Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman
Angestellter.
»Nun, wie es aussieht, verlieren wir alle Geld«, sagte Lev. »Welchen Sinn soll das haben?«
»Das liegt jetzt nicht mehr bei mir«, erwiderte Hall. Greg fand, dass es schadenfroh klang. »Die Gewerkschaftszentrale schickt Leute, die hier übernehmen.« Er zog eine große Edelstahluhr aus seiner Westentasche. »Ihr Zug müsste in einer Stunde eintreffen.«
Levs Gesicht wurde finster. »Wir brauchen keine Fremden, die hier Ärger machen.«
»Wenn Sie keinen Ärger wollen, sollten Sie ihn nicht provozieren.«
Lev ballte die Faust, doch Hall ließ ihn stehen und ging davon.
Lev wandte sich Brekhunov zu. »Wusstest du von diesen Leuten aus der Zentrale?«, fragte er zornig.
Brekhunov sah nervös aus. »Ich kümmere mich sofort darum, Boss.«
»Finde heraus, wer sie sind und wo sie absteigen.«
»Kein Problem.«
»Und dann schick sie in einem Krankenwagen nach New York zurück.«
»Überlassen Sie das nur mir, Boss.«
Lev wandte sich ab und ging weiter. Greg folgte ihm. Er war beeindruckt. Das ist wahre Macht, dachte er mit einem Anflug von Ehrfurcht. Ein Wort von seinem Vater, und Gewerkschaftsführer wurden krankenhausreif geschlagen.
Sie verließen die Werkshalle und stiegen in Levs Wagen, eine fünfsitzige Cadillac-Limousine im modernen stromlinienförmigen Design. Die langen gebogenen Stoßstangen erinnerten Greg an die Hüften eines Mädchens.
Lev fuhr die Porter Avenue entlang zum See und parkte am Buffalo Yacht Club. Auf den Booten, die vor Anker lagen, spielte das Sonnenlicht. Greg war sich ziemlich sicher, dass sein Vater diesem elitären Club nicht angehörte. Bestimmt war Senator Gus Dewar hier Mitglied.
Sie gingen zur Pier. Das Clubhaus stand auf Pfählen über dem Wasser. Lev und Greg gingen hinein und gaben an der Garderobe ihre Hüte ab. Greg fühlte sich nicht wohl in seiner Haut, denn er wusste, dass er in einem Club zu Gast war, der ihn niemals aufnehmen würde. Die Mitglieder dachten vermutlich, er müsse sich schon deswegen geehrt fühlen, weil man ihn hineinließ. Trotzigsteckte er die Hände in die Taschen und ließ die Schultern hängen, damit alle sehen konnten, dass er kein bisschen beeindruckt war.
»Warst du mal Mitglied hier?«, fragte Greg.
»Ja«, antwortete Lev. »Aber 1921 sagte mir der Vorsitzende, ich müsse meine Mitgliedschaft aufgeben, weil ich Alkohol schmuggelte. Dann bat er mich, ihm eine Kiste Scotch zu verkaufen.«
»Wieso möchte Senator Dewar mit dir zu Mittag essen?«
»Das werden wir gleich erfahren.«
Greg beschloss, mit der Wahrheit herauszurücken. »Sag mal, hättest du was dagegen, wenn ich den Senator um einen Gefallen bitte?«
Lev runzelte die Stirn. »Worum geht’s denn?«
Ehe Greg antworten konnte, begrüßte Lev einen Mann um die sechzig. »Das ist Dave Rouzrokh«, sagte er zu Greg. »Er ist mein größter Rivale.«
»Sie schmeicheln mir«, sagte der Mann.
Roseroque Theatres war eine Kette heruntergekommener Lichtspielhäuser im Staat New York. Der Inhaber allerdings wirkte alles andere als verlottert. Er war groß und weißhaarig und trug einen blauen Kaschmirblazer mit dem Emblem des Clubs auf der Brusttasche.
»Ich habe Ihrer Tochter Joanne am Samstag beim Tennis zugeschaut«, sagte Greg.
Rouzrokh freute sich. »Sie ist ziemlich gut, was?«
»Sehr gut.«
»Ich bin froh, Ihnen zu begegnen, Dave«, sagte Lev. »Ich wollte Sie anrufen.«
»Wieso?«
»Ihre Kinos müssen modernisiert werden. Sie sind veraltet.«
Rouzrokh blickte ihn amüsiert an. »Wollten Sie mich anrufen, um mir das zu sagen?«
»Warum unternehmen Sie nichts?«
Rouzrokh zuckte geschmeidig mit den Schultern. »Warum? Ich verdiene genug Geld. In meinem Alter brauche ich die Aufregung nicht mehr.«
»Sie könnten Ihren Gewinn verdoppeln.«
»Indem ich die Eintrittspreise erhöhe. Nein, danke.«
»Sie sind verrückt.«
»Nicht jeder ist vom Geld besessen«, erwiderte Rouzrokh ein wenig abschätzig.
»Dann verkaufen Sie an mich«, sagte Lev.
Greg war überrascht. Damit hätte er nicht gerechnet.
»Ich zahle Ihnen einen guten Preis«, fügte Lev hinzu.
Rouzrokh schüttelte den Kopf. »Ich hänge an meinen Kinos. Sie bereiten den Menschen Vergnügen.«
»Acht Millionen Dollar.«
Greg konnte es nicht fassen. Acht Millionen Dollar!
»Das wäre ein fairer Preis«, gab Rouzrokh zu, »aber ich verkaufe trotzdem nicht.«
»Niemand sonst würde Ihnen so viel bieten.«
»Ich weiß. Aber es bleibt dabei. War nett, mit Ihnen zu plaudern.« Rouzrokh
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