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Winter - Erbe der Finsternis (German Edition)

Winter - Erbe der Finsternis (German Edition)

Titel: Winter - Erbe der Finsternis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Asia Greenhorn
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sie einen Augenblick lang in Panik.
    Dann knipste sie die Nachttischlampe an und sah den Anhänger auf dem Nachtschränkchen, genau dort, wo sie ihn am Abend nach dem Duschen hingelegt hatte.
    Ihre Hände zitterten so stark, dass es ihr erst beim dritten Versuch gelang, die Kette zu schließen.
    Der Anhänger war ein Erbstück ihrer Eltern, der einzige Beweis, dass es sie tatsächlich einmal gegeben hatte.
    Der Gedanke verflog bald wieder, wie immer.
    An dem Tag betrat Winter das Klassenzimmer mit gesenktem Kopf. Nachdem sie durch den Albtraum aus dem Schlaf gerissen worden war, hatte sie ihre Augenringe im Spiegel betrachtet und sich noch mutloser gefühlt. Von schwarzen Schatten umrandet, schimmerten ihre Augen feucht und gerötet.
    Das war nicht gerade ein Highlight am zweiten Schultag.
    Deshalb trug sie die Haare offen und hoffte, sie würden ihr Gesicht ausreichend bedecken.
    Da Winter nicht wusste, wohin sie sich setzen sollte, nahm sie in der dritten Reihe neben Lorna Carter Platz, dem Mädchen mit dem herzförmigen, lächelnden Gesicht. Sie war die Einzige im Raum, an deren Namen sie sich erinnerte.
    Winter hätte sich gern weiter hinten hingesetzt, doch als sie auf der Suche nach einem Platz durch die Bankreihen ging, kreuzten ihre Augen zu viele aufdringliche Blicke.
    »Bonjour!«, rief kurz darauf eine nicht mehr ganz junge, hochgewachsene und schlanke Frau. Sie trug eine Hornbrille an einer Goldkette um den Hals und ein strenges Kleid, das perfekt zu ihrem Gesichtsausdruck passte.
    »Die Wace«, murmelte Lorna mit einem Seitenblick. »Sie ist nicht so fies, wie sie aussieht …«
    Winter bedankte sich mit einem Lächeln.
    Die Lehrerin holte zu einem französischen Monolog aus, der so lang und so schnell gesprochen war, dass Winter bereute, überhaupt zur Schule gekommen zu sein. Jetzt, wo ihr Adrenalinspiegel allmählich wieder sank, überkam sie eine entsetzliche Müdigkeit.
    Winter setzte sich so unbequem hin, wie sie nur konnte, und versuchte, sich Notizen zu machen.
    »Lorna«, flüsterte kurz darauf eine männliche Stimme. »Hey, Lorna …«
    Die Stimme kam von der Bank hinter ihnen.
    »Dreh dich nicht um«, sagte Lorna zu ihr. »Es ist Cameron Farland …«
    Sie sagte es in einem Ton, als würde der Name allein schon alles erklären, aber Winter sagte er natürlich nichts.
    Es war vielmehr die Verkrampfung in den Schultern des Mädchens, die ihre Aufmerksamkeit auf sich zog. Lorna mit ihrem fröhlichen Lächeln wirkte nicht so, als könnte eine solche Lappalie sie aus der Fassung bringen.
    »Ach, komm schon, Lorna!«
    In der Stimme schwang etwas mit, eine Nuance. Vielleicht die Gewissheit, dass Lorna sich schließlich doch umdrehen würde, und Winter nahm an, dass es sich um einen allzu beharrlichen Exfreund handelte.
    Ihre Banknachbarin lächelte jetzt nicht mehr. Sie war angespannt, nervös.
    »Ich ertrag ihn nicht, wenn er sich so benimmt!«, sagte sie unvermittelt.
    Sie strich sich mit einer unbeholfenen Bewegung eine Haarsträhne hinter das Ohr und senkte den Kopf über das Heft, als die Lehrerin für einen Moment in ihre Richtung sah.
    »Ich meine, eigentlich mag ich ihn schon irgendwie … Aber er behandelt alle wie Hunde, nach denen man nur zu pfeifen braucht. Die sind alle so.«
    Lorna schnaubte und Winter konnte sich nicht mehr zurückhalten.
    »Wer … die?«, wollte sie wissen.
    »Die Nox natürlich.«
    In dem Moment beschloss Cameron Farland, dass er nun genug gewartet hatte.
    »Lorna, ich habe Kunst in der nächsten Stunde …«
    Da hielt Winter sich nicht länger an Lornas Ratschlag, drehte sich um und musterte ihn.
    Es war ein harter Schlag, denn Winter fand eigentlich, dass es Typen wie ihm nicht erlaubt sein dürfte, so gut aussehend zu sein.
    Doch offenbar hatte sich niemand je die Mühe gemacht, Cameron Farland darüber aufzuklären …
    Winter musste sich abwenden, um nicht zu erröten, denn auf den ersten Blick erschien er ihr schlicht perfekt. Funkelnde, leicht schräg geschnittene Augen, bernsteinfarbene Haare, ein kleiner, gut gezeichneter Mund und ein faszinierender, leicht kapriziöser Gesichtsausdruck.
    »Du bist die Neue, richtig?«, fragte er mit Engelsmiene.
    »Ja. Und du bist der, mit dem Lorna nicht sprechen will.«
    Sie hatte tief durchatmen müssen, bevor sie ihm antworten konnte, und durch ihre Verlegenheit war die Antwort ziemlich undiplomatisch ausgefallen. Doch in dem Moment kam die Welt wieder in Ordnung.
    Der Junge war gar nicht so perfekt. Er hatte

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