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Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman

Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman

Titel: Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Höflichkeit ziemlich wütend war.
    Boy weigerte sich, die Sache ernst zu nehmen. »Ich entschuldige mich dafür«, sagte er leichthin und wandte sich Daisy zu. »Kommen Sie, sehen Sie sich die Bibliothek an. Sie ist von Christopher Wren.«
    »Mit Vergnügen!«, rief Daisy. Sie winkte Lloyd zum Abschied und erlaubte Boy, ihren Arm zu nehmen. Lloyd wirkte enttäuscht, dass sie ihn allein ließ, was Daisy wiederum freute.
    Zwischen den Gebäuden am Westrand führte ein Weg in einen weiteren Hof, an dessen gegenüberliegendem Ende ein schmuckes Bauwerk stand. Daisy fand die Arkaden am Erdgeschoss wunderschön. Boy erklärte ihr, dass die Bücher im Obergeschoss aufbewahrt wurden, weil der Fluss Cam häufig über die Ufer trat. »Gehen wir hinauf und schauen uns den Fluss an«, schlug er vor. »Bei Nacht ist er sehr romantisch.«
    Daisy war zwanzig und unerfahren, aber sie wusste, dass Boysich nicht sonderlich für den Anblick interessierte, den Flüsse bei Nacht boten. Seit seiner Reaktion auf ihren Anblick in Männerkleidung fragte sie sich, ob er insgeheim Jungen den Mädchen vorzog. Wahrscheinlich würde sie es in Kürze herausfinden.
    »Kennen Sie wirklich den König?«, fragte sie, während Boy sie durch einen zweiten Hof führte.
    »Ja. Er ist natürlich mehr der Freund meines Vaters, aber er kommt manchmal in unser Haus. Und er ist sehr aufgeschlossen für einige meiner politischen Ideen.«
    »Ich würde ihn zu gern kennenlernen.« Daisy wusste, dass sie naiv klang, aber hier bot sich ihr die Gelegenheit, und die wollte sie sich nicht entgehen lassen.
    Sie durchquerten ein Tor und traten hinaus auf einen weichen Rasen, der zu einem schmalen, eingedämmten Flüsschen abfiel. »Wir nennen es die Backs«, sagte Boy. »Die meisten älteren Colleges besitzen Felder am anderen Ufer des Flusses.« Er legte Daisy den Arm um die Taille, als sie zu der kleinen Brücke gingen. Seine Hand wanderte wie zufällig hoch, bis sein Zeigefinger an der Unterseite ihrer Brust lag.
    Am anderen Ende der Brücke standen zwei uniformierte Collegediener Wache; vermutlich sollten sie ungeladene Gäste abweisen. Einer der Männer murmelte: »Guten Abend, Viscout Aberowen«, der andere verkniff sich ein Grinsen. Boy antwortete mit einem kaum merklichen Nicken. Daisy fragte sich, wie viele Mädchen er schon über diese Brücke geführt hatte.
    Natürlich spielte Boy aus einem ganz bestimmten Grund den Fremdenführer für sie, und so wunderte sie sich nicht, als er in der Dunkelheit stehen blieb und ihr die Hände auf die Schultern legte. »Ich muss schon sagen, du hast heute beim Abendessen bezaubernd ausgesehen.« Seine Stimme klang heiser vor Erregung.
    »Freut mich, dass es dir gefallen hat.« Daisy wusste, dass nun der Kuss kam, und die Aussicht erregte sie, aber sie war noch nicht ganz bereit. Sie legte Boy eine Hand vor die Brust und hielt ihn auf Distanz. »Ich möchte wirklich gern bei Hofe vorgestellt werden«, sagte sie. »Ist das schwer zu arrangieren?«
    »Überhaupt nicht«, erwiderte er. »Jedenfalls nicht für meine Familie. Und nicht bei jemandem, der so hübsch ist wie du.« Begierig streckte er den Kopf zu ihr vor.
    Daisy wich mit dem Oberkörper zurück. »Würdest du das für mich tun? Würdest du es einrichten, dass ich vorgestellt werde?«
    »Aber sicher.«
    Sie rückte näher an ihn heran und spürte seine Erektion. Nein, dachte sie, Jungen sind ihm doch nicht lieber. »Versprochen?«
    »Ich verspreche es«, sagte er atemlos.
    »Danke«, sagte sie, und dann ließ sie sich von ihm küssen.

    Am Samstagmittag um eins war das kleine Haus auf der Wellington Row im südwalisischen Aberowen gut gefüllt. Lloyds Großvater saß am Küchentisch, stolz wie ein Pfau. Zur einen Seite saß sein Sohn Billy, ein Bergmann, der zum Parlamentsabgeordneten für Aberowen aufgestiegen war, auf der anderen sein Enkel Lloyd, der in Cambridge studierte. Das war die »Williams-Dynastie«. Niemand hier würde sie so nennen – schon der Gedanke an eine Dynastie war undemokratisch, und die hier Versammelten glaubten an die Demokratie wie der Papst an Gott –, aber trotzdem hegte Lloyd den Verdacht, dass Grandah genau daran dachte.
    Ebenfalls am Tisch saß Onkel Billys lebenslanger Freund und Wahlkampfleiter Tom Griffiths. Lloyd war es eine Ehre, mit solchen Männern an einem Tisch sitzen zu dürfen. Grandah war ein Veteran der Bergarbeitergewerkschaft, Onkel Billy war 1919 vors Kriegsgericht gestellt worden, weil er Großbritanniens Geheimkrieg

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