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Winter - Erbe der Finsternis (German Edition)

Winter - Erbe der Finsternis (German Edition)

Titel: Winter - Erbe der Finsternis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Asia Greenhorn
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eingravierten Sonne schoss ihr durch den Kopf, aber sie war viel zu verwirrt, zu erschüttert, um sich irgendeine Frage zu stellen.
    Sie wünschte sich nur, von hier wegzukommen, weit weg von diesem fürchterlichen Albtraum.
    »Das Abkommen zwischen den Familien und dem Orden der Nacht sollte uns allen ein friedliches Zusammenleben garantieren. Dazu dient der Pakt. Der Preis, den wir dafür bezahlt haben, war sehr hoch, viele Menschen haben ihr Leben verloren, aber es war der Beginn einer neuen Ära …«
    Winter hörte ihm fassungslos zu. Als ihr Blick langsam umherzuschweifen begann, lächelte Vaughan ihr zu, als würden sie ein Geheimnis teilen.
    »Ich denke, das hier ist die Antwort auf einen Großteil deiner Fragen, Winter«, sagte er. »Der Konflikt, der dem Pakt vorausging, war so heftig, dass wir gezwungen waren, den alten Ratssitz niederzubrennen, um ihn zu bewahren. Der Pakt hat den Gewaltausschreitungen schließlich ein Ende bereitet … bis jetzt zumindest.«
    »Ausgerechnet jetzt, unmittelbar vor der Erneuerung des Pakts …«, murmelte Griffith vor sich hin.
    Sie nahmen die Gespräche wieder auf, ihre Stimmen überlagerten sich, und Winter konnte es nicht mehr ertragen.
    »Warum habt ihr mir das alles erzählt? Gab es keine Alternative oder …«
    Sie brach ab, von plötzlicher Atemnot ergriffen.
    Morwenna war versucht, sie in den Arm zu nehmen, doch Winters brennender, vorwurfsvoller Gesichtsausdruck hielt sie zurück.
    Sie griff nach Winters Hand.
    »Es ist auch
deine
Geschichte, Winter. Susan Bray konnte die Unruhen nicht vorhersehen, die sich hier ereignen. Sie gehört ebenfalls zu den Familien und wusste, was sie tat, als sie dich uns anvertraut hat … Die Familien haben sich von Anfang an deiner angenommen, weil deine Großmutter eine von uns ist …«
    »Nein«, flüsterte Winter. »Nein! Das kann nicht wahr sein!«
    Sie wollte nichts mehr hören, wollte gar nicht mehr daran denken. Sie konnte nicht glauben, dass ihre Großmutter tatsächlich …
    Ja, aber dann … Was war mit ihren Eltern?
    Ihr wurde schwarz vor den Augen, als sie erkannte, dass man sie immer angelogen hatte. Ihr schien, als hätte man ihr das ganze Leben entrissen.
    Ein Schluchzen würgte in ihrer Kehle, eine unendliche Traurigkeit explodierte mit der Wucht eines Wirbelsturms in ihr.
    Dann überkam sie eine eisige Ruhe.
    Als sie den Sitz des Nox-Klubs verließ, warf Winter dem Lehrer einen letzten Blick zu.
    »Nein, ich glaube nicht an das Schicksal«, sagte sie ernst.
    Er erwiderte ihren Blick, leicht erstaunt.
    »War nicht das die richtige Frage?«
    Der Vampir lächelte flüchtig.
    W as zum Teufel tust du denn hier?«
    Madison machte ihr verblüfft die Tür auf.
    Winter gab keine Antwort. Sie versank in Madisons Armen und drückte sie ganz fest.
    Madison roch nach Zuhause, nach einem sicheren Ort, nach Frieden. Sie hatte den Geruch ihres alten Lebens an sich.
    »Stell mir keine Fragen, Mad!«, bat sie und atmete tief den Tabakduft des punkigen T-Shirts ein.
    Das war die altvertraute Madison, mit den zwei unordentlichen rotbraunen Zöpfchen, den Resten einer grünen Strähne und der zerrissenen Jeans.
    Winter seufzte erleichtert.
    Dann legte Madison ihr die Hände auf die Schultern und hielt sie ein wenig auf Distanz, um ihren verstörten Gesichtsausdruck zu mustern.
    »Du hast recht, das ist nicht der Moment«, stimmte sie zu und runzelte die Stirn. »Komm, wir gehen auf die Piste.«
    Die winzige Polizeidienststelle von Cae Mefus hatte so wenig mit Scotland Yard gemeinsam, wie man sich nur vorstellen kann. Sie war in ein paar Räumlichkeiten des alten Gebäudes untergebracht, in dem sich die Stadtverwaltung befand. Die altmodischen Neonlampen waren verstaubt und die Computer nicht gerade auf dem neuesten Stand der Technik, doch Evans mochte sein Büro.
    Es bestand aus einem Eingangsraum und einem Dienstraum mit einem hellen Metallaktenschrank, zwei Schreibtischen und einer Kaffeemaschine, die ein kalkhaltiges, aber im großen Ganzen trinkbares Gebräu produzierte.
    Evans war eben von einem Rundgang durch den Ort zurückgekommen und saß am größeren der beiden Schreibtische. Er nahm seine Tasse in die Hand und seufzte, als er den feuchten, kreisrunden Rand bemerkte, den sie auf einem Artikel der lokalen Wochenzeitung hinterlassen hatte. Er angelte ein Blatt Durchschlagpapier aus der Pappschachtel unter einem Stapel Papierkram und versuchte ohne allzu großen Eifer, den Schmutzrand wegzuwischen.
    Der Journalist

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