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Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman

Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman

Titel: Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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beginnende Glatze? Oder seinen Bauch? Oder seine fünfzig Millionen Dollar?«
    »Verstehe.« Charlie wirkte verlegen. »Tut mir leid.«
    »Nein, mir tut es leid. Ich bin ein bisschen zickig. Du bist anders als die anderen – du denkst nicht immer gleich das Schlimmste über die Leute.«
    »Wahrscheinlich bin ich zu blöd dafür.«
    »Nein. Du bist zu nett.«
    Charlie blickte zufrieden drein.
    »Machen wir weiter«, sagte Daisy. »Wir müssen es so hinkriegen, dass die besten Spieler ins Finale kommen.«
    Nora Farquharson kam zu ihnen zurück. Sie betrachtete Charlie und Daisy, die nebeneinander im Sand knieten, und schaute dann auf die Tabelle.
    »Ziemlich gut, Mom, findest du nicht?« Charlie sehnte sich nach ihrer Anerkennung, das war offensichtlich.
    »Sehr gut.« Sie blickte Daisy so argwöhnisch an wie eine Hündin, wenn ein Fremder sich ihren Welpen nähert.
    »Charlie hat das meiste gemacht«, sagte Daisy.
    »Nein, hat er nicht«, widersprach Mrs. Farquharson schroff. Ihr Blick glitt zu Charlie, dann wieder zu Daisy. »Du bist ein klugesMädchen …« Sie schien etwas hinzufügen zu wollen, zögerte jedoch.
    »Was?«, fragte Daisy.
    »Nichts.« Nora wandte sich ab.
    Daisy erhob sich. »Ich weiß, was sie gedacht hat«, raunte sie Eva zu.
    »Was denn?«
    »›Du bist ein kluges Mädchen und beinahe gut genug für meinen Sohn, wenn du nur aus einer besseren Familie kämst.‹«
    Eva schaute sie skeptisch an. »Das kannst du nicht wissen.«
    »Klar kann ich das. Und ich werde ihn heiraten, und sei es nur, um seiner Mutter ihren Irrtum zu beweisen.«
    »Ach, Daisy, warum ist es dir so wichtig, was diese Leute denken?«
    »Schauen wir dem Tennisspiel zu.«
    Daisy setzte sich neben Charlie in den Sand. Er sah vielleicht nicht gut aus, aber er würde seine Frau anbeten und ihr jeden Wunsch von den Augen ablesen. Die Schwiegermutter wäre ein Problem, aber Daisy glaubte, mit ihr fertigzuwerden.
    Die hochgewachsene Joanne Rouzrokh hatte den Aufschlag. Ihr weißer Rock flatterte um ihre langen Beine. Ihr Partner, Woody Dewar, der noch größer war, reichte ihr einen Tennisball. Er blickte Joanne mit einem Ausdruck an, der in Daisy den Verdacht aufkeimen ließ, dass er sich zu ihr hingezogen fühlte, vielleicht sogar in sie verliebt war. Doch er war erst fünfzehn, Joanne achtzehn, und das Ganze hatte keine Zukunft.
    Sie wandte sich Charlie zu. »Vielleicht sollte ich mir Leidenschaft doch ansehen.«
    Ihm entging der Wink mit dem Zaunpfahl. »Vielleicht«, erwiderte er gleichgültig, und der Augenblick war vorüber.
    Daisy sah Eva an. »Ich frage mich, wo ich einen Jack-Russell-Terrier kaufen kann.«

    Lev Peshkov war der beste Vater, den man sich wünschen konnte – oder wäre es gewesen, wenn man mehr von ihm gehabt hätte. Er war reich und großzügig, er war klüger als alle, und er kleidete sichelegant. Als jüngerer Mann hatte er vermutlich gut ausgesehen, und selbst heute noch warfen sich ihm die Frauen an den Hals. Greg Peshkov verehrte seinen Vater. Umso mehr schmerzte es ihn, dass er ihn nicht oft genug zu sehen bekam.
    »Ich hätte diese dämliche Gießerei verkaufen sollen, als ich die Gelegenheit hatte«, sagte Lev, als sie durch das stille, verlassene Werk schlenderten. »Schon vor dem gottverdammten Streik hat sie Verluste geschrieben. Ich sollte mich an Kinos und Bars halten.« Er wedelte belehrend mit dem Finger. »Die Leute kaufen immer Schnaps, ob die Zeiten gut oder schlecht sind. Und sie gehen ins Kino, auch wenn sie es sich nicht leisten können. Vergiss das nie.«
    Greg war überzeugt, dass sein Vater nur sehr selten geschäftliche Fehler beging. »Warum hast du sie denn behalten?«
    »Sentimentalität. Als ich in deinem Alter war, habe ich in so einer Gießerei gearbeitet, in der Putilow-Maschinenfabrik in St. Petersburg.« Er ließ den Blick über die Gießöfen und Formenteile, das Hebezeug, die Drehbänke und Arbeitstische schweifen. »Aber da ging es viel schlimmer zu.«
    Die Buffalo Metal Works stellte Ventilatoren in allen Größen her, außerdem Propeller für Schiffe. Greg faszinierte die Mathematik der gekrümmten Blätter. In Mathe war er Klassenbester. »Warst du dort Ingenieur?«, fragte er.
    Lev grinste. »Das sage ich den Leuten, die ich beeindrucken möchte. In Wirklichkeit habe ich mich um die Pferde gekümmert. Ich war Stallbursche. Mit Maschinen konnte ich nie gut umgehen. Mein Bruder Grigori hatte ein Händchen dafür. Du schlägst ihm nach. Aber trotzdem, kauf dir nie eine

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