sie noch immer jeden Mittwochabend in Aldgate; dann saßen sie in der Wohnküche zusammen am Radio und tranken Kakao. Für Daisy war es jedes Mal ein Höhepunkt der Woche.
    Zweimal war sie von der gehobenen Gesellschaft zurückgewiesen worden, einmal in Buffalo und einmal in London, und immer wieder kam ihr der deprimierende Gedanke, es könne ihre eigene Schuld sein. Vielleicht passte sie nicht in die High Society mit ihren Verhaltensregeln. Es war dumm von ihr gewesen, unbedingt dazugehören zu wollen.
    Das Problem war: Daisy liebte Partys, Picknicks, Sportveranstaltungen und Events jeder Art, an denen schick gekleidete Menschen teilnahmen. Allerdings wusste sie mittlerweile, dass sie weder den britischen Erbadel noch amerikanischen Geldadel brauchte, um ihren Spaß zu haben. Sie hatte ihre eigene Gesellschaft erschaffen, und die war sehr viel aufregender. Einige der Leute, die sie nach der Trennung von Boy geschnitten hatten, machten nun Andeutungen, dass sie gern zu einem von Daisys berühmten Samstagabenden eingeladen werden wollten. Viele Gäste kamen deshalb zu ihr, weil sie sich nach einem unerträglich steifen Dinner in einem der Paläste von Mayfair endlich einmal richtig vergnügen wollten.
    An diesem Abend fand die bisher schönste Party überhaupt statt, denn Lloyd hatte Urlaub. Er wohnte mit Daisy zusammen in der Wohnung, ohne ein Geheimnis daraus zu machen. Daisy war es gleich, was die Leute davon hielten: Ihr Ruf in den »besseren« Kreisen war dermaßen ramponiert, dass er keinen weiteren Schaden mehr nehmen konnte. Außerdem waren sie und Lloydnicht die Einzigen, die die Liebe in Kriegszeiten dazu gebracht hatte, gegen die Konventionen zu verstoßen, ohne Rücksicht auf die Meinung anderer, selbst der Dienstboten, die genauso starrsinnig sein konnten wie die altmodischste Herzogin, aber Daisy wurde von ihren Hausangestellten verehrt. Sie und Lloyd gaben sich nicht einmal den Anschein, in getrennten Schlafzimmern zu übernachten.
    Daisy liebte es, mit Lloyd zu schlafen. Er hatte bei Weitem nicht Boys Erfahrung, glich es aber durch Energie aus, und er war sehr gelehrig. Jede Nacht war für sie beide eine Entdeckungsreise im Doppelbett.
    Während Daisy beobachtete, wie ihre Gäste plauderten und lachten, rauchten und tranken, tanzten und schmusten, lächelte Lloyd sie an und fragte: »Glücklich?«
    »Fast«, antwortete Daisy.
    »Fast?«
    Sie seufzte. »Ich möchte Kinder, Lloyd. Mir ist

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