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Winter - Erbe der Finsternis (German Edition)

Winter - Erbe der Finsternis (German Edition)

Titel: Winter - Erbe der Finsternis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Asia Greenhorn
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Muskeln wollten ihr nicht gehorchen. Dabei sollte sie am Abend doch noch Auto fahren …
    »Ich sagte, fahren Sie noch mal in Urlaub, bevor die Schule Ihrer Enkelin wieder anfängt?«, wiederholte Penny Ford.
    Marion atmete tief durch und versuchte, den plötzlichen Schwindelanfall unter Kontrolle zu bekommen.
    »Ach, nein … Ich bin nur gerade ziemlich beschäftigt.«
    Der Raum begann wieder zu wanken, und Marion fragte sich, ob sie es überhaupt schaffen würde zu verreisen. Doch sie konnten die Abreise nicht länger aufschieben.
    Vorausgesetzt, es ist nicht bereits zu spät!
    Marion Starr wusste, was das Treffen am Vormittag zu bedeuten hatte.
    Unvermittelt befiel sie noch stärkerer Schwindel, und sie sank langsam in die Knie, um nicht hinzufallen.
    Ihr Kopf fühlte sich an wie unter einer Glocke, und sie sah alles unscharf.
    »Ist Ihnen nicht gut, Madam?«
    Penny Ford näherte sich beunruhigt, doch Marion nahm es kaum wahr.
    »Kommen Sie, Mrs Starr, ich helfe Ihnen auf!«
    Sie fasste Marion um den Rücken und begann sie hochzuziehen. Doch auch das half ihr nicht, das Bewusstsein wiederzuerlangen.
    Als Winter nach einer anstrengenden Shoppingtour nach Hause kam, war es bereits nach sechs Uhr. Sie war etwas erstaunt, als niemand auf ihr Klingeln reagierte.
    Offenbar vergnügt sich sogar Oma beim Einkaufen mehr als ich!
, dachte sie mit leichter Ironie, während sie den Hausschlüssel im Türschloss drehte.
    Sie musste dringend etwas Kühles trinken und sich die Schuhe ausziehen.
    Im Gegensatz zu ihrer Großmutter war Winter der Meinung, dass ein Einkaufsbummel bei der Hitze eine raffinierte Form von Masochismus darstellte, und die Rückkehr in die häusliche Ruhe erschien ihr kurzzeitig wie ein Traum.
    Sie schlüpfte in ein uraltes, übergroßes T-Shirt und ausgebeulte kurze Hosen, deren einziger Vorzug darin bestand, bequem zu sein, und zog eines der neu erstandenen Bücher aus den Einkaufstüten. Den Ventilator vor sich und eine Flasche kühles Wasser daneben, legte sie sich auf ihr Bett und versank in der Lektüre.
    So lässt sich’s leben!
, dachte sie.
    Erst sehr viel später, als das Abendlicht bereits dämmrig wurde, tauchte sie wieder aus der Lektüre auf. Sie schreckte hoch, als das Telefon läutete.
    »Hallo?«, sagte sie lustlos und schalt sich einen Dummkopf, weil sie erschrocken war.
    Doch dann wich jeder Ausdruck aus ihrem Gesicht, und ihre Augen weiteten sich vor Überraschung und Sorge.
    »Winter Starr?«
    »Am Apparat.«
    »Ich bin Dr. Jonathan Taylor vom St-Charles-Krankenhaus. Es geht um Ihre Großmutter …«
    Winter schluckte, um die Tränen zurückzudrängen, denn ihre Großmutter war ihre ganze Familie.
    A ls das Auto der Winstons auf dem Krankenhausparkplatz anhielt, hatte Winter feuchte Augen, und auch Madison war schrecklich beunruhigt.
    Marion Starr war seit einigen Stunden auf der Intensivstation.
    »Es tut mir so leid, Liebes«, sagte Susan Bray. Sie hatte sich sofort bereit erklärt, Winter zum Krankenhaus zu fahren.
    Susan Bray war die Rechtsanwältin der Vormundschaftsbehörde, die sich seit Ewigkeiten um Winter und ihre Großmutter kümmerte, eine drahtige Frau mit einem schmalen Mund, der normalerweise mild lächelte.
    In dem Moment jedoch stand ein aufrichtig betrübter Ausdruck auf ihrem hageren und reifen Gesicht.
    »Ich werde nachher noch einmal mit den Ärzten sprechen, um mehr zu erfahren …«
    Winter ertrug alles schweigend, sie sah einfach nur dem Minutenzeiger der Uhr im Wartesaal zu, dessen Ticktack im Stimmengewirr der Besucher unterging.
    Die Anwältin warf ihr hin und wieder besorgte Blicke zu.
    »Trink, Win!«, sagte Madison und reichte ihrer Freundin einen Kaffee aus dem Getränkeautomaten.
    Dabei lächelte sie, um die Spannung zu lösen, und zog dann die Augenbrauen zu einer komischen strengen Miene zusammen.
    Winter trank den Kaffee. Sie verbrannte sich die Zunge und nahm kein Aroma wahr.
    Es war bereits nach Mitternacht.
    »Wo willst du heute Nacht schlafen, Winter?«, fragte Susan und legte ihr eine Hand auf die Schulter.
    Winter lächelte gezwungen.
    »Wahrscheinlich hier, Susan. Ich gehe nicht fort, bevor ich nicht weiß, was mit Oma los ist …«
    Die Anwältin seufzte, versuchte abzuschätzen, wo die Grenze ihrer beruflichen Kompetenzen verlief, und plante rasch die nächsten Schritte.
    Sie war zum Glück eine praktische Frau, und nach all den Jahren, in denen sie sich um die beiden Starrs gekümmert hatte, war sie auf einen Fall wie diesen gefasst

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