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Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman

Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman

Titel: Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Gießerei.«
    »Ich werd’s mir merken.«
    Greg sollte die Sommerferien an der Seite seines Vaters verbringen und das Geschäft erlernen. Lev war gerade aus Los Angeles zurückgekehrt, und noch am gleichen Tag hatten Gregs Lektionen begonnen. Doch über die Gießerei wollte er gar nichts wissen. Er war gut in Mathe, aber was ihn interessierte, war Macht. Er wünschte sich, dass sein Vater ihn auf eine seiner regelmäßigen Reisen nach Washington mitnahm, wenn er Lobbyarbeit für die Filmindustrie verrichtete. In Washington wurden die großen Entscheidungen getroffen.
    Greg freute sich auf das Mittagessen. Sein Vater und er solltensich mit Gus Dewar treffen. Bei dieser Gelegenheit wollte Greg den Senator um einen Gefallen bitten. Allerdings wusste sein Vater noch nichts davon, und dieser Gedanke machte Greg verständlicherweise nervös.
    »Hast du noch einmal von deinem Bruder in Russland gehört?«, fragte er.
    Lev schüttelte den Kopf. »Seit dem Krieg nicht mehr. Ich wäre nicht überrascht, wenn er tot wäre. Viele alte Bolschewiken sind beseitigt worden.«
    »Wo wir gerade von der Familie sprechen … am Samstag habe ich meine Halbschwester getroffen. Sie war bei dem Strandpicknick.«
    »Habt ihr euch vertragen?«
    »Sie ist wütend auf dich, wusstest du das?«
    »Was habe ich denn jetzt wieder verbrochen?«
    »Du hast gesagt, du würdest sie ins Weiße Haus mitnehmen, aber dann bist du mit Gladys Angelus hingefahren.«
    »Stimmt. Ich hab’s ganz vergessen. Aber ich wollte ein bisschen die Werbetrommel für Leidenschaft rühren.«
    Ein großer Mann, dessen gestreifter Anzug selbst nach den Maßstäben der aktuellen Mode schrill aussah, kam auf sie zu. Er berührte die Krempe seines Fedoras. »Morgen, Boss.«
    Lev sagte zu Greg: »Das ist Joe Brekhunov. Er ist hier für die Sicherheit verantwortlich. Joe, das ist mein Sohn Greg.«
    »Freut mich, dich kennenzulernen«, sagte Brekhunov.
    Greg schüttelte ihm die Hand. Wie die meisten Betriebe hatte die Gießerei ihren eigenen Werkschutz. Brekhunov sah allerdings mehr nach Gangster aus als nach Wachmann.
    »Alles ruhig?«, fragte Lev.
    »Ein kleiner Zwischenfall in der Nacht«, antwortete Brekhunov. »Zwei Maschinisten haben versucht, ein Stück Fünfzehn-Zoll-Stabstahl zu klauen. Wir haben sie erwischt, als sie es über den Zaun wuchten wollten.«
    »Haben Sie die Polizei gerufen?«, fragte Greg.
    »Das war nicht nötig.« Brekhunov grinste. »Wir haben sie über das Konzept des Privateigentums belehrt und sie dann zum Krankenhaus geschickt, damit sie darüber nachdenken können.«
    Greg war nicht überrascht, dass der Werkschutz seines VatersDiebe krankenhausreif prügelte. Lev hatte zwar weder gegen ihn noch gegen seine Mutter jemals die Hand erhoben, doch Greg spürte, dass nicht allzu tief unter der charmanten Fassade seines Vaters die Gewalttätigkeit lauerte. Das kam von Levs Jugend in den Elendsvierteln von St. Petersburg, vermutete er.
    Ein untersetzter Mann in einem blauen Anzug mit Arbeitermütze trat hinter einem Schmelzofen hervor. »Das ist der Gewerkschaftsvertreter, Brian Hall«, sagte Lev. »Morgen, Hall.«
    »Morgen, Peshkov.«
    Greg zog die Augenbrauen hoch. Normalerweise redeten die Leute seinen Vater mit Mister Peshkov an.
    Lev baute sich breitbeinig auf, die Hände an den Hüften. »Und, welche Antwort haben Sie für mich?«
    Halls Gesicht nahm einen störrischen Ausdruck an. »Die Männer kehren für gekürzten Lohn nicht an die Arbeit zurück, wenn Sie das meinen.«
    »Aber ich habe mein Angebot erhöht!«
    »Eine Lohnkürzung ist es trotzdem.«
    Greg wurde nervös. Sein Vater mochte keinen Widerspruch, und es bestand die Gefahr, dass er explodierte.
    »Der Direktor sagt mir, wir bekommen keine Aufträge, weil er bei so hohen Löhnen keine konkurrenzfähigen Angebote machen kann.«
    »Das liegt an den veralteten Maschinen, Peshkov. Ein paar von diesen Drehbänken standen schon vor dem Krieg hier. Sie müssen modernisieren.«
    »Mitten in einer Wirtschaftskrise? Haben Sie den Verstand verloren? Ich werde nicht noch mehr Geld zum Fenster rauswerfen!«
    »Ihre Leute sehen das genauso«, erwiderte Hall mit dem Gebaren eines Mannes, der einen Trumpf ausspielt. »Sie werden Ihnen kein Geld schenken, wenn sie nicht mal genug für sich selbst haben.«
    Greg fand es ziemlich dumm von den Arbeitern, während einer Wirtschaftskrise zu streiken, und Halls Frechheit ärgerte ihn. Der Kerl redete, als wäre er mit Lev auf Augenhöhe und nicht bloß

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