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Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman

Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman

Titel: Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Willen gelassen. Innerlich schäumte er vor Wut auf sich selbst.
    »Aber können sie gewinnen?«, fragte Grandah. »Jetzt kommt es auf die Waffen an, stimmt’s?«
    »Ganz genau«, sagte Billy. »Die Deutschen und die Italiener versorgen die Aufständischen mit Waffen und Munition, dazu mit Kampfflugzeugen und Piloten. Aber der gewählten spanischen Regierung hilft niemand.«
    »Und warum nicht, zum Teufel?«, fragte Lenny wütend.
    Cara blickte vom Herd auf. Ihre dunklen mediterranen Augenblitzten vor Missbilligung, und Lloyd glaubte einen Blick auf das hübsche Mädchen zu erhaschen, das sie einst gewesen war. »In meiner Küche wird nicht geflucht!«
    »Entschuldigung, Mrs. Williams.«
    »Ich kann euch erzählen, was intern läuft«, sagte Billy, und die Männer verstummten und lauschten aufmerksam. »Der französische Premierminister, Léon Blum – ein Sozialist, wie ihr wisst –, war entschlossen, Spanien zu helfen. Mit Deutschland hatte er bereits einen faschistischen Nachbarn, einen zweiten an der Südwestgrenze konnte er nicht gebrauchen. Wenn er der spanischen Regierung Waffen schickte, hätte er nicht nur die französischen Rechtsextremen gegen sich aufgebracht, sondern auch die französischen katholischen Sozialisten. Das hätte Blum durchstehen können, hätte er britische Unterstützung erhalten. Dann hätte er sagen können, die Waffenlieferungen an die spanische Regierung seien eine internationale Initiative.«
    »Und was ist schiefgegangen?«, fragte Grandah.
    »Unsere Regierung hat es ihm ausgeredet. Blum kam nach London, und unser Außenminister, Anthony Eden, eröffnete ihm, dass wir ihn nicht unterstützen würden.«
    Grandah war verärgert. »Wieso brauchte er Unterstützung? Wie kann sich ein sozialistischer Ministerpräsident von der konservativen Regierung eines anderen Landes einschüchtern lassen?«
    »Weil auch in Frankreich die Gefahr eines Militärputsches besteht«, sagte Billy. »Die dortige Presse ist verbissen rechtsextrem und peitscht die eigenen Faschisten bis zum Blutrausch auf. Blum kann sie mit britischer Unterstützung niederkämpfen, aber aus eigener Kraft wohl nicht.«
    »Also gibt unsere konservative Regierung schon wieder dem Faschismus nach!«
    »Alle Torys haben in Spanien investiert – in Wein, Textilien, Kohle, Stahl. Nun haben sie Angst, die Volksfront-Regierung könnte sie enteignen.«
    »Und Amerika? Amerika glaubt an die Demokratie. Die USA werden doch sicher Waffen an Spanien verkaufen!«
    »Sollte man glauben, nicht wahr? Aber in den Vereinigten Staaten gibt es eine finanzstarke katholische Lobby, angeführt voneinem Millionär namens Joseph Kennedy, die gegen jede Hilfe für die spanische Regierung ist. Und ein demokratischer Präsident braucht die Unterstützung der Katholiken. Roosevelt würde nichts tun, was den New Deal gefährdet.«
    »Na, wir können etwas tun«, sagte Lenny Griffiths, und ein Ausdruck von jugendlichem Trotz erschien in seinem Gesicht.
    »Und das wäre, Len, mein Junge?«, fragte Billy.
    »Wir können nach Spanien gehen und kämpfen.«
    »Red keinen Blödsinn, Lenny«, sagte sein Vater.
    »Viele reden darüber, nach Spanien zu gehen, auf der ganzen Welt, sogar in Amerika. Sie wollen Freiwilligeneinheiten bilden und an der Seite des regulären Heeres kämpfen.«
    Lloyd setzte sich auf. »Wirklich?« Davon hatte er noch nie gehört. »Woher weißt du das?«
    »Ich habe im Daily Herald darüber gelesen.«
    Lloyd war wie elektrisiert. Freiwillige gingen nach Spanien, um sich mit der Waffe in der Hand den Faschisten entgegenzustellen!
    Tom Griffiths sagte zu Lenny: »Du gehst da jedenfalls nicht hin, Schluss, aus.«
    »Erinnerst du dich noch an die Jungen, die sich für älter ausgegeben haben, als sie waren, damit sie im Großen Krieg kämpfen konnten?«, sagte Billy. »Von denen gab’s Tausende.«
    »Und die meisten waren zu nichts zu gebrauchen«, erwiderte Tom. »Ich erinnere mich noch an den Burschen, der geheult hat, als wir an der Somme waren. Wie hieß er gleich, Billy?«
    »Owen Bevin. Er ist getürmt, nicht wahr?«
    »Oh ja, direkt vor ein Erschießungskommando. Diese Hunde haben ihn wegen Fahnenflucht füsiliert. Er war erst fünfzehn, der arme Kerl.«
    »Ich bin sechzehn«, warf Lenny ein.
    »Ja«, sagte sein Vater. »Das ist mal ein großer Unterschied.«
    »Lloyd wird in ungefähr zehn Minuten seinen Zug nach London verpassen«, sagte Grandah.
    Lloyd war von Lennys Offenbarung so gebannt gewesen, dass er die Uhr nicht im Auge

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