Winter - Erbe der Finsternis (German Edition)
Gedanken ein. Er erhob sich, in der Hoffnung, ein paar Schritte würden ihm helfen, seine Gedanken zu ordnen.
»Ich nähere mich der Grenze dessen, was ich ertragen kann«, murmelte er zwischen den Zähnen.
»Dann lass mich doch allein mit meinen Zweifeln«, platzte Winter eher zornig als erschrocken heraus.
Der Junge hob die Augen zum Himmel.
Es war ein Riesenfehler. Es war gegen alle Regeln. Konnte er sich tatsächlich einbilden, es wäre der richtige Weg, sie zu beschützen?
»Ich wäre überglücklich, wenn ich es könnte«, gab er zu, »doch ich denke, wir sollten der Sache auf den Grund gehen …«
Der Unwille im Gesicht des Mädchens milderte sich nur leicht.
Sie berührte die Kristallkugel und seufzte.
»Meine Großmutter hat mir gesagt, der Anhänger sei ein Geschenk meines Vaters. Und um ehrlich zu sein, hat sie mich schwören lassen, ihn nie abzulegen …« Sie schüttelte missbilligend den Kopf. »Aber ich bin offenbar nicht allzu gehorsam …«, fügte sie enttäuscht hinzu.
»Nein, bist du nicht«, betonte der Vampir mit einer gewissen Befriedigung, »doch was du sagst, hilft uns nicht viel weiter. Außer dass wir jetzt wissen, dass der Ratschlag deiner Großmutter sehr weise war.«
Winter war versucht zu widersprechen. Sie würde jederzeit wieder genauso handeln, wenn sie dafür noch einmal empfinden könnte, was sie eben empfunden hatte.
Und wenn anstelle von Rhys jemand anders mit dir zusammen gewesen wäre?,
wandte eine Stimme ein, die stark an die Stimme ihres Gewissens erinnerte.
Zum Beispiel der Vampir, der vor ein paar Tagen ins Haus der Chiplins eindringen wollte …
Dann wäre sie jetzt mit großer Wahrscheinlichkeit einfach tot.
»Aber wie ist es möglich?«, fragte sie nur.
Er zuckte mit den Schultern.
»Was hast du eben empfunden, Rhys?«
Eine ganze Menge
, dachte der Vampir mit einem gewissen Unbehagen. Er überlegte rasch, welche Informationen er ihr geben konnte.
»Ich habe gespürt, dass die MACHT dich umgibt«, verriet er spontan. »Es ist eine sehr … faszinierende Empfindung für uns, so als würdest du darum flehen, gebissen zu werden.«
Sie kehrten Hand in Hand nach Cae Mefus zurück.
Als die ersten Wohnhäuser in Sicht kamen, umarmte Rhys sie ein letztes Mal.
»Behalt den Anhänger immer an, solange wir nicht mehr darüber wissen«, bat er sie eindringlich und strich ganz leicht mit dem Handrücken über ihre Wange.
Winter verzog die Lippen zu einem scheuen Lächeln.
Nachdem sie sich getrennt hatten, kehrte sie nach Hause zurück und fühlte sich seltsam leicht.
Sie hatte Lust zu rennen, zu lachen.
Gareth und Eleri sahen im Wohnzimmer fern, gleichzeitig diskutierten sie mit leiser Stimme und achteten nicht besonders auf den Trickfilm, von dem Dai hingegen gefesselt war.
Winter setzte sich mit einem breiten Lächeln im Gesicht auf die Armlehne des Sofas.
»Du bist gut gelaunt heute Abend«, bemerkte Eleri.
»Ich bin zu jung, um immer nur deprimiert zu sein«, antwortete sie und streckte die Hand nach der Chipstüte auf dem Tischchen aus.
»Sehr gut!«, stimmte Eleri zu. »Dann kommst du also Samstag auch ins Manaros?«
»Ja, ich denke schon.«
Beunruhigend war, dass Gareth sie anschaute, als ob er gleich einen Exorzisten rufen wollte. Sie war wahrscheinlich ein wenig zu gut gelaunt im Vergleich zu ihren normalen walisischen Tagen.
Außerdem hatte sie Hunger. Sie hatte seit Ewigkeiten keinen solchen Appetit mehr gehabt.
An dem Abend erschienen ihr sogar die Farben lebendiger.
Der Bergkristall besteht aus Siliziumdioxid und ist eine transparente und farblose Quarzart.
Das auf der ganzen Welt vorkommende Mineral ist seit der Antike bekannt und fand zahlreiche Arten der Verwendung.
Im Gegensatz zu den meisten Steinen ist der Bergkristall trotz seiner klaren Farbe ein ausgesprochen widerstandsfähiger Edelstein.
Dank seiner Transparenz und der Fähigkeit, das Licht in die irisierenden Farben des Spektrums zu zerlegen, wurden ihm einst magisch-religiöse und therapeutische Kräfte zugeschrieben, die durch die heutige Kristalltherapie bestätigt sind.
Man glaubte, der Bergkristall könnte innere und äußere negative Energien zerstreuen sowie vor Unglück schützen.
Daher wurde er häufig als schützendes Amulett gegen Fieber und Störungen in Körper oder Seele eingesetzt.
Man glaubte ebenfalls, Bergkristallkugeln könnten die Zukunft anzeigen.
Anderen Überlieferungen zufolge birgt dieser Stein Energien, die Ausgeglichenheit und innere Ruhe
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